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Hochwasser nach Dauerregen Hochwasser nach Dauerregen: Talsperre bei Wernigerode droht überzulaufen

26.07.2017, 14:24
Autos stehen am Mittwoch (26. Juli) in Silstedt bei Wernigerode im Hochwasser.
Autos stehen am Mittwoch (26. Juli) in Silstedt bei Wernigerode im Hochwasser. dpa-Zentralbild

Derenburg/Wernigerode - Der seit Montagmittag anhaltende Regen lässt die Pegel der Flüsse im Harz steigen. Dramatisch zugespitzt hat sich am Mittwoch die Situation in Derenburg. Bagger, Blaulicht und Sirenen dominieren das Ortsbild. Straßen stehen unter Wasser. Die Ortsmitte ist gesperrt. Die braune Brühe aus der Holtemme bahnt sich bereits an einigen Stellen den Weg durch die Straßen.

Treibgut wird aus Flüssen gefischt

„Wenn es weiter regnet, dann haben wir eine richtige Katastrophe“, sagt Ortswehrchef André Salomon mit besorgtem Blick. Rund 90 Angehörige der Feuerwehren, darunter auch Kameraden aus Heudeber, Stiege und Danstedt, waren unermüdlich im Einsatz, um die Gewässer im Ort zu kontrollieren, Treibgut aus dem reißenden Fluss zu fischen und gefährdete Häuser zu sichern.

Sie wurden unterstützt von vielen freiwilligen Helfern, die sogar aus den Nachbarorten kamen. Sie befüllten rund 16.000 Säcke mit Sand und sicherten im Ort besonders gefährdete Stellen. Insgesamt wurden aus 13 Tonnen Sand und 350 Tonnen Kies Barrieren errichtet.

Hilfe im Kampf gegen Hochwasser in Derenburg

„Die Hilfe ist groß“, würdigt Ortswehrleiter Salomon die vielen Unterstützer. So vom Technischen Hilfswerk beim befüllen der Sandsäcke. 8.000 Säcke Sand stellte der Landkreis Jerichower Land zur Verfügung, 350 Tonnen kamen von einem Kieswerk in Badeborn. Die Blankenburg Feuerwehr stellte den Derenburgern ein Schlauchboot zu Verfügung.

Im Wernigeröder Ortsteil Silstedt brach am Mittwoch ein Damm, das Wasser strömte dort zusätzlich in die Holtemme und setzte dort zudem Teile des Unterdorfes unter Wasser. Der neu gebaute Spielplatz stand komplett unter Wasser. Auch durch die Pferdepension im Ort und durch den Kuhstall läuft das Wasser des Flusses.

Talsperre bei Wernigerode droht überzulaufen

Prekär war die Situation auch in Wernigerode. Während das Hochwasser bis zum Mittwochmittag aus der Innenstadt wieder abfloss, droht die Zillierbachtalsperre oberhalb der Stadt überzulaufen. „Wir rechnen damit, dass es am späten Nachmittag oder am Abend passiert“, sagte Maren Dietze, Leiterin Betrieb des Talsperrenbetriebs Sachsen-Anhalt, am Mittwochnachmittag in Blankenburg.

Die Talsperre habe in den vergangenen Tagen schon eine ganze Menge Wasser zurückgehalten und werde nun wie eine volle Badewanne überlaufen. Andere Möglichkeiten gebe es nicht.

Die Talsperren im Harz spielen eine entscheidende Rolle beim Hochwasser, vor allem die Rappbodetalsperre und die bei Wendefurth. Weil weiterhin Regen vorausgesagt wurde, muss Platz geschaffen werden in den Becken. So sei jetzt in Wendefurth mehr Wasser abgelassen worden als sonst üblich. Dies sorge nun dafür, dass der Pegel die Bode ansteigt.

HSB-Züge stehen still, Seilbrücke ist geschlossen

Das Hochwasser schränkt auch den Betrieb der Harzer Schmalspurbahnen (HSB) ein. „Heute und morgen ruht der Betrieb im Streckennetz der HSB“, sagte HSB-Pressesprecher Dirk Bahnsen. Bahnmitarbeiter hätten am Morgen die Strecken geprüft, an mehreren Stellen seien die Gleise durch den Dauerregen über- und unterspült. „Teilweise haben wir auch kleinere Hangabrutsche“, so Bahnsen weiter. Am Donnerstag, so hofft er, könne mit den Aufräumarbeiten begonnen werden. „Wir sind optimistisch, dass wir Freitag wieder fahren können.

Wegen des Dauerregens im Harz bleibt auch die Fußgänger-Seilhängebrücke an der Rappbodetalsperre am Mittwoch geschlossen. „Hallo an alle gebuchten Gäste, alle unsere Events bleiben heute geschlossen“, schreiben die Betreiber von Harzdrenalin aus Elbingerode auf ihrer Facebook-Seite. Fast alle Zufahrtswege seien derzeit gesperrt, die Keller der Mitarbeiter stünden unter Wasser. (mz)