Stadt sucht Investor Traum vom Hotel am Schlossberg in Harzgerode: Leerstehendes Gebäude der ehemaligen Gießerei steht zum Verkauf

Harzgerode - Die Stadt Harzgerode forciert weiterhin einen Hotelneubau mitten im Zentrum. Die 1911 am Schlossberg errichtete und seit zwei Jahren leerstehende Gießerei steht zum Verkauf, und dazu auch die angrenzenden rund 3.000 Quadratmeter großen Grundstücke, die einen Erweiterungsbau ermöglichen würden.
„Wir sind seit Monaten in Gesprächen, um einen Investor zu gewinnen“, sagt Harzgerodes Bürgermeister Marcus Weise (CDU). Details zum aktuellen Sachstand könne er nicht nennen, nur so viel: Es sei ein recht aufwendiges Unterfangen.
Der potenzielle Investor müsste mehrere Millionen Euro investieren
Fakt ist: Ein potenzieller Interessent müsste einen Millionenbetrag investieren. Bei Hotels werden Baukosten pro Zimmer berechnet. Abhängig von Ausstattung und Hotelkategorie können die sich durchaus auf 100 000 Euro belaufen. Und die Stadt will auch nicht jeden:
„Wir treten nicht an Nullachtfünfzehn-Ketten heran. Das Objekt ist ortsbildprägend. Da muss alles passen. Wir suchen jemanden, der verlässlich ist“, so Weise. Und auch Gabriele Strube, bei der Stadtverwaltung zuständig für Liegenschaften und Gebäudemanagement, macht klar, dass es um mehr als einen Eigentümerwechsel geht:
„Wir wollen das Gebäude nicht einfach nur verkauft haben“, sagt sie, „wir brauchen jemanden, der sich rantraut, eine Vorstellung davon hat, was sich daraus machen lässt und eine Idee entwickelt.“ Die muss die 300 Quadratmeter große Gießereihalle mit der offenen Dachkonstruktion und den Verwaltungstrakt mit Kopfbau einbeziehen.
Denn die alte Fabrik steht unter Denkmalschutz. Der Industriecharme, den sie versprüht, bringt Strube zum Schwärmen: Die Halle atme noch den Geist vergangener Tage; Gießereigeruch und Wärme steckten noch in den Wänden, sagt sie.
Die Idee des Hotelneubaus ist Teil des Tourismuskonzeptes der Stadt
Die Idee eines Hotelneubaus am Schlossberg ist Teil des Entwicklungs- und Tourismuskonzepts der Stadt. Es gehe darum, den Ortskern weiterzuentwickeln, die Innenstadt zu beleben, so Weise. Ein Hotel zwischen historischem Rathaus und Schloss - es wäre auch kein Novum.
Früher gab es schon mal eines am Platz, das Hotel „Schwarzer Bär“, später Klubhaus. Das Gebäude - es stand neben der alten Gießerei - wurde nach der Wende abgerissen.
Der Bedarf nach einem Hotel sei da, und die Grundauslastung durch die wirtschaftliche Situation gegeben, sagt Weise. Es seien nicht nur Touristen, die Übernachtungsmöglichkeiten in Harzgerode suchen, sondern auch viele Geschäftsleute, die in den ortsansässigen Unternehmen zu tun hätten.
Exakt ermittelt werden könne zwar nur die Zahl der Urlauber, erklärt er. Sie zahlen Kurtaxe. 2018 wurden knapp 160.000 kurtaxpflichtige Übernachtungen verzeichnet, die Gäste blieben im Schnitt drei Tage. Dazu dürften Schätzungen nach 20.000 Übernachtungen durch Geschäftsreisende kommen.
Im Jahr 2018 gab es rund 160.000 Übernachtungen im Raum Harzgerode
„Es besteht eine massive Nachfrage“, sagt Weise, „wir haben viele Anrufe in der Stadtinformation von Leuten, die ein Hotel in Harzgerode suchen“, verwiesen werde dann auf die Ortsteile.
Harzgerode selbst, das gemeinsam mit Alexisbad, Mägdesprung und Silberhütte seit 1998 anerkannter Erholungsort ist, hat 42 Gästebetten - in Pensionen und bei Privatvermietern. In Alexisbad - mit seinen zwei Hotels - gibt es 558 Gästebetten. Darauf entfielen knapp 107.000 der im vergangenen Jahr registrierten Übernachtungen.
Dass sich die Hotels in der Stadt, sofern es denn eines in Harzgerode gäbe, gegenseitig die Gäste wegnehmen könnten, glaubt Weise nicht. „Das wird kaum Auswirkungen haben“, sagt er und führt die gestiegenen Übernachtungszahlen ins Feld.
Weil Hotels in Harzgerode fehlen, suchen sich Touristen andernorts eine Übernachtung
2018 waren es 25.000 mehr als 2017. Er spricht von verschiedenen Geschäftsmodellen - und davon, dass Harzgerode aufgrund seines Hotelmangels jedes Jahr auch Gäste einbüßt.
Denn etliche Geschäftsreisende kämen außerhalb unter: in Quedlinburg oder im Landkreis Mansfeld-Südharz, sagt er. Die ortsansässigen Firmen, die ihre Gäste lieber in Harzgerode sähen, wären daher auch bereit, einen Hotelbetreiber vertraglich zu unterstützen. Und auch die Stadtverwaltung, so Weise, würde dem Investor nach Kräften helfen. Vorgespräche mit der Denkmalbehörde wurden bereits geführt.
(mz)
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