Neue Glocken für St. Marien Neue Glocken für St. Marien: Sparkassenstiftung und Harzsparkasse unterstützen

Harzgerode - Der Termin steht jetzt. Ende März wird, wenn nichts dazwischenkommt, ein Stück Harzgeröder Geschichte geschrieben. Und zwar in Hessen. In einer der ältesten noch bestehenden Glockengießereien in Deutschland, in der Glocken- und Kunstgießerei Rincker in Sinn, werden dann drei Bronzegussglocken für die St.-Marien-Kirche im Lehmformverfahren entstehen. Jürgen Bentzius, Mitglied im Gemeindekirchenrat und Vorsitzender des Bauausschusses, wird bei diesem historischen Moment dabei sein. Und mit ihm machen sich noch etliche andere Harzgeröder auf den Weg. So viele, dass man einen Bus chartern wolle, wie Bentzius sagt.
Die Idee, die alten Stahlgussglocken, die seit 1926 im Turm hängen, zu ersetzen, ist nicht neu. Seit Jahren beschäftige man sich damit, sagt Bentzius. Denn früher oder später werden sie Risse bekommen und unbrauchbar sein. Stahlfraß. Bevor die Stahlglocken in die Kirche kamen, gab es welche aus Bronze. Sie wurden jedoch ausgebaut und für militärische Zwecke eingeschmolzen.
Dass die Harzgeröder Kirche nun wieder Bronzeglocken bekommt, ist vor allem einer Förderung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung zu verdanken, zusammen mit der Harzsparkasse unterstützt sie den Guss. Im vergangenen Jahr hatte die Kirchengemeinde einen Antrag auf Förderung gestellt. Positive Signale gab es laut Bentzius schon. Jetzt, kurz vor Weihnachten, hat es die Kirchengemeinde aber auch Schwarz auf Weiß bekommen: Am Montag brachten Friedrich-Wilhelm von Rauch, Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, und Haiko Elschner, Mitglied des Vorstandes der Harzsparkasse, die Förderzusage vorbei. Eine Summe nannten sie allerdings nicht.
Bewahren, Stärken, Begeistern. Die Ostdeutsche Sparkassenstiftung fördert in diesem Sinne seit 1996 in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Sachsen Kunst, Kultur und Denkmalpflege. Die Glocken vereinten all das - Kunst, Kultur und Denkmal, sagt Haiko Elschner von der Harzsparkasse, die den Guss unterstützt.
Weitere Informationen gibt es im Netz: www.ostdeutsche-sparkassenstiftung.de
Laut Bentzius belaufen sich die Kosten für die Glocken auf etwa 55.000 Euro. Stiftung und Harzsparkasse übernehmen den Löwenanteil. Den Rest trägt die Kirchengemeinde, die in den vergangenen Jahren bereits vielfach um Spenden für das Geläut geworben hat.
Das Geld, das die Harzsparkasse beisteuere, stamme aus dem PS-Lotterie-Sparen, erklärt Elschner. Die Erträge daraus gingen regelmäßig an gemeinnützige Vereine und Projekte in der Region. Und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung fördere herausragende Projekte „zwischen Kap Arkona und dem Voigtland“, so von Rauch. Das Harzgeröder sei ein solches. Er lobt auch den persönlichen Einsatz aller Beteiligten: „Das, was in anderen Regionen an materiellen Ressourcen da ist, wird hier durch beherztes Engagement ausgeglichen.“
Hinzu kommt der kulturelle Wert: „Sie bewahren hier ein kostbares Gut“, sagt von Rauch. Die Harzgeröder Kirche ist eines der ältesten Bauwerke im Ort. Das Kirchenschiff wurde Ende des 17. Jahrhunderts errichtet. Das alte war bei einem Brand im Jahr 1635 zerstört worden, dem nur der Turm standhielt. In ihm befinden sich Türmerwohnung, Apotheken- und Turmuhrmuseum. Die Kirche selbst wartet mit Fürstenstuhl, Fürstengruft und Emblemata-Sammlung auf.
Diesen Wert zu erhalten verlangt der Kirchengemeinde gerade allerhand ab. Guss, Ausbau, Einbau, drumherum kleinere Sanierungen im Glockenstuhl - „das hörte sich am Anfang alles ganz einfach an“, sagt Bentzius. Doch das Vorhaben, das Geläut zu erneuern, zog, nachdem mehrere Experten einbezogen worden waren, einen Rattenschwanz ungeahnten Ausmaßes mit sich. Nicht nur der Glockenstuhl erwies sich als dringend sanierungsbedürftig. Der ganze Turm wurde kurzerhand zum Patienten erklärt. Bevor die Glocken eingebaut werden könnten, müssten die marode Turmhaube, die Fachwerkwände und Decken, das Mauerwerk und die Tragekonstruktion im Glockenstuhl saniert werden. Die Kosten dafür belaufen sich schätzungsweise auf 1,6 Millionen Euro. Auch hierfür bemüht sich die Kirchengemeinde um Förderung.
Bis die neuen Glocken klingen, wird es also noch dauern. Bentzius hofft, dass sie in vier, fünf Jahren in den Turm gehoben werden können. Anschauen wird man sie sich bis dahin schon können. In der Kirche werden sie aufgestellt und warten auf ihren Einsatz. „Letztendlich bekommt die Kirche wieder eine Stimme“, sagt Stadtratsvorsitzender Peter Strube, „die gehört zum Ort und soll weithin zu hören sein“. (mz)
