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Kunst aus 13. Jahrhundert Holzfiguren Triumphkreuzgruppe im Dom Halberstadt werden restauriert: Frische Farbe für Kunst aus 13. dem Jahrhundert

Von Uwe Kraus 25.07.2020, 12:56
Maria ist ein besonderes farbiges Kunstwerk unbekannter Bildschnitzer.
Maria ist ein besonderes farbiges Kunstwerk unbekannter Bildschnitzer. Uwe Kraus

Halberstadt - Die Museumsdirektorin des Halberstädter Domschatzes, Uta-Christiane Bergemann, schaut in die Höhe. In der vierten Gerüst-Etage über dem Lettner sieht sie eine Frau und drei Männer der Triumphkreuzgruppe des Halberstädter Domes von Angesicht zu Angesicht gegenüber stehen.

Martina Runge, Roland Enge, Ekkehard Koch und Andreas Mieth prüfen, kartieren und sichern den historischen Bestand. Alle sieben Jahre nähern sich die Restauratoren unmittelbar dem Kunstwerk. Dieses Mal ist das letzte für das ganz besondere Team.

„In fünf oder sieben Jahren steigen wir aus Altersgründen hier nicht mehr rauf.“ Sie haben vor 45 Jahren zusammen an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste studiert und wissen, was sie können. Sie gleichen sich in Tempo, Auffassungen von Denkmalschutz und ästhetischem Verständnis.

„Wir arbeiten individuell, sind aber keine Individualisten. Selten gibt es Gruppen, die so lange halten.“ So wie sie 1995 die Erkenntnisse vom berühmten Hallenser Team aus dem Jahr 1956 übernahmen, danach gab es keine grundlegende Restaurierung mehr, geben sie nun alles an ihre Nachfolger weiter.

„Wir arbeiten individuell, sind aber keine Individualisten”, sagt die Restauratorin

Uta-Christiane Bergemann spricht in Superlativen von der Triumphkreuzgruppe, dem heute zentralen Blickpunkt in Gottesdiensten und Besucherführungen. Mit ihrem komplexen Bildprogramm gilt sie als früheste vollständig erhaltene Triumphkreuzgruppe Europas und eines der Hauptwerke der Skulptur des 13. Jahrhunderts.

„Es ist ein Spitzenstück der Kunstgeschichte, älter als der heutige Dom.“ Das Kreuz wird auf 1220 datiert und gehörte zu einem Vorgängerbau des mittelalterlichen Doms. Ikonografisch erlebe man „eine komplexe Darstellung mit geringem Figurenpersonal.“

Christus am Kreuz, darunter die Trauernden Maria und Johannes werden zur Rechten und zur Linken flankiert von biblischen Engelsgestalten auf Feuerrädern mit zwei Flügelpaaren. Originale Farbfassungen und Vergoldungen zeichnen bis heute die Qualität des Meisterwerkes mittelalterlicher Bildschnitzer aus.

Martina Runge erläutert die farbigen Schichten, das Gold und das Ocker, mit dem es übermalt wurde. Die erfahrene Restauratorin weiß, die „Goldene Gruppe“ muss kontinuierlich gepflegt werden.

Der Staubfilm zieht Wasser aus der Luft und gefährdet das Holz der Figuren

„Da kann man sich nicht zurücklehnen, wenn die Arbeit zu Ende ist. Bald legt sich eine Staubschicht wieder drauf, der Staubfilm zieht Wasser aus der Luft und gefährdet das Holz.“

Roland Enge fügt an: „Der Klimawandel macht auch nicht vorm Kirchenklima halt.“ Die Halberstädter Triumphkreuzgruppe - sie mag drei Tonnen wiegen - ist aus unterschiedlichem Holz geschnitzt:

Der zweieinhalb Meter hohe Christus aus Linde, das 5,5-Meter-Kreuz aus Fichte, die Figuren und der Balken aus Eiche. Immer eine Herausforderung für Restauratoren, denn überall hält die Farbfassung anders. Oder eben nicht.

Doch das einzigartige Stück sei in einem guten Erhaltungszustand. Martina Runge betont, es gehe „nicht um ein Stück Holz mit Farbe drauf“. Sie empfinde Ehrfurcht und Demut, wenn sie den Kunstwerken Aug in Aug gegenüberstehe.

Für Ekkehard Koch spricht dieser Dombau mit, wenn er der Kirchenkunst begegne. „Für uns ist das auch eine Schule des Sehens. Wir haben selbst an dieser Gruppe viel Freude“, ergänzt Andreas Mieth. (mz)