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Hochwasser, Vermisstensuche Bilanz 2017 des THW Quedlinburg: Ehrenamtliche waren 7.400 Stunden im Einsatz

Von Susanne Thon 19.02.2018, 08:50
Nach starken Regenfällen kam es im Harz zu Überflutungen. Der THW-Ortsverband war in Harsleben - hier ein Bild vom Juli 2017 -, Derenburg, Ilsenburg, Langenstein, Halberstadt und Wegeleben im Einsatz.
Nach starken Regenfällen kam es im Harz zu Überflutungen. Der THW-Ortsverband war in Harsleben - hier ein Bild vom Juli 2017 -, Derenburg, Ilsenburg, Langenstein, Halberstadt und Wegeleben im Einsatz. Wohlfeld

Quedlinburg - Es waren weder die Tage im brandenburgischen Leegebruch nach den katastrophalen Überschwemmungen noch die, die die Helfer nach den starken Regenfällen im Harz zubrachten, um Sandsäcke zu verbauen. Und auch der Einsatz in Gernrode, bei dem ein 15 Meter hohes, denkmalgeschütztes Gebäude einzustürzen drohte und abgesichert werden musste, war nicht der größte 2017. Dieser führte die Mitglieder des Ortsverbandes Quedlinburg vom Technischen Hilfswerk (THW) nämlich nach Wittenberg.

50 Meter lange Holzbrücke wurde in Wittenberg gebaut

„Wir haben zugesagt, ohne zu ahnen, was uns erwarten würde“, sagte THW-Ortschef-Lars Deuter. Zur Jahreshelferversammlung am Freitag rief er das Ereignis, das er als „den größten Einsatz des Ortsverbandes seit einigen Jahren“ bezeichnete, noch mal in Erinnerung. Einen „kleinen Übergang aus Holz“ zwischen einer Schwimmbrücke und dem Elbufer sollten die THWler eigentlich nur bauen.

Doch „klein“ entpuppte sich bei einer ersten Besichtigung vor Ort als gigantisch. 50 Meter lang und 6 Meter breit sollte der Steg am Ende werden und einen Höhenunterschied von 6 Metern überbrücken. Vier Tage waren die Quedlinburger mit neun anderen THW-Ortsverbänden zugange und ermöglichten dadurch mehr als 100.000 Menschen den Zugang zum Kirchentagsgelände.

17 Einsätze im Jahr 2017

Insgesamt 17 Mal wurde der Ortsverband im vergangenen Jahr angefordert, auch zur Vermisstensuche; 7.400 Einsatzstunden leisteten die ehrenamtlichen Helfer so. Dazu kamen noch Ausbildung, Geräte- und Unterkunftspflege, was die Zahl der Dienststunden auf mehr als 30 000 ansteigen ließ.

„Mir ist bewusst, wie schwer es manchmal ist, und was es bedeutet, Freizeit aufzugeben, von der man sowieso schon so wenig hat“, wandte sich Deuter an seine Leute, und sprach ihnen und ihren Familien, die oft zurückstecken müssten, seinen Dank aus.

98 Helfer gibt es im Quedlinburger Ortsverband, 61 Aktive plus Reservehelfer. Zur Jugendgruppe, die wie der Helferverein den Abend nutzte, um einen Überblick über die jüngsten Aktivitäten zu geben, gehören 25 Kinder und Jugendliche.

THW-Ortschef-Lars Deuter warnt vor Personal-Engpass

Ihr aller Engagement sei keine Selbstverständlichkeit. Der Ortschef wurde sogar noch deutlicher: „Es ist davon auszugehen, dass die Zahl derer, die bereit sind, sich Hunderte Stunden im Jahr für Menschen in Not ausbilden zu lassen, sinken wird.“ Und das könnte im schlimmsten Fall Hilfsorganisationen wie das THW, aber auch die Feuerwehr an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringen.

„Ich bin mir sicher, dass sie früher oder später die an sie gerichteten Aufgaben nicht mehr erfüllen können“, so denn von der Politik nicht gegengesteuert werde. „Ehrenamtliches Engagement, gerade in Organisationen zur Gefahrenabwehr, muss mehr gefördert werden“, ebenso Arbeitgeber, die Helfer freistellten, forderte er.

Viele Fahrzeuge sind inzwischen mehr als 20 Jahre alt

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung werde auch eine moderne Ausstattung immer bedeutsamer, um auch mit weniger Helfern die geforderte Leistung bringen zu können. „Ein Großteil der Einsatzfahrzeuge wurde vor 20 Jahren beschafft“, was bedeute, dass sie in den kommenden Jahren nach und nach ausgetauscht werden müssten, so Deuter. Neu indes seien die vom Landesverband angeschafften Hebekissen, die Lasten bis zu 180 Tonnen anheben könnten.

„Das THW ist ein wichtiger Baustein in der Sicherheitsstruktur Deutschlands“, unterstrich THW-Geschäftsführerin Ina Anette Lehmann von der Regionalstelle Magdeburg. Sie war neben Vertretern von Landkreis, Feuerwehren und der Bergwacht, der Einladung nach Weddersleben, wo der Ortsverband seinen Stützpunkt hat, gefolgt. (mz)