Regensteinmühle Wanderung rund um die Regensteinmühle bei Blankenburg: Mitteldeutsche Zeitung und Regionalverband Harz luden ein

Blankenburg - Es ist eher eine Zufallsbegegnung. Eine Frau mit Wanderstöcken lässt irgendwo zwischen Regensteinmühle und Parkplatz Papenberg den Zug der Teilnehmer der 17. Wanderung zu Lieblingsorten von MZ-Lesern, zu der der Regionalverband Harz und die Lokalredaktion Quedlinburg der MZ eingeladen haben, vorbei:
„Da hätte sich Lothar gefreut. Ich werde es gleich den Kindern schreiben. Ich bin ja selbst heute ihm zur Erinnerung hier unterwegs“, sagt sie.
Die Frau ist Inge Tomaszewski und kennt sich hier bestens aus. Hat doch ihr Mann Lothar, der Blankenburger Bergbauingenieur, zwischen 1988 und 1997 die gesamte Mühlenanlage wiederentdeckt und mit freiwilligen Helfern freigelegt. Mit ABM-Kräften entwarf er zwei Mühlräder und baute sie mit ein.
Zwischen 1988 und 1997 wurde die gesamte Anlage der Mühle mit freiwilligen Helfern freigelegt
Seine Witwe erinnert sich an zahllose Stunden unter Kiefern und Buchen, in denen eimerweise der Sand und der Bewuchs abgetragen wurde, unter dem sich die Reste der Regensteinmühle befanden. „Manchmal hat uns auch das Wetter geholfen und der Regen etwas freigespült“, sagt Inge Tomaszewski.
Die über 2.000 gefundenen und gesäuberten Scherben hat das Museum für Ur- und Frühgeschichte in Halle in seinen Bestand übernommen.
Demnächst werden auch die umfangreichen Akten aus dem Heim der Tomaszewskis ausziehen: „Das ganze Material, Lothar hat sich ja mit so vielen Dingen nicht nur rund um den Bergbau und die Geologie befasst, soll in gute Hände gelangen.“ Sie ist sich sicher, ihr Mann hätte sich über das große Interesse an der Wanderung rund um die Regensteinmühle gefreut.
Die Tour für die reichlich 40 Wanderer haben Rainer Nicolai und seine Frau aus Thale vorgeschlagen und zählen natürlich zur Schar, die zweieinhalb Stunden zwischen Mühle, Heers und „Sandhutsche“ mit ihren bis zu drei Meter hohen Felsen und den von Menschen in den Stein gehauenen Höhlen unterwegs ist.
Die Tour um die Regensteinmühle ist ein Vorschlag von Rainer Nicolai und seine Frau au Thale
Der Blankenburger Gästeführer und Ex-Lehrer Ulrich Voigt blickt tief in die Mühlenhistorie: „Zwar liegt die Stadt an keinem Fluss, aber sie verfügte einst über 13 Mühlen, von denen heute noch drei erkennbar sind. Die Regensteinmühle wurde Ende des 12. Jahrhunderts erbaut und versorgte bis Mitte des 15. Jahrhunderts die Burgbewohner mit Grützmehl und Öl.“
Das Aufschlagwasser für die Mühlräder wurde mittels eines knapp zwei Kilometer langen Mühlgrabens vom Goldbach unterhalb des Mönchemühlenteichs zur Regensteinmühle geleitet. 2014 wurde die Rekonstruktion der beiden übereinander angeordneten Wasserräder abgeschlossen.
Seit 30 Jahren und vier Monaten führt Ulrich Voigt schon Besucher durch die Blütenstadt, auch wenn er sich nicht als Mühlenexperte bezeichnet. Er weist auf den in den Stein gefahrenen Weg, der für Esel und Karren reichte, nebenher war der Weg für die Gespannführer.
Er lässt die Gäste durch zwei in den Felsen gehauene 20 Meter lange Kanäle blicken, durch die das Wasser zu den Wasserrädern geleitet wurde. Bereits im 12. Jahrhundert gelang es so, Wasser aus dem etwa 2.000 Meter entfernten Möncheteich hierher zu bringen.
Isabel Reuter vom Regionalverband Harz freut sich über die große Resonanz
Isabel Reuter, stellvertretende Geschäftsstellenleiterin des Regionalverbands Harz, freut sich, dass so viele Wanderer den Weg in die Wälder um Blankenburg gefunden haben. „Wir haben hier gerade eine neue Tafel zum Natur- und Geopark errichtet, die wertvolle Tipps für Ausflüge in der Umgebung gibt.“
Einige Mitwanderer erinnern sich an eine der ersten Wanderungen zu Lieblingsorten von MZ-Lesern, die entlang des Geologie-Pfades rund um die Harz-Stadt führte. „Wir sind auch zum wiederholten Mal mit dabei, fünfmal waren es mindestens schon“, erzählen Christine und Eberhard Reimann.
Die Sandsteinhöhlen seien eine Wiederentdeckung, sagt sie. „Hier war ich bestimmt zum letzten Mal in der Unterstufe. Sonst besteigt man ja eher die Burg Regenstein.“
Auch für Familie Koppers aus Bad Suderode bietet die Wanderung einen Wiedererkennungseffekt. „Wir haben schon mal bei uns rund um den Ort mit MZ und Regionalverband unseren Lieblingsplatz gezeigt. Da stießen wir wie hier auch auf die Grenzsteine, die das alte Braunschweig von Preußen trennten.“
Einige der Teilnehmer der Sonntagstour bei Blankenburg hatten ihre Stempelhefte der Harzer Wandernadel mitgebracht, um sich an der Mühle die Nr. 82 als Beleg ins Heft zu drücken und später unweit der Sandsteinhöhlen erneut zu stempeln.
Karin Geilich, die seit rund 50 Jahren ihre lokale Zeitung liest, ist erstmals mit Zeitung und Regionalverband auf Tour. „Das macht richtig Spaß und man erfährt eine ganze Menge.“
Andere Wanderer erinnern sich, dass an den Sandsteinhöhlen eine Neufassung vom Märchenfilm „Das singende, klingende Bäumchen“ gedreht wurde, die sie mit den Enkeln geschaut hätten. Kritisch vermerken Ulrich Voigt und Rainer Nicolai, dass der riesige Ansturm auf das Höhlengebiet und die riesigen Sandflächen bereits große Veränderungen des Erscheinungsbildes gebracht habe. Vielleicht werde diese besondere Formation durch die Unachtsamkeit der Besucher immer mehr zerstört werden.
Christa Merkel aus Thale erlebt auch eine Premiere zwischen Regensteinmühle und Sandsteinlandschaft. „Für mich ist das neu. Hier lässt sich so viel Naturschönheit entdecken. Ich werde bestimmt noch mal hier vorbeischauen.“ (mz)
