Girlinde Gelfert Girlinde Gelfert gibt Amt als Vorsitzende des Ditfurter Heimatvereins ab: Acht Jahre an der Spitze sind genug

Ditfurt - Mit schnellen Schritten geht Girlinde Gelfert den Gang im ersten Obergeschoss des Ditfurter Heimatmuseums entlang. Besucher können hier anhand Hunderter Exponate sehen, wie die Ditfurter vor 100 Jahren lebten und arbeiteten.
Darüber kann die 70-Jährige viel erzählen. An einer Galerie, die wie eine „gute Stube“ von damals eingerichtet ist, bleibt sie stehen. Vor einer roten Sitzgarnitur steht ein verzierter Holztisch. Auf dem weißen Tischtuch ist edles Porzellan angerichtet. „Das hier mag ich besonders gern“, sagt Gelfert.
Girlinde Gelfert weiß viel über alte Landmaschinen und die Hauswirtschaft der Vergangenheit
Sie bietet Führungen durch das Museum an, kann über die gute Stube ebenso Auskunft gegeben wie über alte Trecker und Mähmaschinen. Acht Jahre, zwei Amtsperioden lang, hatte sie den Vorsitz des Heimatvereins inne, der das Museum betreibt. Bei der vergangenen Wahl ist sie nicht angetreten. „Alle haben damit gerechnet, dass ich erneut kandidiere. Aber es ist einfach zu viel für mich“, sagt die 70-Jährige.
Gelfert wurde im mecklenburgischen Krakow geboren. In der DDR lernt sie Gärtnerin, arbeitet später in der Gemüsezüchtung in Quedlinburg. Wie die meisten ihrer Kollegen verliert Gelfert nach der Wende ihre Stelle. Es folgen Weiterbildungen und ABM.
„Damals hieß es: Immer nach der Decke strecken.“ Ab diesem Zeitpunkt wechselt Gelfert häufig den Job, arbeitet auf dem Bauhof, in der Forstwirtschaft, betreut zeitweise die Gärten des Klosters Michaelstein. Der Wunsch nach eigenem Haus und Grund führt sie und ihren Mann 1998 nach Ditfurt - hier ist ein Grundstück noch bezahlbar.
Gelfert arbeitete in der Gemüsezüchtung in Quedlinburg, später in der Forstwirtschaft und im Garten des Klosters Michaelstein
Ein Jahr später tritt sie in den Heimatverein ein. „Wenn man irgendwo hinzieht, möchte man auch Kontakte knüpfen.“ Mit 61 geht sie in Rente, das Hangeln von Stelle zu Stelle hat sie erschöpft. „Ich war wie ausgebrannt.“ Ihre so gewonnene Zeit investiert sie im Heimatverein.
Ein anstrengendes Amt, wie Gelfert heute sagt. Der 130 Mitglieder starke Verein betreibt sowohl das Heimatmuseum mit Tausenden Exponaten und mehreren Gebäuden als auch die dort ansässige Herberge mit 20 Betten. Lediglich eine Vollzeitstelle steht zur Verfügung, den Rest trägt das Ehrenamt.
„Eigentlich wollte ich nie an die Spitze“, sagt Gelfert. Auf das Abdanken ihres Vorgängers war der Verein nicht vorbereitet, damals ergriff sie die Initiative. Täglich war sie im Museum, gab Führungen, erledigte den Papierkrieg, sprach mit Mitgliedern. „Manchmal war es wie ein Vollzeitjob.“
„Der Heimatverein ist eine Heimstatt für viele Ditfurter“, sagt Girlinde Gelfert
Doch sie habe es gern gemacht. Seit der Wende sei viel an Kulturförderung und Infrastruktur in den kleineren Orten weggebrochen, der Verein fange das auf. „Er ist eine Heimstatt für viele Ditfurter.“ Technik, Kultur, Gemeinschaft - er biete für alle Interessierten etwas.
Das werde leider immer weniger genutzt. Vor allem junge Leute seien heute schwer für das Ehrenamt zu begeistern. Ihr Engagement für den Verein will Gelfert weiterführen, aber außerhalb des Vorstandes. Auch, wenn es nicht immer leicht falle, sich zurückzunehmen. Ihr Mann, drei Katzen, der Garten, Reisen in die Karibik - sie freue sich auf etwas mehr Muße. „Jetzt können wir leben.“ (mz)