Folge des Dürresommers 2018 Nach der Dürre Sommer 2018: Wie Landwirte im Landkreis Harz auf die Trockenheit reagieren

Quedlinburg - Zu sonnig, zu trocken, viel zu heiß: Der Dürresommer 2018 ist vielen in Erinnerung. Vor allem die Landwirte hatten darunter durch enorme Ertragseinbußen zu leiden. Die Hitze des vergangenen Jahres legt sich jetzt zwar nicht über die Felder, dennoch hat sie Folgen:
Der Boden ist viel zu trocken. Besonders deutlich zu erkennen ist das auf einem Feld bei Quarmbeck: Dort sind die Zuckerrüben vertrocknet. „Die Bodenschichten ab 30 Zentimeter Tiefe bieten den Pflanzen kein verfügbares Wasser“, sagt Bauernverbands-Sprecher Erik Hecht.
„Die Rüben leiden extrem“, sagt Lothar Müller, Vorstand der Agrargenossenschaft Badeborn
Beim Wetter helfe den Landwirten jetzt weder Regen noch Trockenheit, sagt Lothar Müller, Vorstand der Agrargenossenschaft Badeborn. „Die Rüben leiden jetzt extrem, da wäre es gut, wenn es 14 Tage durchgehend regnet. Aber für den Raps käme der Regen jetzt zu spät.“
Ihre Gerstenfelder haben die Badeborner abgeerntet. „Die Ergebnisse sind ähnlich wie 2018“, sagt Lothar Müller. Wie die Rapsernte ausfallen wird, kann er noch nicht sagen, doch es sei ein bisschen vorherzusehen, dass es keine Riesenerträge geben wird - dafür waren Winter und Frühjahr zu trocken.
Ausbleibende Niederschläge sind dabei kein Phänomen, das plötzlich auftritt. „Wir hatten auch früher schon trockene Perioden, aber andere Preise“, sagt der Landwirt. „Die Schwankungen sind extremer geworden.“
Geringere Vermarktungserlöse sieht auch der Bauernverbands-Sprecher auf die Landwirte zukommen. An manchen Standorten sei 2019 noch weniger Wintergerste geerntet worden als im Dürrejahr, sagt Hecht. „Die Erträge reichen von 30 bis 65 Dezitonnen je Hektar - in guten Jahren sind 8 bis 9 Tonnen möglich“, rechnet er auf. „Wassermangel und Hitzestress führen zu weiteren preislichen Abschlägen.“
Auch Raps und Winterweizen leider unter dem Wassermangel
Der Raps zeige an vielen Orten Trockenschäden, und Winterweizen als eine der wichtigsten Kulturen „wäre nun eigentlich in der Kornfüllungsphase, die aber zum Teil durch die Hitze beendet wurde“.
Neben Ackerbauern würden jetzt besonders die rinderhaltenden Betriebe dringend Regen brauchen, so Hecht weiter. „In Regionen, in denen zumindest etwas Regen gefallen ist, sehen die Futterbestände noch einigermaßen gut aus.
In anderen Regionen sind die Bestände auf dem Grünland so dünn, dass sie ertraglich deutlich abfallen und nicht zum Reservenaufbau dienen. Besonders bedrohlich ist die Situation für die Betriebe, die bereits im vergangenen Jahr stark betroffen waren und ihre Futtervorräte komplett verbraucht haben.“
„Je weiter man in Richtung Halle kommt, umso schlechter wird es“, sagt Wilfried Feuerstack vom Bauernverband Nordharz
Auch in der Badeborner Agrargenossenschaft weiß man um diese Folgen ausbleibendender Niederschläge: Beim Futtergetreide sei der erste Schnitt noch gut gewesen, sagt Müller, aber der zweite und dritte eben nicht.
Besonders getroffen hat es die Landwirte im Norden und Osten Sachsen-Anhalts. „Je weiter man in Richtung Halle kommt, umso schlechter wird es“, sagt Wilfried Feuerstack vom Bauernverband Nordharz. Vor allem im Frühjahr habe es zu wenig Niederschläge gegeben.
Im Altkreis Quedlinburg ist die Lage ein wenig entspannter. „Wir bekommen keine Rekorderträge, aber wir kommen über die Runden“, sagt beispielsweise Lutz Trautmann, Vorstand der Agrargenossenschaft Hedersleben.
Der Betrieb werde die Futterrationen für seine Rinder umstellen und Stroh untermischen. Er habe größten Respekt vor den Landwirten in den nördlichen und östlichen Bereichen, denn dort sei die Grünfutterversorgung wesentlich angespannter.
Die Dürrehilfen von 2018 sind erst zur Hälfte ausgezahlt, sagt Bauernverbands-Sprecher Erik Hecht
Vorschläge der Politik, Brachflächen für den Anbau von Zwischenfrüchten zu nutzen, die als Futter nutzbar sind, nennt Trautmann einen Hohn: Das seien die schlechtesten Flächen, auf denen keine Futterpflanzen, sondern Mohn und andere Pflanzen gedeihen würden.
„2019 haben wir die dritte Ernte, die problematisch ist“, sagt Wilfried Feuerstack. Das reiße finanzielle Lücken. Denn zu schaffen macht vielen landwirtschaftlichen Betrieben aber nicht nur der Regen, der nicht kommt, sondern auch ausbleibende finanzielle Unterstützung.
Die Dürrehilfen von 2018 sind erst zur Hälfte ausgezahlt, sagt Hecht. Das Verfahren komme nur schleppend voran. Feuerstack kennt das Problem. „Die Anträge werden sehr genau geprüft“, sagt er, und entscheidend sei das Ergebnis des Jahresabschlüsse; in der Landwirtschaft endet das Wirtschaftsjahr am 30. Juni.
Da tue sich das Ministerium schwer, vorher Finanzhilfen auszuzahlen, die zurückgefordert werden müssten, falls die Ergebnisse doch besser seien. (mz)