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Handwerk wie im Mittelalter Johanna Trebbe und Benny Briesemeister wollen die Selkemühle im Selketal umbauen: Handwerk wie im Mittelalter

Von Rita Kunze 27.07.2019, 12:55
Sie wollen die Selkemühle wiederbeleben: Johanna Trebbe und Benny Briesemeister mit Töchterchen Thalia.
Sie wollen die Selkemühle wiederbeleben: Johanna Trebbe und Benny Briesemeister mit Töchterchen Thalia. Marco Junghans

Ballenstedt - „Sobald man das Gelände betritt, soll man den Eindruck haben, in einem Dorf vor 500 Jahren zu sein“, sagt Johanna Trebbe. Im Moment ist diese Vorstellung weit entfernt:

Der jahrelange Leerstand hat den Gebäuden auf dem Gelände der Selkemühle schwer zugesetzt. Doch Johanna Trebbe und ihr Partner Benny Briesemeister sind optimistisch, hier ihren Traum verwirklichen zu können.

Die neuen Eigentümer haben lange nach einem Ort gesucht, an dem sie Workshops und Wochenendseminare für Mittelalter-Handwerk, in denen die Teilnehmer auch in ihre Rollen eintauchen, und Übernachtungen anbieten können. „Über zehn Jahre hatte ich Suchanfragen in allen Portalen“, sagt Briesemeister. „Die Selkemühle war ein Zufallstreffer.“ Schnell zugegriffen haben die beiden nicht. „Wir haben das mindestens ein Jahr lang beobachtet, bevor wir uns die Selkemühle selbst angesehen haben.“

Das Paar hatte  zunächst in Brandenburg nach einer Immobilie gesucht

Das Paar lebt im Nordwesten von Brandenburg und hatte zunächst dort nach einem geeigneten Gelände gesucht. „Wären wir vor zehn Jahren hierauf gestoßen, wäre es uns wahrscheinlich zu weit weg gewesen“, sagt Benny Briesemeister.

„Aber jetzt fiel uns die Entscheidung relativ leicht. Es ist ein guter Kompromiss. Und die Lage ist traumhaft.“ Mit ihrem Entschluss geben die beiden ihrem Leben eine neue Richtung. Johanna Trebbe ist Geschäftsführerin einer Firma, die Marketingforschung und -beratung mit neurowissenschaftlichen Methoden anbietet. Aber „gucken, was andere gemacht haben und ihnen dann Tipps zu geben, ist mir zu wenig kreativ“, sagt sie. „Ich merke, dass das Projekt hier eher etwas für mich ist.“

Im Haus liegen jede Menge Müll und Gerümpel, das beseitigt werden muss

Das geht auch Benny Briesemeister so, wenngleich er erst einmal ans große Aufräumen statt an die Vermittlung mittelalterlicher Handwerkstechniken denken muss: Es sei enorm, wie viel Müll und Gerümpel in die Häuser passe.

So weit es geht, wollen beide das Gelände selbst und mithilfe Gleichgesinnter sanieren. Unterstützung bekommen sie von ihren Familien. Johanna Trebbe setzt auch auf die Behörden: „Jeder wirkte positiv und lösungsorientiert“, sagt sie.

Fünf Kilometer von der nächsten Straße entfernt, liegt die Selkemühle mitten im Tal. Mobiltelefone versagen hier. Doch „es ist gar nicht so einsam, wie man glaubt“, sagt Johanna Trebbe.

„Hier kommen viele Wanderer vorbei und fragen, wo man etwas essen kann, ob hier ein Bus fährt oder was hier früher war“, so Briesemeister. Wegen der vielen Wanderer haben sich beide entschlossen, auf dem Gelände zunächst wieder einen Kiosk, später vielleicht ein Bistro einzurichten. „Das wird doch sehr vermisst.“

„Wir sind hier, wann immer es geht“, so Johanna Trebbe. Ihr Partner nutze dafür seine Elternzeit, und sie könne von Harzgerode aus über das Internet arbeiten.

(mz)