Landratswahl 2020 Landratswahl 2020: "Die Blicke waren auf mich gerichtet - wieder einmal"

Thale - Wenn Thomas Balcerowski vor schwierigen Entscheidungen stand, suchte er in der Vergangenheit immer wieder die Bülowhöhe unterhalb der Rosstrappe auf. „Von hier aus hat man einen herrlichen Ausblick über die Stadt und das Bodetal“, stellt der Bürgermeister von Thale fest. Diese Übersicht habe ihm schon bei so manchem Entschluss geholfen, gerade bei solchen, die das Stadtbild veränderten.
Von der Bülowhöhe aus kann man aber nicht nur Thale sehen, sondern - bei einigermaßen klarem Wetter - auch die Kreisstadt Halberstadt. Geht Balcerowskis Plan auf, ist diese nach 19 Jahren als Chef im Thalenser Rathaus seine nächste politische Station, denn er kandidiert bei der Landratswahl im Harzkreis am 5. Juli für die CDU.
Das zweite Mal in der Favoritenrolle
Die Entscheidung, als Nachfolger von Martin Skiebe (CDU) anzutreten, hatte Balcerowski im vergangenen Oktober bekanntgegeben. Nachdem Skiebe erklärt hatte, dass er nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung stehe, habe beim CDU-Kreisverband die Frage im Raum gestanden, wen man ins Rennen schicken könnte, erinnert sich der Thalenser. „Die Blicke waren auf mich gerichtet - wieder einmal“, sagt er.
Sehr ähnlich sei es nämlich vor rund 20 Jahren gewesen, als in den Reihen der CDU Thale ein Nachfolger für Bürgermeister Hans-Michael Maertens (CDU) gesucht worden war. Balcerowski, der 1999 in den Stadtrat gewählt und sogleich Vorsitzender der CDU-Fraktion geworden war, fand sich in der Favoritenrolle wieder.
Seit der Jugend politisch aktiv gewesen
„Ich habe mich schon als Jugendlicher für Politik interessiert“, legt der 48-Jährige dar, wie es überhaupt dazu kam. Balcerowski war 17 Jahre alt und ließ sich beim Eisenhüttenwerk zum Facharbeiter für automatisierte Anlagen ausbilden, als die Wende die alten Strukturen aufbrach.
Mit Freunden schloss er sich im Herbst 1989 dem Neuen Forum an und trat wenige Monate später in die CDU ein. „Die Partei lag meinen eigenen Standpunkten am nächsten“, begründet Balcerowski den Schritt. Er war dann eines der Gründungsmitglieder der Jungen Union in Thale. 1999 folgte die Wahl ins Stadtparlament und im Jahr 2001 der Sieg bei der Bürgermeisterwahl - im ersten Wahlgang gegen drei Mitbewerber. „Mit so einem Erfolg hatte ich nicht im Entferntesten gerechnet“, setzt er hinzu.
Der jüngste hauptamtliche Bürgermeister in Sachsen-Anhalt
Die Thalenser hätten damals Mut bewiesen - als 29-Jähriger war er schließlich der jüngste hauptamtliche Bürgermeister in Sachsen-Anhalt. Balcerowski ist Maertens noch heute dankbar dafür, dass dieser ihn schon in der Zeit zwischen Wahl und Amtsübernahme an den Dienstberatungen der Stadtverwaltung teilhaben ließ. „So war ich sofort drin im Stoff.“
Da er zuvor schon Ratsmitglied gewesen war, habe er auch gewusst, wie Abgeordnete ticken, und sich in seiner Arbeit danach richten können. „Die Mitglieder brauchen Infos, um gute Entscheidungen zu treffen“, sagt Balcerowski. „Wenn das nicht der Fall ist, sieht man ihnen an, dass sie nicht guten Herzens entscheiden können.“ In solchen Fällen ziehe er auch mal eine Vorlage zurück, wie jüngst im Fall der geplanten Deponie in Warnstedt.
Übers Knie gebrochene Entscheidungen, betont der Thalenser Rathauschef, seien immer schlechter als wohlüberlegte. „So würde ich auch beim Kreis arbeiten wollen“, merkt er an - dazu gehöre ein offenes Ohr für Bürger, Kreistag und Verwaltung.
Harzer kennt kein Fernweh
In die große weite Welt hat es Thomas Balcerowski nie gezogen - die Studienjahre in Halle, wo er sich mit den Rechtswissenschaften vertraut machte und zwei Staatsexamen erwarb, waren die einzigen, in denen er nicht in Thale wohnte. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, stellt der Bürgermeister klar.
Damit sei er nicht allein: Viele, die nach der Wende weggezogen seien, um woanders Arbeit zu finden, ziehe es heute zurück in den Harz. Reisen weite zwar den Blick, gibt Balcerowski zu - „aber es ist immer schön, zurückzukommen und zu sehen, wie schön es in der Heimat ist“.
Seine Freizeit - viel habe er davon gerade nicht - verbringt Balcerowski am liebsten mit seiner Familie und Freunden. Seit der Jugend habe sich sein Freundeskreis kaum verändert. „Ich liebe es, dann normal zu sein und mal nicht der Bürgermeister“, sagt er. (mz)