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Fussball Fussball: FSV-Spieler müssen in «Hamsterrad»

Von WOLFRAM BAHN 26.07.2011, 08:07

HETTSTEDT/MZ. - "Ich bin gespannt, wie fit meine Spieler sind", sagt Coach Ulf Buchmann, der als DFB-Stützpunktrainer die Materie kennt, vor der Belastungsserie.

Für die FSV-Kicker wie Christian Dannat, Markus Plaha, Sven Helling, Marcel Gürtler und Adrian Gebhardt, die an diesem Tag auf dem Nebenplatz des FSV ein Testteam bilden, ist die Prozedur dagegen ungewohnt. "Mal sehen, was ich körperlich noch drauf habe", meint Dannat, einer der Führungsspieler der Hettstedter Mannschaft, mit gemischten Gefühlen.

Sein Team ist in der zurück liegenden Saison nur mit Ach und Krach dem Abstieg in die Landesklasse entronnen. Der Grund: Viele Spieler waren nach der Winterpause kräftemäßig eingebrochen.

"Das wollen wir natürlich nicht noch einmal miterleben", so der Vereinsvorsitzende Oliver Schlenker. Als er vor einiger Zeit eher zufällig davon erfuhr, dass in der Hettstedter Helios-Klinik ein neues Institut für Leistungsdiagnostik und Trainingsbetreuung sein Domizil bezogen hat, sah er seine Chance gekommen. Die Klinik unterstützt als Sponsor das Vorhaben, das auch von einem Hettstedter umgesetzt wird.

Denn hinter dem Institut verbirgt sich der Sportwissenschaftler Paul Benjamin Reczel, der in Wippra geboren und in der Wipperstadt aufgewachsen ist, ehe es den heute 25-Jährigen zum Studium nach München zog. Mehr noch: Reczel hat einst bei der Hettstedter C-Jugend die Töppen geschnürt. Er kennt also auch den Verein, der jetzt seine Dienste in Anspruch nimmt. Ein Angebot der Helios-Klinik und die Liebe haben ihn wieder ins Mansfelder Land gelockt. "Ich wollte mich unbedingt selbständig machen, was aber in München ziemlich schwierig ist", erzählt er, während seine Freundin Wiebke Mehwald aus den Ohrläppchen der Spieler einen Tropfen Blut abzapft.

Die 26-Jährige stammt aus dem Hettstedter Raum und studiert jetzt Biochemie in Halle. Und sie hilft ihrem Freund beim Aufbau seines Instituts. Mittlerweile betreut Reczel, der eine Zeitlang Enduro gefahren ist und sich inzwischen dem Triathlon verschrieben hat, schon etliche Athleten, die sich durch die wissenschaftliche Begleitung einen weiteren Leistungssprung erhoffen. Das ist auch das Ziel von FSV-Trainer Buchmann, der die Mannschaft vor Beginn der neuen Saison übernommen hat.

Er könne durch den Lactattest wichtige Aufschlüsse über den Fitnesszustand eines jeden Spielers bekommen, sagt der 46-jährige Fußball-Lehrer. Und danach will er individuelle Trainingspläne aufstellen. Eines weiß er auch ohne die Tests: "Die Spieler brauchen ordentliche Kondition, sonst können wir uns alles andere schenken."

Und da hat er einiges zu tun, wie der Ausdauertest mit stufenweiser Steigerung gezeigt hat. Nach der ersten Runde sehen die abgelesenen Pulswerte noch ganz gut aus. Schon in der zweiten Runde legen sich die ersten Kräusel auf Reczels Stirn. Das wird in den folgenden Runden des Stufentests mit steigendem Lauftempo nicht besser, im Gegenteil. "Oh, das ist allerhand", entfährt es dem diplomierten Sportwissenschaftler mit Blick auf die Zahlen, die seine Freundin ins Protokoll schreibt. "Ich habe es geahnt", räumt Marcel Gürtler ein, der sich wie in einem "Hamsterrad" fühlt. Ob das alles was bringt, wird sich zeigen, wenn die Punktspiele wieder beginnen.