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Weddersleben Weddersleben: 28-Jähriger bei SEK-Einsatz erschossen - Polizist verletzt

11.07.2017, 19:18
Familiendrama in Weddersleben: Ein 28-jähriger Mann wurde von Polizeibeamten erschossen, nachdem er selbst auf die Beamten geschossen hatte.
Familiendrama in Weddersleben: Ein 28-jähriger Mann wurde von Polizeibeamten erschossen, nachdem er selbst auf die Beamten geschossen hatte. Chris Wohlfeld

Weddersleben - SEK-Beamte haben bei einem Einsatz im Harz einen 28-Jährigen erschossen. Der Mann hatte am Dienstag ein Familienmitglied mit einer Waffe bedroht und sich anschließend in seinem Zimmer in dem Haus in Weddersleben verschanzt, teilte die Polizei mit. Beamte des Spezialeinsatzkommandos (SEK) rückten an.

Kaum hatten die Beamten das Haus betreten, öffnete der Mann seine Tür und schoss mit einer automatischen Kriegswaffe auf die Einsatzkräfte. Laut Polizei handelte es sich um eine Kalaschnikow, das russische Sturmgewehr AK 47. Darauf erwiderten die Beamten das Feuer und töteten den Mann. Ein SEK-Beamter wurde durch einen Schuss ins Bein schwer verletzt, Lebensgefahr bestehe aber nicht.

Laut Polizei lebte der 28-Jährige in dem Haus mit seiner Familie, darunter seine Mutter und seine Großmutter. Nach bisherigen Erkenntnissen griff er nach einem Streit in der Familie zur Waffe und bedrohte seine Großmutter. Aufgrund der Gefährdung sei das SEK hinzugezogen worden. „Der Notruf ging um 9.38 Uhr ein, um 10.30 Uhr war das SEK vor Ort“, sagte Beatrix Mertens, Sprecherin der Polizeidirektion Nord.

Dritter SEK-Einsatz in Sachsen-Anhalt, der tödlich endet

Der 28-Jährige war offenbar ein Waffennarr. Laut MZ-Informationen hat er unter anderem Hieb- und Stichwaffen gesammelt. Wie die Polizei berichtet, gibt es aber keine Hinweise darauf, dass der 28-Jährige einer politisch extremistischen Richtung wie den Reichsbürgern zuzurechnen ist. Er sei nur wegen eines kleineren Vergehens aktenkundig. Das liege aber Jahre zurück und sei für den aktuellen Vorfall nicht von Bedeutung.

Es ist das dritte Mal in Sachsen-Anhalt, dass SEK-Beamte einen Angreifer erschießen. 1999 feuerte in Magdeburg ein mutmaßlicher Raubmörder auf Beamte, der 22-Jährige wurde von zwei Polizeikugeln tödlich getroffen. Im Juli 2016 wurden Polizisten zu einem Familienstreit nach Groß Rosenburg (Salzlandkreis) gerufen. Der 31-jährige Sohn richtete einen Revolver auf die Beamten und wurde getötet. Glimpflicher verlief ein Schusswechsel in Reuden (Burgenlandkreis) im August 2016. Der der Reichsbürgerbewegung zugerechnete Ex-Mister-Germany, Adrian Ursache, wehrte sich mit Waffengewalt gegen die Zwangsräumung seines Grundstücks. Ein Polizist wurde nur dank seiner Schutzkleidung nicht tödlich verletzt. Ursache selber erlitt schwere Schussverletzungen.

„Solche SEK-Einsätze häufen sich in letzter Zeit, weil wir öfter Hinweise auf vorhandene Waffen haben“, sagt Andreas von Koß, Sprecher des Landeskriminalamts. Das rund 50 Köpfe starke SEK wird alarmiert, wenn bei einem Polizeieinsatz Schusswaffen oder besondere Gewalt zu erwarten sind. Im Vorjahr gab es 131 Einsätze. Fünf Beamte wurden leicht verletzt. (mz/hei)