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"Jetzt ist die Chance da" "Jetzt ist die Chance da": Wie gewinnt Hasseröder verlorene Kunden zurück?

Von Katrin Schröder 23.03.2019, 09:56
In der Hasseröder Brauerei wird Bier in Flaschen abgefüllt.
In der Hasseröder Brauerei wird Bier in Flaschen abgefüllt. dpa-Zentralbild

Wernigerode - Hasseröder wird nicht verkauft: Diese Nachricht sorgt für Aufatmen in Wernigerode und dem Harz. Dass der Brauereikonzern Inbev seine Verkaufsabsichten nach langer Hängepartie zurückgenommen hat, stößt in der Brauerei mit dem Auerhahn, der Stadt und der Region auf Wohlwollen.

Rückblende: Der Brauereikonzern Anheuser-Busch Inbev hatte Mitte 2017 angekündigt, Hasseröder zu verkaufen. Ein halbes Jahr später wurden der Finanzinvestor Daniel Deistler und seine Firma CK Corporate Finance als Käufer vorgestellt, doch im vergangenen Sommer platzte das Geschäft.

Im Sommer 2018 platzte das Geschäft mit  Daniel Deistler

Seitdem hatte AB Inbev nach eigenem Bekunden mit mehreren Interessenten Gespräche geführt, nun aber bekannt gegeben, dass Hasseröder und die Altbiermarke Diebels, die ebenfalls veräußert werden sollte, doch Teil des Konzerns bleiben sollen.

Die Hasseröder-Mitarbeiter freuten sich über die Absage des Verkaufs, sagt Thorsten Schuster. „Die Belegschaft hat die Nachricht vom nicht stattfindenden Verkauf sehr gut aufgenommen“, so der Betriebsratsvorsitzende der Brauerei. Die lange Ungewissheit sei für die Mitarbeiter nicht leicht gewesen. „Es hat endlich das Warten ein Ende, und wir wissen jetzt, mit wem wir in die Zukunft gehen.“

Hasseröder und Diebels sollen wichtige Rolle spielen bei AB Inbev

Dass Inbev erklärtermaßen die Geschäftsstrategie für Deutschland und Europa verändern will, sei in Wernigerode „sehr positiv“ aufgenommen worden - ebenso wie die Ankündigung, dass Hasseröder und Diebels darin künftig eine wichtige Rolle spielen sollten.

Auf Informationen, wie diese genau aussehen wird, warten die Mitarbeiter mit Spannung. „Auf Worte müssen eben auch Taten folgen“, so Schuster. Grundsätzlich sehe man aber optimistisch in die Zukunft und setze auf die treuen Biertrinker sowie den Rückhalt in der Region: „Denn Bier braucht Heimat.“

NGG-Geschäftsführerin Derer: „Das ist schon ein Aufatmen“

Optimistisch sieht auch Katja Derer in die Zukunft. „Das Allerwichtigste für uns ist, dass endlich Schluss ist mit der Hängepartie“, sagt die Geschäftsführerin der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten in Braunschweig. „Das ist schon ein Aufatmen.“

Dass Klarheit herrsche, sei gut mit Blick auf die Tarifverhandlungen, die Ende April beginnen. Die Gewerkschafter hoffen darüber hinaus, dass Inbev wieder in die Marke investieren wird und dass diese „im Konzern den angemessenen Platz, der ihr gebührt“, erhält, sagt Katja Derer.

Zugleich müsse man darauf schauen, wie die angekündigte neue Strategie aussehe. „Wir haben auch Sorge, ob das Ruder herumgerissen wird, denn die Verluste sind bereits eingetreten.“ Der Biermarkt sei schwierig und hart umkämpft.

„Da ist viel Bewegung drin“, so die Gewerkschafterin. In dieser Situation sei es „fatal“, ein Unternehmen mehr als ein Jahr lang in der Luft hängenzulassen. Die Voraussetzungen für den Neustart seien jedoch sehr gut: „Die Belegschaft ist hoch motiviert.“

Minister Willingmann spricht von hoher Identifikation mit Hasseröder

Das betont auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD), der in seiner Funktion - und als Wernigeröder - die Entwicklung um die Traditionsbrauerei begleitet hat. „Das ist ein Bekenntnis zum Standort“, sagt er.

In der Region gebe es eine hohe Identifikation mit dem Unternehmen, das, so Willingmanns Hoffnung, sich erneut auf seine einst starke Position in Werbung und Sportsponsoring besinnen könnte. „Hasseröder ist immer noch eine Marke, die bekannt ist, und ein Botschafter für das Land.“ Nun müsse man abwarten, wie AB Inbev sein Versprechen verwirkliche.

Chance für Weiterentwicklung

Im Wernigeröder Rathaus ist man ebenfalls glücklich über die Nachrichten aus der Konzernzentrale in Bremen. „Wir als Stadt sind froh, dass der Standort gehalten wird“, sagt Verwaltungssprecher Tobias Kascha.

Es sei wichtig, dass Arbeitsplätze erhalten werden. Zugleich fordere die Stadt aber, dass sich der Konzern für die Zukunft von Hasseröder engagieren solle. „Jetzt ist die Chance da, sich strategisch damit auseinanderzusetzen, wohin sich die Marke entwickeln soll.“ (mz)