Schweinepest Vorsorge gegen Afrikanische Schweinepest im Harz: Technisches Hilfswerk trainiert Gefahrenabwehr in Weddersleben

Weddersleben - Männer und Frauen in gelben Schutzanzügen haben tote Wildschweine, die vermutlich durch die Afrikanische Schweinepest verendet sind, aus dem Wald geholt und zudem den Erdboden, auf dem die Tiere lagen, umgegraben und desinfiziert.
Nun müssen auch ihre Anzüge von den möglichen Viren befreit werden – so das angenommene Szenario. Vor Ort reicht da eine große Plastiktüte, die auf dem Boden in Form eines überdimensionalen Korbs ausgebreitet wird. Der erste Helfer stellt sich in die Mitte der Tüte, ein anderer bürstet den Anzug ab und desinfiziert ihn mit dem Inhalt einer Sprühflasche zum Pumpen.
„Im Prinzip reicht auch ein etwas besserer Maleranzug“
„Die Schweinepest ist für den Menschen keine Gefahr, im Prinzip reicht auch ein etwas besserer Maleranzug“, erklärt Sebastian Wallborn vom Technischen Hilfswerk (THW). Es gehe darum, dass die Erreger nicht weiter verbreitet werden.
Das THW Quedlinburg hat noch andere Möglichkeiten – mit Hochdruck-Sprühdüse und Pumpe zum Abpumpen der Flüssigkeit -, wenn Anzüge und Materialien von besonders vielen Helfern desinfiziert werden müssen. So wird es sein, wenn im Harzkreis oder in benachbarten Kreisen tatsächlich einmal die Schweinepest ausbrechen sollte.
Dann wird jede helfende Hand benötigt. Das hat sich bereits gezeigt bei einer länderübergreifenden Übung im Ostharz im November vergangenen Jahres (die MZ berichtete).
Vertreter von Veterinärämtern, Gemeinden und Nationalpark verfolgten die Übung
Die Ergebnisse dieser Übung und der Umgang mit Materialien wie Leichensäcken zum Transport von toten Wildschweinen wurden am Dienstag auf dem THW-Gelände in Weddersleben gezeigt. Anfangs sollte es nur eine kleine Auswertung werden, berichtete Rainer Miethig, Amtstierarzt des Landkreises Harz.
Er nutzte aber doch die Präsentationen durch THW-Kräfte und lud Vertreter aller Veterinärämter des Landes, von Gemeinden und dem Nationalpark, von Bundeswehr und Polizei sowie von mehreren Landkreisen bis nach Göttingen und Helmstedt nach Weddersleben ein. Mehr als 100 Gäste folgten der Einladung.
EU fordert 90-Tage-Frist zur Bekämpfung der Seuche
Warum die Afrikanische Schweinepest – obwohl ungefährlich für Menschen und andere Haustiere – im Fall ihres Ausbruchs dringend bekämpft werden muss, erklärte Benno Ewert vom Tierseuchenbekämpfungsdienst des Landes Sachsen-Anhalt:
„Innerhalb von 90 Tagen muss man der EU-Kommission zeigen, dass man die Seuche im Griff hat.“ Die Europäische Union (EU) kann nämlich für ganz Deutschland ein Exportverbot für jede Art von Schweinefleisch verhängen – das betrifft dann einen ganzen Produktions- und Industriezweig, möglicherweise über Jahre.
Jäger müssten bei Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest alle Wildschweine erlegen
Benno Ewert berichtete seinen gut 100 Zuhörern, wie die Seuche bei einem Ausbruch zum Beispiel im Harz ausgerottet werden soll. Die Planer hätten sich am Vorgehen Tschechiens orientiert – dem bislang einzigen Land, das die Schweinepest erfolgreich bekämpft hat.
Das Gebiet, in dem das Virus auftritt, wird großzügig mit einem Elektrozaun umrandet, die Schwarzkittel also eingesperrt. In dem eingezäunten Areal müssen so gut wie alle Wildschweine getötet und die Kadaver fachgerecht entsorgt werden. In Tschechien wurden Scharfschützen der Polizei eingesetzt, in Deutschland sind dann die Jäger gefragt.
Um die im Ernstfall großangelegte Jagd und das Absuchen der Wälder nach durch Krankheit verendeten Tieren besser koordinieren zu können, sei es laut Benno Ewert sinnvoll, die Jagdreviere in einem geografischen Informationssystem zu erfassen. Der Harzkreis ist einer von nur zwei Kreisen in Sachsen-Anhalt, die ein solches System ausgearbeitet haben.
THW-Mitglieder demonstrierten Aufbau eines Elektrozauns
Einen Teil des Elektrozauns, den der Experte des Tierseuchenbekämpfungsdienstes erwähnte, bauten THW-Mitglieder am Dienstag auf ihrem Übungsgelände in Weddersleben auf. Mit üblichen Weidezaun-Batterien werden die schnell aufbaubaren Zäune unter Strom gesetzt, eine Batterie hält rund 200 Stunden.
Zudem können ohne große Mühe tragbare Solarzellen angeschlossen werden. Das Land Sachsen-Anhalt hat insgesamt 25 Kilometer Zaun eingekauft sowie 30 Container, in die im Ernstfall die Kadaver kommen. (mz)