Boxclub Sangerhausen: Boxclub Sangerhausen: Die Fäuste fliegen wieder im Ring

SANGERHAUSEN - Vor der Tür donnert und blitzt es, es scheint, als ginge an diesem Tag die Welt unter. Hinter den Mauern aber ist davon nichts zu spüren. Hier wird geboxt. Die Fäuste fliegen, Trainer geben Anweisungen, Kinder und Jugendliche wuseln umher.

Das alles passiert nicht im Trainingsraum des Sangerhäuser Boxclubs. Sondern in der großen Halle. Hier steht an der Nordseite ein Boxring. Endlich. Und mindestens bis Oktober. „Das ist mit den Verantwortlichen vom VfB Sangerhausen so abgesprochen. So lange können die Fußballer im Freien trainieren“, erzählt Reinhard Müller. Er ist einer der Macher beim einzigen Boxclub in der Kreisstadt. Und ist an diesem Tag, an dem draußen die Welt „untergeht“, überglücklich. Der neue, alte Boxring wird offiziell übergeben. Die Boxer sind da. Natürlich. Aber auch einige Eltern, Sponsoren des Clubs und Gäste vom Boxverein Helbra.

Sie alle nehmen den Ring genau in Augenschein. Viele lassen sich die Geschichte erzählen, wie es dazu kam, dass der Boxring nun wieder aufgebaut wurde und von den Sportlern des Clubs nun benutzt wird. Reinhard Müller fasst das Ganze zusammen. „Jahrelang lag der Boxring in seine Einzelteile zerlegt in einem Container hinter der Sporthalle. Manches wichtige Teil hat schon gefehlt. Jetzt ist es uns gelungen, ihn wieder vollständig herzustellen“, erzählt. Dabei vergisst Müller nicht die Hilfe von Sponsoren zu erwähnen, ohne deren Unterstützung es nie mit der Restaurierung geklappt hätte.

Warum sich die Boxer nicht gleich einen neuen Ring besorgt hätten? Reinhard Müller schüttelt fast ungläubig ob dieser Frage den Kopf. „Wovon denn“, antwortet er mit einer Gegenfrage. Und spricht davon, dass so ein Boxring locker um die 5.000 Euro kostet. Geld, dass man beim Boxclub Sangerhausen nicht hat.

Umso größer ist die Freude darüber, dass es mit der Rekonstruktion des alten Boxrings, er stammt wohl noch aus den 50er Jahren, geklappt hat. „Wir haben jetzt hier im Friesenstadion Bedingungen geschaffen, die in Ordnung sind. Der ganze Verein blickt optimistisch in die Zukunft“, sagt Müller fast schon euphorisch im Gespräch mit der MZ. Pläne für die nahe Zukunft gibt es längst. Auch schon ziemlich konkrete. So ist angedacht, in Zusammenarbeit mit den Boxern aus Helbra einen Wettkampf in Sangerhausen auf die Beine zu stellen. Der genaue Termin soll demnächst festgelegt werden.

Ein Termin, den sich Müller und seine Mitstreiter schon längst fest im Kalender angekreuzt haben, ist der 30. Juni. Dann startet Andrej Egunow bei der Deutschen Jugendmeisterschaft in Hamburg. Der 16-Jährige ist derzeit das wohl größte Talent im Verein. An vier Tagen der Woche ist er beim Training. Und steht nun endlich auch bei solchen Einheiten in einem geeigneten Ring.

Doch die Wettkämpfe sind es eigentlich nicht, die Müller und den anderen Verantwortlichen vom Boxclub besonders am Herzen liegen. „Wir wollen die Jungs von der Straße holen. Sie ganz einfach fit machen“, so der Trainer des Talents weiter.

Ein Angebot, das von den Kindern und Jugendlichen angenommen wird. Sie haben, und auch das ist an diesem Tag unzweifelhaft zu erkennen, jede Menge Spaß, trainieren eifrig. Und haben miteinander keine Probleme. „Bei uns ist es egal, woher die Kinder sind. Hier klappt die Integration“, freut sich Reinhard Müller darüber, dass die Vereinsmitglieder, unter anderem aus Russland, der Türkei und natürlich aus Deutschland, so gut miteinander klarkommen.

Und künftig im neuen, alten Boxring nach Regeln sportlich fair mit- und gegeneinander kämpfen. Auch wenn draußen die Welt „untergeht“. (mz)