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Grüne kontra Tourismus-Projekt in Schierke Grüne kontra Tourismus-Projekt in Schierke: "Ökonomischer und ökologischer Unsinn"

Von Ingo Kugenbuch 23.03.2017, 11:45
Vor rund einem Jahr, am 26. April 2016, war der Luftkurort Schierke tief verschneit.
Vor rund einem Jahr, am 26. April 2016, war der Luftkurort Schierke tief verschneit. dpa-Zentralbild

Schierke - Die Diskussion um das 26-Millionen-Euro-Projekt am Schierker Winterberg belastet mehr und mehr die Regierungskoalition in Magdeburg. Während CDU und SPD die Pläne für das umstrittene Skigebiet in dem Wernigeröder Ortsteil unterstützen, lehnen Politiker von Bündnis 90/Die Grünen das Projekt nach wie vor ab - und haben das nach einer Sitzung des Landesvorstands auch noch einmal öffentlich unterstrichen.

„Wir haben schon immer gesagt, dass das Winterberg-Projekt ökonomischer und ökologischer Unsinn ist“, so die Landesvorsitzende Susan Sziborra-Seidlitz gegenüber der MZ.

800 Meter Höhe seien nicht schneesicher

Zum einen sei ein Skiprojekt in einem Mittelgebirge wirtschaftlich nicht tragbar, sagt die Politikerin, weil das Gebiet in etwa 800 Metern Höhe nicht schneesicher sei. Ökologisch seien die Pläne der „Super-Gau“.

Unter anderem ist geplant, ein Stück geschützten Moorwaldes im Nationalparkgebiet abzuholzen. „Man kann auf der Basis eines 20 Jahre alten Heilsversprechens einfach keine Politik machen“, befindet Susan Sziborra-Seidlitz.

Die Grünen wollen, dass das aktuell stattfindende Raumordnungsverfahren für die geplante Seilbahn „sauber läuft“. Doch eines sei klar, so Sziborra-Seidlitz: „Egal, wie es ausgeht, es wird geklagt.“ Entweder die Investoren würden vor Gericht gegen das Ergebnis vorgehen oder der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Grünen selber sehen ihre Aufgabe aber darin, das Projekt auf politischem Wege zu verhindern.

„Wir müssen das Problem politisch lösen“

Und da die Winterberg-Pläne nicht Teil des Koalitionsvertrags sind, können sich die Kenia-Koalitionäre darüber trefflich streiten. Die Regierungsfähigkeit von Schwarz-Rot-Grün sieht Susan Sziborra-Seidlitz derzeit nicht in Gefahr. „Wir müssen das Problem politisch lösen“, sagt sie. „Und das halte ich auch für möglich.“

Die Fäden beim Raumordnungsverfahren halte Verkehrsminister Thomas Webel (CDU) in der Hand, so Sziborra-Seidlitz. Die grüne Umweltministerin Claudia Dalbert müsse dazu nur ihre Stellungnahme abgeben. Und das habe sie so getan, „wie es alle anderen Umweltminister auch tun würden“, sagt die Landesvorsitzende.

Oberbürgermeister von Wernigerode widerspricht

Diese Aussage kritisiert Wernigerodes parteiloser Oberbürgermeister Peter Gaffert in einer Pressemitteilung scharf. Zwar werde das Raumordnungsverfahren tatsächlich im Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr geführt.

„Wichtigste Fachbehörde im Verfahren ist aber das durch Claudia Dalbert geführte Umweltministerium mit seiner nachgeordneten Einrichtung, dem Landesamt für Umweltschutz, die im Rahmen des Verfahrens entscheidende Stellungnahmen abgeben müssen“, so Gaffert, der früher selbst Chef des Nationalparks Harz war.

Somit sei „eine nicht unerhebliche Verantwortung sowie ein bedeutender Einfluss des Umweltministeriums auf das Verfahren und seinen Ausgang gegeben“. Gaffert fordert im selben Atemzug eine „faire und ideologiefreie Prüfung der Unterlagen“.

Er will jetzt mit Sziborra-Seidlitz ins Gespräch kommen, „um unsere Herangehensweise und unsere Ziele für die Ortsentwicklung Schierkes nochmals erklären zu können“. (mz)

Susan Sziborra-Seidlitz ist eine der beiden Landesvorsitzenden der Grünen in Sachsen-Anhalt.
Susan Sziborra-Seidlitz ist eine der beiden Landesvorsitzenden der Grünen in Sachsen-Anhalt.
Archiv/Wohlfeld