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Seifenkistenrennen in Pansfelde Seifenkistenrennen in Pansfelde: Die Auferstehung der Titanic

Von Rita Kunze 29.08.2016, 10:34
Innerhalb eines Tages hat Heiko Wiedenbeck zusammen mit seiner Tochter Lisa diese Seifenkiste zum „Titanic“-Dampfer umgebaut.
Innerhalb eines Tages hat Heiko Wiedenbeck zusammen mit seiner Tochter Lisa diese Seifenkiste zum „Titanic“-Dampfer umgebaut. Chris Wohlfeld

Pansfelde - „Den ersten Pokal haben wir schon, jetzt holen wir uns den zweiten“ - Daniel Saliger macht seinem Sohn Finn Mut. Die beiden stehen oberhalb einer leicht abschüssigen Strecke hinter dem Pansfelder Sportplatz; der Asphaltweg dient am Samstag als Piste für das dritte Seifenkistenrennen im Ort. Finns Gefährt ist in diesem Jahr zum originellsten gekürt worden, jetzt soll es auch das schnellste sein.

Der „Prototyp“ aus Sperrholz rollt auf den Rädern eines Kinderfahrrads und kann dank Smartphone und kleinen Lautsprechern sogar mit dem Geräusch eines startenden Motors aufwarten. „Ich habe extra viel Fett drangemacht, dass er richtig schnell fährt“, sagt Saliger über seinen „Prototyp“, der gleich seine Jungfernfahrt absolviert.

40 Stunden hat er an der Seifenkiste gebaut, die mit ein paar Handgriffen startklar gemacht wird. Ja, er sei mutig, sagt Finn, und „das Tolle am Seifenkistenrennen ist, dass man Pokale kriegt“.

Dann rollt der Sechsjährige los, fährt kurvenreich auf gerader Strecke, bis er am Ziel scharf nach rechts auf den Rasen abbiegt und seine Seifenkiste ausrollen lässt.

Er macht ein enttäuschtes Gesicht; für den ersten Platz hat es nicht gereicht. Den holt sich bei den Fünf- bis Zehnjährigen Arno König. 23,5 Sekunden brauchte er für die rund 200 Meter lange Strecke. Damit hängte er den Vorjahressieger Leon McCormick ab, der mit der „Titanic“ auf Platz zwei landete.

Das Fahrzeug in Gestalt des legendären Ozeandampfers war im vergangenen Jahr noch ein Garten, sagt sein Erbauer Heiko Wiedenbeck. Der ist als Kind selbst ab und an Seifenkistenrennen gefahren. „Die waren aber nicht so schick, meistens war das eine Karre mit Kinderwagenrädern.“

Davon kann heute keine Rede mehr sein: Aus einem ausgedienten Heimtraining-Gerät, einem Besenstiel, Sperrholz und kleinen Figuren, die wie Leonardo DiCaprio und Kate Winslet im Hollywood-Film am Bug des Schiffes stehen, ist ein tolles Fahrzeug geworden. Für Tempo und Bremsen sorgen Ketten: Fuß rauf, die Sache rollt, Fuß runter, und die Seifenkiste steht.

Seit drei Jahren gibt es die Veranstaltung, die „aus der Not geboren“ wurde, wie Doris Dudda erklärt, die ehrenamtlich den Jugendklub im Dorf betreut. Sie ist mit der Resonanz zufrieden: „Im ersten Jahr hatten wir fünf Seifenkisten am Start, jetzt sind es sieben und zwölf, 14 Teilnehmer.“

Dabei waren nicht nur die Jungen am Start, auch die Väter testeten am Ende ihre Konstruktionen. So gab es drei Wertungsläufe. Bei den 11- bis 14-Jährigen gewann Vanessa Feige mit 29,4 Sekunden, bei den 15- bis 99-Jährigen teilten sich Denis Greulich und Daniel Saliger mit jeweils 24 Sekunden den ersten Platz. So konnte sich das Team „Prototyp“ doch noch über zwei Pokale freuen.

Auch der Jugendklub ist ein Gewinner; Frauen aus dem Ort hatten leckeren Kuchen gebacken, der Verkaufserlös kommt dem Klub zugute.

(mz)

Die Preisträger der beliebtesten Seifenkisten wurden Finn Saliger auf dem ersten Platz, gefolgt von Vanessa Feige und Lisa Wiedenbeck (von links).
Die Preisträger der beliebtesten Seifenkisten wurden Finn Saliger auf dem ersten Platz, gefolgt von Vanessa Feige und Lisa Wiedenbeck (von links).
Chris Wohlfeld
Ebenso fantasievoll wie fahrtauglich zeigten sich die Seifenkisten beim Rennen in Pansfelde.
Ebenso fantasievoll wie fahrtauglich zeigten sich die Seifenkisten beim Rennen in Pansfelde.
Chris Wohlfeld