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Harz-Ring in Reinstedt Harz-Ring in Reinstedt: Eine Frau gewinnt Deutsche Meisterschaft im Supermoto

Von Detlef Anders 06.07.2015, 18:17
Doreen Respondek genießt das kühlenden Mineralwasser vor der Siegerehrung.
Doreen Respondek genießt das kühlenden Mineralwasser vor der Siegerehrung. Detlef Anders Lizenz

Reinstedt - Ein breiteres Lächeln geht nicht: Doreen Respondek ist die Freude über ihren ersten Rennsieg im Supermoto förmlich ins Gesicht geschrieben. Ausgerechnet auf ihrer Heimstrecke, dem Harz-Ring in Reinstedt bei Aschersleben, hat sie den lange erträumten Sieg geholt. Als einzige Frau bei der Einsteiger-Klasse der Internationalen Deutschen Meisterschaft gestartet hat sie alle 25 Männer hinter sich gelassen. „Geil. Ich finde es immer gut, wenn die Jungs mir hinterherfahren.“

Der Harz-Ring ist die größte Motorsportanlage im Harz. Supermoto, freies Fahren oder Cup-Veranstaltungen sind hier möglich. Kartfahren ist ebenso nach Anmeldung möglich, wie Straßenmotorrad-Kurventraining bei einem Trainingsanbieter oder die Teilnahme an Scooter-Rennen und Training. Mehrere Läufe einer Simson-Challenge und das jährliche Simson-Treffen, diesmal vom 7. bis 9. August, zählen zu den Höhepunkten. Sicherheitstrainings fürs Auto- und Motorradfahrer gibt es auch regelmäßig auf der Strecke.

Mehr Informationen unter www.harzring.de.

Dabei hatte hatte sie am ersten Renntag gleich zweimal Pech, sowohl im Training, als auch im ersten Lauf war sie gestürzt. Ihrer Schutzkleidung sah man das auch am Tag danach noch deutlich an. „Looks like a warrior“, meint sie lachend auf englisch, was so viel heißt, „ich sehe aus wie eine Kriegerin“. „Ich bin motiviert gefahren und man hat gesehen, dass das was bringt.“ Eine Rundenzeit von 1:20:870 Minuten ist auch auf ihrer Hausstrecke noch nie zuvor auf ihrer Husaberg gefahren. „Das ist eine Drittelsekunde besser.“

Die 35-jährige Chefin der Gastronomie des Hotels am Harz-Ring hatte schon Fußball, Handball und Basketball gespielt und sogar geboxt, doch vor sechs Jahren entdeckte sie aus nahe liegenden Gründen die Liebe zum Motorsport und fährt seitdem für das Bielefelder Team Bergos Racing.

Mit ihrer wilden Entschlossenheit hat sie sich in der Szene schon einen Namen gemacht. Sie trainiert oft und kennt auf dem Harz-Ring jeden Stein und jede Welle. Nun will sie auch in Cheb in Tschechien und Schaafheim noch zwei weitere Rennen der Deutschen Meisterschaft fahren. „Mein Ziel ist, dort unter die Top-Team oder die besten 15 zu kommen. Die Strecken kenne ich noch nicht.“ Ein wenig Mitleid hatte sie aber mit der Konkurrenz. „Die kommen hierher und ich gewinne.“

148 Starter waren an beiden Tagen auf dem Harz-Ring dabei. Jörn Steinig vom MSV Dolle als Veranstalter, war damit zufrieden. „Das ist okay, die Hälfte der Saison ist vorbei, einige sind verletzungsbedingt ausgeschieden.“

Der amtierende Weltmeister, Marcus Class, konnte wegen Fieber nicht starten und musste so in der Spitzenklasse S1 zusehen, wie ihm der Österreicher Lukas Höllbacher mit zwei Rennsiegen die Führung in der Internationalen Deutschen Meisterschaft wegschnappte. Doch sauer wird er deswegen nicht sein, denn beide fahren für das Husaberg-Team mit baugleichen Zweitaktmaschinen von Husqvarna. Dass die Zweitakter mit „nur“ 380 Kubikzentimeter Hubraum im Feld der Viertakter mit 450 Kubik davon fahren, sei nach Meinung von Marc Kayser, dem Mechaniker und Trainer Höllbachers, nichts außergewöhnliches. „Wir machen auf den Maschinen von Jochen Jasinski eine gute Vorbereitung und fahren am Mittwoch schon zum nächsten WM-Lauf nach Spanien weiter.“

Höllbacher gewann beide Läufe und setzte zudem im zweiten Lauf eine Streckenbestmarke. 1:13:517 Minuten war seine schnellste Rundenzeit. Rudolf Bauer hatte am Vortag schon einen Rekord aufgestellt. Bauer wurde im ersten Lauf Zweiter und im zweiten Lauf Sechster. André Plogmann konnte seinen dritten Platz vom ersten Lauf am Sonntagnachmittag noch um einen Rang verbessern.

Rennleider Eberhard Stanschke lobte die Fahrer. „Die Fahrer sind bei der Hitze sehr diszipliniert gefahren. Ich habe nicht gehört, dass jemand wegen der Hitze ausgefallen ist.“ Viele Fahrer würden Kühlwesten tragen und sich anschließend in kleinen Wasserbecken abkühlen. „Ich habe keinen einzigen Arztbericht gelesen.“ Stanschke und Jörn Steinig vom MSV Dolle lobten die vielen Streckenposten, die trotz der Glut halfen, die Veranstaltung abzusichern und im Off-Road-Teil die Strecke mit dicken Feuerwehrschläuchen feucht hielten. Für die Fahrer sei der Vorstart auf dem heißen Asphalt von fünf auf zwei Minuten verkürzt worden.

Die Reifen mussten schließlich auch nicht mehr aufgeheizt werden. Außerdem standen am Start Wassereimer mit Schwämmen zur Abkühlung zur Verfügung. Sonnernschutz durch hübsche Cheeleader-Damen der Guardian Angels aus Magdeburg gab es nur für die besten Fahrer in der Startaufstellung. Steinig schwärmte von der permanenten Rennstrecke am Harz-Ring. In Stendal, wo sein Verein seit Jahren Supermoto-Rennen auf dem ehemaligen Flugplatz veranstaltet, müssen Zaunfelder und Strohballen jedes Mal hingebracht und aufgebaut sowie anschließend wieder abgebaut werden. In Reinstedt ist das nicht nötig. (mz)

Ergebnisse unter www.supermotoidm.de/ergebnisse

Im Off-Road-Teil fliegen Dirk Spaniol (vorn) und der Österreicher Robert Gattinger durch die Luft.
Im Off-Road-Teil fliegen Dirk Spaniol (vorn) und der Österreicher Robert Gattinger durch die Luft.
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Auf dem Asphalt rutscht dagegen Jochen Kohn weg, kann aber weiterfahren.
Auf dem Asphalt rutscht dagegen Jochen Kohn weg, kann aber weiterfahren.
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