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Epidemie  Epidemie : Für den Ernstfall gerüstet

Von Christoph Werner 28.09.2016, 08:36
Der Eingangsbereich eines Stalles wird mit Planen abgedichtet.
Der Eingangsbereich eines Stalles wird mit Planen abgedichtet. Jürgen Meusel

Westerhausen - Über 100 Personen in weißen Overalls, dazu eine Handvoll Gruppen in gelben Schutzanzügen mit Atemschutzmasken sowie Feuerwehr und Technisches Hilfswerk – auf dem Geflügelhof von Friedjof Konietzke in Westerhausen kam am Dienstag ein Großaufgebot in Sachen Tierseuchenausbruch zusammen.

Aber keine Angst, auf dem Hof ist nicht etwa über Nacht eine Geflügelseuche ausgebrochen, vielmehr hat eine Technikvorführung durch die veranstaltende Landeskontrollverband für Leistungs- und Qualitätsprüfung Agro-Tier-Service GmbH (LKV ATS GmbH) sowie den niederländischen Dienstleister Total Culling Concept (TCC) Group stattgefunden, um für den Fall der Fälle die verschiedenen Vorgehensweisen bei einer notwendig gewordenen Geflügeltötung zu demonstrieren.

Von einer Tierseuche spricht man bei einer durch Krankheitserreger hervorgerufenen, übertragbaren und in den meisten Fällen sich schnell verbreitenden Erkrankung von Tieren. Einige der als Tierseuche eingestuften Erkrankungen stellen auch eine direkte Infektionsgefährdung für den Menschen dar, wie zum Beispiel die auch für den Menschen fast immer tödlich verlaufende Tollwut oder die meist harmlose Maul- und Klauenseuche.

Die meisten Seuchen sind für den Menschen jedoch ungefährlich, verursachen aber hohe wirtschaftliche Schäden bei den Unternehmen oder Landwirten. Eine der bekanntesten Geflügelseuchen ist die Geflügelpest. Sie tritt vor allem bei Hühnern und Puten auf.

„Bei Ausbruch einer Seuche muss schnell und effizient gehandelt werden“, erklärt Ruud Laarman, Geschäftsführer der TCC-Group in Amsterdam. Sein Unternehmen biete spezielle Konzepte zum Töten großer Tiermengen an. Über 150 Veterinärfachleute und Besucher aus Sachsen-Anhalt und Sachsen, aufgeteilt in mehrere Gruppen, folgten dem Niederländer, der an mehreren Stationen die verschiedenen Technologien präsentierte und erklärte.

Ehe es zu den vom Niederländer vorgestellten Methoden komme, müsse jedoch zunächst überprüft werden, wer genau die Tötungen vornimmt, sagt Rainer Miethig, Amtstierarzt des Landkreises Harz. „Im Seuchenfall gibt es eine Unterscheidung zwischen Groß- und Kleinbestand.“ Ab 1.000 betroffenen Tieren trete der über einen Rahmenvertrag verpflichtete Dienstanbieter auf den Plan, in diesem Fall die TCC-Group. Bei weniger als 1.000 Tieren sei die LKV ATS GmbH selbst zuständig.

Gummihühner für Demonstration

Dass auch sie über die nötige technische Ausrüstung verfügt, demonstrieren Udo Hölzer von der Geschäftsabteilung Tierseuchenvorsorge sowie weitere Mitarbeiter anhand einer Begasungsanlage im Kleinformat sowie einigen Gummihühnern, die der Veranschaulichung des Vorgangs dienen. „Wenn wir wissen, in welchen Beständen genau die Seuche aufgetreten ist, sorgen wir mit vorsorglichen Tötungen dafür, ein weiteres Ausbreiten zu verhindern.“

Wie unerlässlich im Ernstfall zudem eine lückenlos gewährleistete Hygiene ist, stellen das Technische Hilfswerk Quedlinburg anhand des Aufbaus einer Desinfektionsschleuse für Fahrzeuge sowie die Feuerwehr Cattenstedt mit einer errichteten Dekontaminationsschleuse für Personen vor. Damit sollen die Übertragung von Keimen in das oder aus dem Einsatzgebiet verhindert werden. Einen solchen Fall erst gar nicht erleben zu müssen, hofft Geflügelhofinhaber Friedjof Konietzke. „Ehe all das eintritt, übe ich die Maßnahmen im Rahmen einer solchen Veranstaltung lieber trocken. Dadurch weiß man, was auf einen zukommt und auf was man sich gefasst machen muss. Real brauche ich so etwas aber nicht unbedingt.“ (mz)

Wie umfassend die Schutzmaßnahmen für jeden Einzelnen zur Eindämmung einer Geflügelseuche in einem landwirtschaftlichen Betrieb im Ernstfall wirklich sind, konnten die anwesenden Gäste vor Ort am eigenen Leib erfahren.
Wie umfassend die Schutzmaßnahmen für jeden Einzelnen zur Eindämmung einer Geflügelseuche in einem landwirtschaftlichen Betrieb im Ernstfall wirklich sind, konnten die anwesenden Gäste vor Ort am eigenen Leib erfahren.
Jürgen Meusel
Mitglieder des THW Quedlinburg, die damit beschäftigt sind, eine Desinfektionsschleuse für Fahrzeuge zu errichten.
Mitglieder des THW Quedlinburg, die damit beschäftigt sind, eine Desinfektionsschleuse für Fahrzeuge zu errichten.
Jürgen Meusel