1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Landkreis Mansfeld-Südharz
  6. >
  7. Fußball: Fußball: Oliver Göschick ist ausgepowert

Fußball Fußball: Oliver Göschick ist ausgepowert

Von Ralf kandel 30.01.2013, 17:41

sangerhausen/MZ. - An den 8. September des vergangenen Jahres kann sich Oliver Göschick noch gut erinnern. An die Niederlage im Elfmeterschießen, die er mit dem VfB Sangerhausen in der 2. Runde des Krombacher-Landespokals gegen die TSV Völpke einsteckte. Niederlagen, auch wenn sie so unglücklich sind, gehören nun einmal für einen Fußballer dazu. Dennoch war die Partie etwas Besonderes für ihn, doch das stellte sich erst im Nachhinein heraus. Sie blieb vorerst sein einziges Pflichtspiel für die Verbandsliga-Vertretung aus der Rosenstadt. In den folgenden 145 Tagen stand der 27-Jährige nie mehr für den VfB auf dem Rasen. Jetzt folgte der absolute Tiefpunkt.

"Der Vertrag zwischen mir und dem VfB Sangerhausen ruht im gegenseitigen Einvernehmen bis auf weiteres", so Göschick. "Es geht einfach nicht mehr weiter", fügt er resignierend und erklärend hinzu.

Dabei begann die Liaison zwischen dem VfB Sangerhausen und Oliver Göschick so hoffnungsvoll. Der Offensivspieler wechselte vor der Saison von Union Mühlhausen zum VfB. Gemeinsam mit den Rückkehrern Andre Meyer, Frank Schneider und Marcus Bäcker und weiteren Neuzugängen sollte und wollte er für neuen Schwung im Sangerhäuser Spiel sorgen. Es blieb beim Wollen. Göschick kam einfach nicht "in die Pötte." Schuld daran hatte eine schwere Verletzung am Syndesmoseband, die er sich am 5. Mai im Punktspiel der Thüringen-Liga gegen Eintracht Sondershausen zugezogen hatte. Sie besiegelte, zumindest vorerst, das Ende seiner Karriere als Leistungssportler.

Dabei war es noch nicht einmal die Verletzung, die Göschick so total aus der Bahn warf. Viel mehr waren es psychologische Gründe, die für das Karriere-Aus sorgten. "Der Körper hat ganz einfach ein Zeichen gesetzt. Es ging nicht mehr so weiter wie bisher", sagt Göschick. Und spricht von Symptomen, wie bei einem Herzinfarkt.

Das "wie bisher" beschreibt er so: "Ich hatte einen Achtstunden-Tag auf Arbeit. Dann kamen die Fahrt zum Training, das Training selbst, und dazu das Privatleben." Zu viel für den 27-Jährigen. "Die Anforderungen auf Arbeit und im Sport wurden immer größer. Diese Doppelbelastung wird von den Menschen ganz einfach unterschätzt. Daran hat auch der Tod von Robert Enke nichts geändert", fügt er hinzu. Enke, Torhüter der Deutschen Fußball-Nationalmannschaft beging nach Depressionen im Jahr 2009 Selbstmord.

Der Weg in die Erkenntnis, dass es so wie bisher einfach nicht mehr weitergeht, war für Göschick dabei ebenso lang, wie schmerzlich. Zunächst sah er sich dabei auf einem guten Weg. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Laufeinheiten bereiteten ihm keine Probleme mehr. Doch dann ging es gesundheitlich bergab. Erschöpfungszustände machten sich breit, Antriebslosigkeit kam hinzu, Schlaflosigkeit ebenfalls. "Ich hatte einfach Angst umzufallen", beschreibt er diesen Zustand. Und erklärt ihn mit einfachen Worten. "Der Körper hat bis dahin immer Vollgas gegeben. Die Ruhephase war einfach Gift." Trotzdem hat der ehemalige Oberliga-Fußballer versucht, wieder Boden unter den Füßen zu gewinne. "Ich habe immer versucht, mich an die Mannschaft heran zu kämpfen, doch mein Körper hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Leistungssport war einfach nicht mehr möglich. Die Angst vor Belastung ist da. Ich packe es einfach nicht, an meine Leistungsgrenzen zu gehen."

Oliver Göschick zog schließlich die Konsequenzen und den Schlussstrich in dem Dilemma. Er begab sich zur Behandlung in eine Klinik und holte sich professionelle Hilfe. "Das Ganze ist für einen Laien schwer nachvollziehbar", sagt er nachdem er nun wieder "draußen" ist.

Und er ist dankbar. "Meine Freundin Claudia und meine Familie haben mich ganz toll unterstützt und mir Halt gegeben. Auch beim VfB war man immer für mich da, vor allem der Trainer und der Präsident Gerald Schramm."

Apropos Schramm. Der VfB-Chef macht Göschick Hoffnung: Die Tür für ihn bleibt offen. Er soll sich auf seine Gesundheit konzentrieren. Wenn Oliver Göschick wieder fit ist, können wir seinen Vertrag wieder in Kraft setzen."

Ob der vorläufige Abschied ein Aus für immer vom Leistungssport ist? Oliver Göschick weiß es nicht. "Ich habe es letzte Woche noch einmal probiert. Und gemerkt, es macht ganz einfach keinen Sinn mehr. Jetzt ist erst einmal Schluss." Bleibt also abzuwarten, ob Göschick noch einmal zurückkehrt auf den Rasen, oder ob das Pokalspiel gegen Völpke sein letztes Spiel als Leistungssportler im Amateurfußball bleibt.