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Laufsport Laufsport: Mit Kanone zur Bombenzeit

Von Detlef Anders 02.06.2014, 17:53
Eng ging es auf dem schmalen Waldweg bei den Starts zu, wie hier zum 2,5-Kilometer-Lauf mit den Kindern und Jugendlichen.
Eng ging es auf dem schmalen Waldweg bei den Starts zu, wie hier zum 2,5-Kilometer-Lauf mit den Kindern und Jugendlichen. Detlef Anders Lizenz

Harzgerode/MZ - „Das sind 20 Gramm Schwarzpulver“, sagt Rainer Bosse und verdrillt nach dem Einlegen in das Kanonrohr die Enden der herausragenden Drähte mit denen, die zum Zündgerät führen. Zum 35. Mal werden die Strecken des Klippenlaufes mit dieser Kanone gezündet. „Ich hoffe, diesmal zünden alle“, sagt Bosse und lächelt. Seit 20 Jahren steht der Pyrotechniker am Startknopf in Harzgerode und lässt die gewohnten Donnerschläge ertönen. Dass eine Ladung nicht zündet, das hat es durchaus des öfteren schon gegeben. Doch diesmal klappt alles. 195 Läufer, Wanderer und Nordic Walker werden von ihm auf die fünf Strecken geschickt.

Für einen weiteren Kracher des Tages sorgte am Sonntag aber nicht Bosse, sondern ein Sportler. Noch nie zuvor in der Geschichte des Klippenlaufes war der Sieger des besonders stark profilierten langen Kantens unter 52 Minuten im Ziel. Nachdem der Start- und Zielpunkt an den Hundeplatz am Förstereiweg verschoben wurde und die Strecke nicht mehr 16, sondern nur noch 15 Kilometer lang ist, wird die Rekordliste des Laufes nicht mehr gepflegt, doch der diesjährige Sieger wäre mit Sicherheit Rekordhalter: Florian Reichert, ein 32-jähriger Bergspezialist aus Göttingen, war schon nach 50:58 Minuten im Ziel (siehe Kasten). Und auch der Zweite, John Mooney aus Rosenheim, lief starke 52:12 Minuten. Da staunte der Drittplatzierte, der Senioren-Marathon-Europameister Mike Poch von der TSG GutsMuths Quedlinburg, schwer beeindruckt: „Das sind umgerechnet zwei Kilometer Vorsprung auf 15 Kilometer!“ Poch war dennoch mit seinem Podestplatz zufrieden. „Ich habe Verletzungsprobleme und bin vor zwei Wochen erst die 75 Kilometer beim Rennsteiglauf gelaufen und dort immerhin 19. geworden.“ (bei 1 800 Männern). Die Strecke sei trotz der dreitägigen Regenfälle in der letzten Woche gut gewesen. Beste Frau war Luisa Merkel (NSV Wernigerode, 1:04:08 h).

"Dabeisein ist alles"

Sieger über die fünf Kilometer wurde der Wernigeröder HGL-Läufer Philipp Kommert (18:34 min), vor Toma Unverzagt (LG Westerbergland) und Patrick Hage (HSV Wernigerode). Beste Läuferin war hier Frauke Albrecht (NSV Wernigerode). Auf der 2,5 Kilometer langen Distanz holte Albert Engelmann (WSV Benneckenstein) den Sieg vor Luis Bentzius und Friedrich Reuß (beide Concordia Harzgerode). Mit Melina Holland setzte sich bei den Mädchen ebenfalls eine Benneckensteinerin durch. Ihr kleiner Bruder, der sechsjährige Deaken Holland, gewann den Endspurt des Schnupperlaufes vor den älteren Lion Thormeyer (Osterode) und Clemens Hartmann (Conc. Harzgerode). Schnellstes Mädchen war Lucie Berndt (WSV).

Vielen Läufern ging es aber gar nicht um Bestzeiten. „Dabeisein ist alles“, meinte Helmut Krüger (Medizin Quedlinburg), der jetzt bei den über 75-jährigen läuft und als Ältester auf den 15 Kilometern mit Platz 63 noch 26 Läufer hinter sich ließ. „Ich bin das erste Mal seit DDR-Zeiten dabei, sonst laufe ich eigentlich gar nicht“, meinte Ralf Klock aus Mägdesprung, der auf dem langen Kanten immerhin 40. wurde und nun den Halbmarathon des Ottonenlaufes in Angriff nehmen will. Dessen Organisator Hans-Jürgen Sandt warb mit seiner Teilnahme am Klippenlauf gleich für das Laufevent im August. Der Straßberger Swen Schmidt (35) kam zum dritten Mal zum Lauf vor der Haustür. Er wurde vom Laufvirus vor zehn Jahren angesteckt und hatte nach der Teilnahme am Rennsteig-Marathon vor zwei Wochen hier eine Art Trainingslauf über die 15 Kilometer. Als 27. wurde er Vierter seiner Altersklasse.

„Es war eine tolle Veranstaltung“, lobte Torsten Ebock, der Vorsitzende des WSV Harzgerode, sein Organisationsteam um Thomas Hulsch und Thomas Michel. „Uns fehlen um die 100 Läufer, die aufgrund der Schulferien weggefallen sind“, bedauerte Michel und Hulsch berichtete, dass Partnervereine derzeit in Trainingslagern sind und eben auch die Harzgeröder Schulen nicht kommen konnten. Beide dankten den zahlreichen Helfern aus dem Verein, die für den Kuchenbasar, die umfangreiche Tombola oder die Kinderbetreuung sorgten. Ohne sie wäre der Lauf nicht möglich.

Alle Ergebnisse unter www.klippenlauf.de/ergebnis.htm.

Achtung Startschuss: Beim Schnupperlauf halten sich die Harzgeröder Zwillinge Maja und Lotte Berndt die Ohren zu. Schwester Lucie (v.r.) ist tapfer.
Achtung Startschuss: Beim Schnupperlauf halten sich die Harzgeröder Zwillinge Maja und Lotte Berndt die Ohren zu. Schwester Lucie (v.r.) ist tapfer.
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Kanonier Rainer Bosse bereitet den nächsten Schuss vor.
Kanonier Rainer Bosse bereitet den nächsten Schuss vor.
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