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Nach Veruntreuung Allstedt: Nach Betrug - Kontrolle der Kassen gefordert

Von Grit Pommer 30.09.2020, 07:15

Allstedt - Nach dem Betrugsfall im Einwohnermeldeamt der Einheitsgemeinde Allstedt hat die Stadtratsfraktion der Wählergruppe Freiwillige Feuerwehr mehr Einblick in den Vollzug der städtischen Kassenordnung verlangt. Der Fraktionsvorsitzende Herbert Kranz beantragte im Stadtrat, dass der Kassenleiter in absehbarer Zeit einen Bericht über die Umsetzung der Kassenordnung durch die Verwaltung geben möge.

Hintergrund ist ein massiver Betrugsfall im Allstedter Einwohnermeldeamt, der im Jahr 2018 entdeckt worden war. Eine Mitarbeiterin, die für die Anmeldung und Ausgabe von Ausweisen und Pässen zuständig war, hatte über fast drei Jahre hinweg Geld für sich behalten, das Bürger für ihre neuen Dokumente bezahlt hatten. Von 2016 bis 2018 war so eine veruntreute Summe von rund 22.000 Euro zusammengekommen.

Drei Jahre nichts von der Veruntreuung gemerkt

Dass die Frau so lange das Geld der Stadt in die eigene Tasche stecken konnte, sei ein Hinweis darauf, dass der Geldfluss in den Kassen nicht gründlich genug überwacht wurde, sagt Kranz. Aufgeflogen sei der Betrug erst, als die Bundesdruckerei sich schriftlich bei der Verwaltung erkundigte, wo die Bezahlung für die gelieferten Ausweise bleibe. „Wir haben in der Einheitsgemeinde außerhalb der Hauptkasse immerhin noch acht weitere Kassen, durch die ständig Bargeld fließt“, sagt Kranz und nennt als Beispiele Burg und Schloss, das Sommerbad, die Friedhofsverwaltung und das Ordnungsamt, das Marktgebühren und Ordnungsgelder einnimmt.

Die korrekte Kontrolle habe nichts damit zu tun, dass man den Mitarbeitern kein Vertrauen entgegenbringe. Doch der Fall im Einwohnermeldeamt habe gezeigt, dass zu wenig Kontrolle auch nicht gut sei. Nicht zuletzt habe auch die Anwältin der Frau vor Gericht erklärt, dass es ihrer Mandantin sehr leicht gemacht worden sei, über Jahre hinweg Geld zu unterschlagen. Verwaltungsmitarbeiter hatten sich damals über die Betrügereien entsetzt gezeigt.

Allstedt: Betrügerin zu Haftstrafe auf Bewährung verurteilt

„Wir müssen jetzt Sorge tragen, dass sowas nicht wieder passieren kann“, sagt Kranz. Nachfragen in der Kämmerei hätten ergeben, dass ein Bericht zur Umsetzung der Kassenordnung keinen unverhältnismäßig hohen Aufwand verursachen würde. Bürgermeister Jürgen Richter (CDU) sagte zu, dass der Bericht in der nächsten Stadtratssitzung auf der Tagesordnung stehen soll.

Die 44-Jährige, die über Jahre hinweg die Stadt Allstedt um die Gebühreneinnahmen betrogen hatte, wurde Ende Juli wegen gewerbsmäßiger Untreue zu einem Jahr und vier Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. (mz)