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Verwaltungshaus der einstigen Hütte Verwaltungshaus der einstigen Hütte: Wo Direktoren saßen, wird bald geschlafen

Von Petra Korn 27.06.2019, 13:57
Thomas Balcerowski, Rainer Kleinschmidt, Leon Kleinschmidt und Michael Gruenewald im Lichthof des Gebäudes im Gespräch.
Thomas Balcerowski, Rainer Kleinschmidt, Leon Kleinschmidt und Michael Gruenewald im Lichthof des Gebäudes im Gespräch. Marco Junghans

Thale - Vier hohe Säulen im Eingangsbereich, die einen Balkon tragen, eine beeindruckende Fassade: Schon von außen imposant, setzt sich das im Inneren des ehemalige Verwaltungsgebäude des Eisenhüttenwerkes Thale fort.

Der Weg durch die Eingangstür führt in einen großen glasüberdachten Lichthof mit zweiflügeliger Treppe und Galerie, gestaltet mit Marmor. Sich hier den Empfangsbereich eines Hotels vorzustellen, fällt nicht schwer.

Genau das soll nun entstehen: Rainer Kleinschmidt und Michael Gruenewald haben gemeinsam die Immobilienbesitzgesellschaft Thale und die Parkhotel Thale GmbH gegründet; die beiden Unternehmer aus Berlin wollen das ehemalige Verwaltungsgebäude sanieren, in ein Vier-Sterne-Plus-Hotel umbauen und dieses betreiben.

Geplant ist dafür ein Investitionsvolumen von neun Millionen Euro, „ich hoffe aber, dass wir mit acht auskommen werden“, sagt Rainer Kleinschmidt.

Verwaltungshaus der einstigen Hütte: Nur die hohen Herren hatten Zutritt

Gebaut wurde das Haus 1913 als repräsentatives Verwaltungsgebäude des Eisenhüttenwerkes Thale. Hier saßen die technischen und kaufmännischen Direktoren, hatten die Verwaltungsmitarbeiter ihre Büros. Für andere war es „verbotene Zone“, sagt Thales Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU), einst selbst Lehrling im Eisenhüttenwerk. „Hier ist man nicht reingekommen.“

Zuletzt habe die Firma Schunk Räume genutzt und das Gebäude dann an einen Investor verkauft. Diese Investition sei nicht zum Tragen gekommen. Die Stadt Thale habe das vertraglich vereinbarte Vorkaufsrecht genutzt, das Haus vor etwa zwei Jahren erworben und im Januar nun weiterverkauft. Damit aus dem Verwaltungsgebäude ein Hotel werden kann, wird ein Bebauungsplan aufgestellt; den Beschluss dafür hat der Stadtrat kürzlich gefasst.

Thale sei ihm durch einen Geschäftspartner empfohlen worden, sagt Rainer Kleinschmidt, der nach eigenen Angaben unter anderem in Braunschweig und Wolfsburg und auch bereits in Hotels investiert hat.

In Thale sei das Verwaltungsgebäude in Frage gekommen. Dazu holte er sich Michael Gruenewald ins Boot. „Ich war gleich begeistert von dem Gebäude an sich“, sagt Gruenewald, der nach eigenen Angaben mehrere Hotels in Berlin und Brandenburg betreibt. „Jetzt freue ich mich auf Thale.“

Verwaltungshaus der einstigen Hütte: Hohe Räume bekommen eine zweit Ebene

Hier soll mit zunächst 67 Hotelzimmern gestartet werden, darunter ein Drittel Appartements für Familien, sagt Michael Gruenewald. Gedacht ist beispielsweise daran, im Direktorengeschoss, wo die Räume 4,80 Meter hoch sind, in die Zimmer eine zweite Ebene als Schlafraum einzubauen, und im Dachgeschoss - dort, wo die Dachkonstruktion das zulässt - den Spitzboden in die Zimmer zu integrieren. Insgesamt sollen so letztlich 280 Betten zur Verfügung stehen.

Im untersten Geschoss sind Tagungsräume, ein kleiner Gastronomie- und ein kleiner Spa-Bereich vorgesehen. „Einen großen Wellness-Bereich brauchen wir hier nicht, wir werden in Nachbarschaft zur Bodetal-Therme eine wunderbare Synergie haben“, so Gruenewald. Ein großer öffentlicher Gastronomiebereich soll seitlich zum Parkplatz hin angebaut werde.

Der Bauantrag soll im Sommer eingereicht, parallel dazu schon mit Abbrucharbeiten begonnen werden, sagt Rainer Kleinschmidt. Erwartet werde eine Baugenehmigung bis Mitte November, am 1. Dezember soll Baubeginn sein. Die Bauzeit werde eineinhalb bis zwei Jahre betragen.

Wie Kleinschmidt weiter sagt, soll das Haus, aus dem die Bürger früher eher ausgeschlossen gewesen sei, ein „kleines Thalenser Wohnzimmer für die Bevölkerung, nicht nur für Gäste, werden. Wir würden das Gebäude gern öffnen wollen - für jeden, der hier Gast sein möchte“. (mz)

Blick ins Dachgeschoss.
Blick ins Dachgeschoss.
 Fotos (2): Marco JungHans
Der Tresor, in dem die Lohngelder der Werkmitarbeiter deponiert wurden, soll erhalten bleiben,ebenso die Holzpaneele in den Direktorenzimmern.
Der Tresor, in dem die Lohngelder der Werkmitarbeiter deponiert wurden, soll erhalten bleiben,ebenso die Holzpaneele in den Direktorenzimmern.
Junghans