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Ex Rad-Profi Ex Rad-Profi: Thomas Liese kehrte nach 14 Jahren zurück zur Tour de France

Von Ralf Kandel 01.08.2017, 08:00
Thomas Liese mit seiner Frau Monika und Söhnchen Maximilian
Thomas Liese mit seiner Frau Monika und Söhnchen Maximilian Ralf Kandel

Grillenberg - Thomas Liese nimmt seinen Sohn auf den Arm, ganz vorsichtig, sachte. „Maximilian wird mal ein richtiger Radfahrer, der hat jetzt schon richtige Kraft“, sagt der Grillenberger. Dann lacht er. Im Stillen hofft der 47-Jährige natürlich, dass er seinem Kleinen die Radsportgene mitgegeben hat. Schließlich war Liese ein erfolgreicher Profi. Bahnrad-Weltmeister war er und Teilnehmer bei der Tour de France. Die Frankreich-Rundfahrt bestritt er im Jahr 2003, fuhr damals an der Seite von Jan Ullrich. Liese wurde 136., Ulrich belegte Rang zwei.

Thomas Liese fährt fünfte Etappe der Tour de France im Begleitfahrzeug mit

Jetzt, 14 Jahre später, kehrte der gebürtige Sangerhäuser zur Tour zurück. Er war beim Prolog in Düsseldorf dabei und saß in einem Begleitfahrzeug auf der fünften Etappe. „Jetzt habe ich mal das Rennen von der anderen Seite her gesehen“, sagt er und stellt Vergleiche an: „Ich glaube, jetzt geht es etwas ruhiger zu als damals. Zu unserer Zeit gab es viele Tage, da sind wir einen 41er Schnitt gefahren, jetzt waren es durchschnittlich 39 Kilometer pro Stunde. Alles ist etwas gesitteter geworden.“ Dann bekräftigt er, nachdenklich, noch einmal: „Ich glaube wirklich, es geht ruhiger als zu meiner Zeit zu.“

Aber es sei auch interessanter, meint Liese. „Es war die spannendste Tour seit 2003. Klar konnte man davon ausgehen, dass Froome gewinnt. Aber man hat gesehen, dass er kein Radsport-Gott ist“, erklärt der ehemalige Radsport-Profi und hat noch einen weiteren Unterschied ausgemacht: „Armstrong hatte früher zwei, drei Helfer an seiner Seite. Jetzt sind die Kapitäne in den entscheidenden Momenten der Etappen allein.“

Eben jene Etappen hat sich Thomas Liese im Fernsehen angeschaut. Meistens die Zusammenfassungen auf Eurosport. Tagsüber kommt Liese kaum noch dazu, sich mit Radsport zu beschäftigen. Er ist im Vertrieb der Firma Mavic, die vorrangig alles, was mit Fahrrädern zu tun hat, im Angebot führt, tätig. Und er ist so unheimlich viel auf Achse. Seine Touren mit dem Auto führen ihn von Grillenberg aus bis nach Zittau oder Hamburg, erzählt er.

Selbst klettert Thomas Liese kaum noch aufs Rad. „In Spitzenjahren waren es 30.000 Kilometer, die ich pro Jahr gefahren bin. Jetzt sind es vielleicht noch 1.500“, sagt er, schaut an sich herunter und fügt selbstkritisch hinzu: „Obwohl ich mehr machen müsste. Aber die Zeit…“

Ex-Profi Thomas Liese glaubt an eine Zukunft für den Radsport

Aber was wäre, wenn der kleine Maximilian, den mittlerweile Mutti Monika im Arm hält, einmal Radsportler werden möchte? „Ich hoffe schon, dass er irgendwann mal Sport macht. Aber ich zwinge ihn nicht dazu, Radsportler zu werden“, sagt Thomas Liese.

Sieht der Ex-Profi eine Zukunft für seine Sportart? „Ich denke schon, dass es mit dem Radsport wieder aufwärts gehen wird. Der große Einschlag war im Jahr 2006. Aber jetzt hat der Radsport seine Strafe abgesessen. Der Radsport kommt zurück, begeistert die Leute. Das hat man beim Tourauftakt in Düsseldorf gesehen. Es gibt doch keine Sportart, in der man als Zuschauer so nah an den Sportlern ist“, zeigt sich Liese überzeugt, dass die Talsohle mit Dopingskandalen und Absagen vieler Rundfahrten durchschritten ist.

Apropos Doping: Noch heute gibt es Fahrer, die erwischt werden. „Doping ist doch ein allgemeines Problem, das gibt es in vielen Sportarten. Der Radsport war da nur ein Bauernopfer“, sagt er. Verständnis für Doping hat er nicht, gleich gar nicht in seiner Sportart. „Als Radsportler kannst du dir einfach nichts erlauben“, meint Liese. Dann schnappt er sich den kleinen Maximilian, der vielleicht irgendwann die Familientradition in Sachen Radsport fortführen wird. (mz)