Kommentar zu nicht anerkannten Überstunden Lehrer stehen auf schwankendem Grund
Die Überstunden, auf die Sachsen-Anhalts Schulen dringend angewiesen sind, müssen dringend präzise geregelt werden.

Magdeburg/MZ - In der aktuellen Not, in der sich Sachsen-Anhalts Schulen befinden, kann das Land für jede zusätzlich geleistete Lehrerstunde höchst dankbar sein. In vielen Regionen und vielen Schulformen sind die Lehrerzimmer weiterhin zu schwach besetzt, stets droht Unterrichtsausfall. Da hilft es sehr, wenn Einzelne über ihre reguläre Verpflichtung hinaus einspringen.
Zum Vergleich: Die im Schuljahr 2023/24 vom Land anerkannten gut 300.000 Stunden Mehrarbeit entsprechen der Arbeitsleistung von 300 zusätzlichen Vollzeitstellen. Überstunden sind eine wichtige Stütze des gesamten Systems.
Für Mehrarbeit fehlen offenbar eindeutige Regeln
Im Gegenzug für diese Unterstützung hat aber auch das Land eine Verpflichtung: Es muss die Stunden nicht nur bezahlen, sondern dafür auch klare, für alle Beschäftigten verständliche Regeln aufstellen. Davon kann bislang keine Rede sein. Nicht nur die Lehrergewerkschaft beklagt einen undurchsichtigen Dschungel an Regeln. Auch das Ministerium selbst unter der neuen Führung des bisherigen Lehrers Jan Riedel (CDU) sieht Handlungsbedarf.
Wenn er nun einen „einheitlichen Rahmen für die Anerkennung zusätzlicher Aufwände erarbeiten“ will, ist das sehr löblich, zugleich aber das Eingeständnis früherer Versäumnisse. Lehrer wurden auf höchst schwankendem Grund alleingelassen. Der Höhepunkt war, dass die damalige Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) ihnen noch im Landtag mit Disziplinarverfahren drohte.
Viele Verdachtsfälle - und nun weniger Kontrollen?
Fragwürdig ist allerdings auch, wenn der neue Minister nun ins entgegengesetzte Extrem verfällt und angesichts Tausender Verdachtsfälle die Kontrollen zurückfährt – „zur Verfahrensbeschleunigung und aus Kapazitätsgründen“, wie es heißt.
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Schwarze Schafe, die zu Unrecht abkassieren wollen, müssen auch künftig überführt werden. Das ist die Regierung den Steuerzahlern schuldig. Kontrollen wären übrigens mit viel weniger Aufwand möglich, wenn das Bildungsressort endlich die Vorteile der Digitalisierung nutzte.