Baustelle St.-Petri-Kirche Thale: Am neuen Gemeindezentrum wird Richtfest gefeiert

Thale - Noch trennt eine Staub- und Schutzwand aus Sperrholz das Kirchenschiff der St.-Petri-Kirche in Thale von dem neuen Anbau. Ihr rechter Flügel - von der Hubertusstraße aus gesehen - ist Teil des großen Saals in dem Gebäude geworden, das mit seiner Architektur klar ganz andere Akzente setzt als die im Jahr 1906 eingeweihte Kirche. Das lässt der Rohbau des neuen Gemeinde- und Kulturzentrums bereits erkennen, wo am Freitag Richtfest gefeiert wurde.
Auf die klassische Weise - mit einem Nagel ins Gebälk - weihte der Gemeindekirchenrat um Thomas Thiede den Bau allerdings nicht ein. „Ich fasse mich angesichts der Wetterlage mal kurz“, versprach Thiede, da der ein oder andere der 40 Gäste einen bangen Blick hinauf zu den dunklen Wolken warf.
Anbau soll auch für Veranstaltungen, Konzerte und Workshops genutzt werden
In wenigen Sätzen umriss Thiede, wie er sich die Nutzung des neuen Gebäudeteils künftig vorstellt: Demnach soll nicht nur die Gemeinde den Anbau nutzen können, sondern er soll auch Raum bieten für kulturelle Veranstaltungen, Konzerte, Lesungen und Workshops.
Auch als Ort der Begegnung für die Bürger ist der Saal mit den großen Fensterfronten gedacht. Eine von ihnen blickt hinaus auf den Kurpark, wo sich hinter den Bäumen das ehemalige Hotel Zehnpfund erahnen lässt.
Eine andere bietet die Aussicht auf die Hubertusstraße und weiter hinten die Kabinenbahn zum Hexentanzplatz. Auch die Sandsteinfront der St.-Petri-Kirche auf der anderen Seite ist gut zu sehen, durch die Scheibe strömt Licht hinein.
Neben dem großen Saal, der den gesamten hinteren Bereich einschließlich des Übergangs zur bereits vorher vorhandenen Kirche einnimmt, besteht das neue Zentrum aus fünf kleineren Räumen.
Baukosten werden rund 700.000 Euro betragen
In einem davon, so Thiede, soll in den kommenden Monaten eine Teeküche eingerichtet werden, in einem anderen ein Büro. „Das soll auch in der Woche besetzt sein“, kündigt er an, „damit die Leute in die Kirche gehen können.“ Zudem werden in dem Anbau Toiletten eingerichtet.
Die Baukosten, die laut Ursula Meckel über das kalkulierte Maß angestiegen sind, beliefen sich nach den Worten von Thomas Thiede zuletzt auf rund 700.000 Euro. Etwa die Hälfte davon zahlt die EU.
„Man stellt sich die EU immer so als bürokratisches Monster vor“, schildert Thiede, „ich war da nicht besser. Doch die jüngsten Erfahrungen haben mich eines Besseren belehrt.“
Erfolgreich hat sich die Kirchengemeinde um Geld aus dem Leader-Programm der EU zur Förderung und Entwicklung des ländlichen Raums beworben. Den Rest des Geldes stemmen die Landeskirche, der Kirchenkreis, die Gemeindemitglieder.
Ursula Meckel bittet den Bürgermeister, dass die Stadt sich an den Baukosten beteiligt
„Und die Stadt?“, warf Ursula Meckel, frühere Pfarrerin in St. Petri und Vertreterin des Kirchenkreises Halberstadt, einen hoffnungsvollen Blick in die Richtung von Bürgermeister Thomas Balcerowski (CDU). Der versprach, das Thema an den Stadtrat weiterzugeben.
Thomas Thiede ist zuversichtlich, dass sich auch jene, die den Anbau, das Gemeindezentrum direkt an der Kirche, bislang kritisch sahen, bald vom Gegenteil überzeugen lassen. Balcerowski lobte die Gemeinde ob ihres Mutes zu dem Schritt: „Nur der Mutige wird belohnt.“
Nachdem das vorige Gemeinde- und Pfarrhaus in der Hubertusstraße verkauft worden war, hatte die Gemeinde nach einem neuen Treffpunkt gesucht und sich schließlich für die Variante mit direktem Anschluss ans Kirchenschiff entschieden.
Bis Heiligabend, zeigt sich Thiede optimistisch, sollen die Arbeiten abgeschlossen und das Kultur- und Gemeindezentrum bereit zur Einweihung sein. Dann können auch die Gemeindemitglieder, die seit Beginn der Bauarbeiten den Gottesdienst in der St.-Andreas-Kirche in der Unterstadt besuchen, wieder in ihr angestammtes Gotteshaus zurückkehren. (mz)