Tourismus Wanderwege im Harz: Landkreise Harz und Mansfeld-Südharz wollen das Netz überarbeiten

Harzgerode - Hunderte Freiwillige des Harzklubs sind in den vergangenen Monaten die Wanderwege innerhalb und außerhalb des Harzes abgegangen. Dabei sammelten sie Informationen zum aktuellen Stand der Wege: Sie schrieben GPS-Daten auf, machten Fotos, achteten auf korrekte und intakte Schilder.
Anschließend digitalisierten sie ihre gesammelten Fakten und gaben Empfehlungen, ob die Wege erhaltenswert sind. Denn darum geht es bei einem jungen Projekt: Die beiden Landkreise Harz und Mansfeld-Südharz wollen gemeinsam die Harzer Erholungswege fit für die Zukunft machen.
Etwa 900.000 Euro soll das dreijährige Projekt kosten, 720.000 Euro davon kommen aus einem Fördertopf des Landes Sachsen-Anhalt. Den verbleibenden Teil übernehmen die Kreise Harz und Mansfeld-Südharz im Verhältnis 60 zu 40 - entsprechend ihrer Fläche.
Lohnt sich die Pflege?
Ziel der Begehungen der Wanderwege - knapp 600 von 850 Abschnitten sind bereits kontrolliert worden - sei es, das Wanderwegenetz zu überarbeiten, erklärt Harzklub-Geschäftsführerin Annett Drache bei einer Pressekonferenz im Creativitäts- und Competenz-Centrum in Harzgerode.
Dabei wird auf den Zustand der Wege und auf lohnenswerte Wanderziele wie Aussichtspunkte, Sehenswürdigkeiten und Stempelstellen der Harzer Wandernadel geachtet. Es wird auch gleich geschaut, ob Wege barrierefrei sind - das werde vielleicht mal gebraucht, so Annett Drache. „Im Prinzip werden nun digitale Karten von uns aufgestellt, die dann Grundlage vieler Wanderkarten sind.“
Wege, deren Pflege sich nicht mehr lohnt, werden ermittelt
Und gleichzeitig sollen Wanderwege identifiziert werden, deren Pflege sich nicht mehr lohnt. Weil sie zum Beispiel zu Radwegen mit Asphalt geworden sind, nur sehr wenig genutzt werden oder parallel zu anderen Wegen liegen. Die Harz AG, ein Zusammenschluss aus Unternehmen und Verwaltung, ermittelt zudem alle Eigentümer von Grundstücken, über die Wanderwege führen.
„Sie sind nicht immer damit einverstanden. Dann werden Schilder abgeschraubt und die Wege sind nicht mehr durchgängig“, berichtet Annett Drache.
Wenn alles Rechtliche geklärt ist und die zu erhaltenden Wanderwege ausgewählt sind - was passiert dann? Es gehe nicht nur um die Erhaltung der Wanderwege, sondern auch darum, sie weiterzuentwickeln, sagt Heike Schischkoff vom Innovations- und Gründerzentrum im Harzkreis.
Landrat betont wirtschaftliche Bedeutung der Wanderwege
Das Unternehmen in Wernigerode steuert das Kreisgrenzen übergreifende Vorhaben. Finanzierungs- und Organisationsmodelle für das „Mammutprojekt“ sollen ausgearbeitet werden. Außerdem müsse laut Heike Schischkoff klar sein, wie viel Geld jedes Jahr für die Pflege der Wege zur Verfügung steht. Sie müssen zum Beispiel frei von umgestürzten Bäumen sein, Brücken müssen begehbar sein.
Der Harz als Tourismusgebiet verfügt über einen hohen Bekanntheitsgrad: 40 Prozent aller Übernachtungen in Sachsen-Anhalt werden im Harz registriert. Darum habe die Erhaltung und Pflege der Wege-Infrastruktur „eine enorme wirtschaftliche Bedeutung“, sagt Martin Skiebe (CDU), Landrat des Harzkreises, in Harzgerode.
Nichts sei schlimmer, als wenn man mit seiner Familie wandern gehen möchte - und dann sei die Beschilderung falsch! „Das wird dann gleich Verallgemeinert“ - selbst wenn sonst alle Wanderwege vernünftig ausgeschildert sind.
Martin Schulze vom Standortmarketing Mansfeld-Südharz ergänzt: „Es ist besser, wenn wir 10 gepflegte Wege vermarkten können als 50 schlechte.“ Er befürwortet das Gemeinschaftsprojekt der beiden Landkreise: „Wir sehen uns als eine touristische Region, so sieht uns auch der Gast.“
Marketing für Wandern als attraktiver Sport
Es soll potenziellen Gästen gezeigt werden, dass Wandern eine „schöne und attraktive Sportart“ sei, sagt Martin Schulze. Und die Digitalisierung - die Wanderwege-Tester des Harzklubs notieren sich auch GPS-Daten - dürfe nicht außer Acht gelassen werden.
Manche Wanderer und Läufer, gibt er ein Beispiel, laden sich vorher ihre geplante Route aus dem Internet herunter, weil sie am Ende genau wissen wollen, wie lange sie für welchen Abschnitt gebraucht haben.
Das Wanderwegenetz habe sowieso einer „Inventur“ bedurft, findet der Harz-Landrat Martin Skiebe. Auch ohne die Förderung des Landes hätte man sich des Themas bald annehmen müssen. Er dankt den „Tausenden an der Basis“, die sich für das neue Vorhaben einsetzen. Und er betont, dass es „auch in Zukunft nur mit ehrenamtlichen Kräften“ zu schaffen sei, die Wander- und Erlebniswege instand zu halten. Wegweiser, Informationstafeln, intakte Brücken gehören für ihn zur „Erlebnisqualität“.
Ein Ziel des Mammutprojekts sei es, den Bürgern der Kreise und Gästen der Region „mit modernen Mitteln das Interesse an den heimischen Wanderwegen zu wecken“, teilt die Verwaltung des Landkreises Mansfeld-Südharz mit. Sie verweist zudem auf die angedachte Analyse der Wertschöpfungskette entlang der Erholungswege: Es geht darum, dass gute Wanderwege Gäste locken, die dann Geld ausgeben. Damit gebe man „den Touristikern der Region künftig gute Argumente an die Hand, um die Bedeutung der Wanderwege für die lokale Wirtschaft stärker herauszustellen“.
(mz)