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Porträt einer Pfarrerin  Porträt einer Pfarrerin aus Thale: Gott steht ihr gut

Von Sophie Elstner 24.01.2017, 10:32
Auf Pfarrerin Franziska Kaus warten jetzt Mutterpflichten. Im März bekommt sie eine Tochter. Ihr Einsatz in Thale ist damit beendet.
Auf Pfarrerin Franziska Kaus warten jetzt Mutterpflichten. Im März bekommt sie eine Tochter. Ihr Einsatz in Thale ist damit beendet. Elmar Egner

Thale - Es ist ein großer, ein wichtiger Schritt für Franziska Kaus. In einigen Wochen wird der Entsendungsdienst der jungen Pfarrerin beendet sein und damit ihre Ausbildung - und doch gibt sie ihre Stelle im Pfarrbereich Thale dann auf.

„Das hat vor allem private Gründe“, verrät die 34-Jährige und streichelt dabei ihren kugelrunden Babybauch. Im März erwartet sie mit ihrem Partner ein Kind - nach ihren Söhnen Johann und Heinrich aus erster Ehe wird es nun ein Mädchen.

„Die Jungs sind noch nicht so begeistert. Sie befürchten, dass ihre Schwester dann nicht mit ihnen Fußball spielen wird“, lacht die junge Frau.

Zwei Jahre soll die Auszeit dauern

Zwei Jahre möchte sich die Pfarrerin eine Auszeit nehmen, Familie statt Beruf in den Fokus rücken. „Meine Kinder mussten die letzten Jahre vor allem an Wochenenden und Feiertagen ohne mich zurechtkommen, nun sind sie an der Reihe“, erklärt Franziska Kaus.

Das bedeutet aber, dass sie ihre Pfarrstelle im Bereich Thale aufgeben muss - so will es das Gesetz.

Wohin die nächste Reise geht, steht nicht fest

Nach ihrer Elternzeit wird sie sich auf eine Pfarrstelle an einem anderen Ort bewerben. Wohin die Reise geht, weiß die junge Frau noch nicht. An ihre Zeit in Thale erinnert sich Pfarrerin Kaus mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück.

„An meinem ersten Tag hier bekam ich einen Strafzettel und einen Blumenstrauß - dieser Gegensatz war dann tatsächlich prägend für die drei Jahre, die ich in den Gemeinden verbracht habe“, sagt sie.

„Leider muss ich nun viele wertvolle Begegnungen hinter mir lassen, aber es gibt auch keinen schöneren Grund zu gehen.“ Manchmal, so denkt sie, habe Gott eben seine eigenen Pläne, wohin der Weg des Lebens führe.

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Es gibt  keinen schöneren Grund
zu gehen.

          Franziska Kaus

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Es war kein leichter Start

Dabei war der Start in die Pfarrerskarriere für die gebürtige Thüringerin kein leichter. „Als ich meinen Eltern mit 18 erzählte, dass ich Theologie studieren möchte, ist ihnen fast das Gesicht eingeschlafen“, erinnert sich Kaus.

Ihr Elternhaus ist nicht streng christlich geprägt, und doch begann sie 2001 ihr Studium in Leipzig. „Ich musste mich wirklich durchbeißen. Es war fremd, schwer.“ Ihre Kommilitonen waren zumeist in Pfarrhäusern groß geworden, ihr ganzes Leben lang vom christlichen Glauben geprägt.

Doch Franziska Kaus blieb tapfer, war vor allem an der Praxis interessiert. Besonders beeindruckte sie ihre Arbeit im Hospiz, hier koordinierte sie die Ehrenamtlichen und war für Trauer- und Sterbebegleitung zuständig.

Es gibt keinen schöneren Job

Die Pfarrerin kann sich keinen schöneren Job vorstellen. Da sind die zufälligen und geplanten Gespräche mit den Mitgliedern ihrer Gemeinden, die fröhlichen und traurigen Momente, in denen ihr Glaube die junge Frau immer wieder in dem festigt, was sie tut.

„Mir wurde schon im Supermarkt zwischen Joghurt und Butter von schrecklichen Schicksalsschlägen berichtet, einmal rief jemand zu Hause an und sagte, dass er sich das Leben nehmen möchte“, erinnert sich Kaus.

Viele Aktionen gemeinsam organisiert

Im Gedächtnis geblieben sind ihr aber auch die vielen gemeinsamen Aktionen, die im Pfarrbereich organisiert wurden. Insgesamt betreut Kaus etwa 1.000 Gemeindemitglieder in Thale, Bad Suderode, Warnstedt und Friedrichsbrunn.

Im vergangenen Jahr beteiligte sich die Kirchengemeinde an den Sommertagen in Thale, öffnete die Kirche im Kurpark für Besucher.

Entstanden ist damals eine Broschüre. „Ganz normale Menschen erklären darin, was der Glaube für sie bedeutet“, sagt Kaus.

Auch mal für Chips bedanken

Auch ein Erntedankgottesdienst ist ihr in positiver Erinnerung geblieben. Ganz viele Kinder waren anwesend, die sie fragte, wofür sie dankbar seien. Ein kleiner Junge beantwortete diese Frage energisch mit „Chips!“.

„So spielt nun mal das Leben“, ist Kaus der festen Überzeugung. „Warum sollten wir ständig so scheinheilig tun, anstatt uns ganz ehrlich auch mal für Chips zu bedanken?“

Franziska Kaus blickt optimistisch in die Zukunft

Die junge Frau blickt optimistisch in die Zukunft. „Ich glaube daran, dass alles gut wird. Jesus war selbst am Kreuz noch davon überzeugt, und ich habe es auch in meinem Leben schon erfahren“, erklärt sie.

„Wir müssen uns klar machen, dass wir die Welt nicht retten können. Aber wir können darauf vertrauen, dass wir Gott nicht egal sind. Auch wenn es nicht immer eine Antwort gibt, mit der Frage sind wir nicht allein.“

Der Verabschiedungsgottesdienst für Pfarrerin Franziska Kaus findet am Sonntag, 29. Januar, ab 15 Uhr in der St.-Petri-Kirche in Thale statt. (mz)