ElringKlinger AG in Thale ElringKlinger AG in Thale : Warnstreik für einen Tarifvertrag

Thale - Die Belegschaft der ElringKlinger AG in Thale hat am Mittwoch mit einem einstündigen Warnstreik ihrer Forderung nach der Einführung eines Tarifvertrages Nachdruck verliehen.
Hintergrund: Seit Januar 2016 verhandelt die IG Metall mit der ElringKlinger AG, doch der bisher von Unternehmensseite angebotene Haustarifvertrag ist nach Ansicht der Gewerkschaft „ein Billigtarif für den ostdeutschen Standort, welcher grundsätzliche Bestandteile des sonst bei der ElringKlinger AG üblichen Tarifwerkes nicht berücksichtigt“, sagt Gewerkschaftssekretär Janek Tomaschefski.
„Die Arbeitgeber-Seite weigert sich trotz guter Auftragslage bisher vehement, einen vollwertigen Tarifvertrag einzuführen.“
Faires Angebot hat vorgelegen
„Die ElringKlinger AG hat abermals ein faires Angebot vorgelegt, das einen vernünftigen Kompromiss für beide Seiten – Unternehmen und Beschäftigte – darstellt und klare Verbesserungen für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beinhaltet. Dass die IG Metall nun zu einem Warnstreik aufgerufen hat, ist für uns nicht nachvollziehbar“, sagt Christof Dietborn, Leiter Recht und Personal des Unternehmens, gegenüber der MZ.
Zu einzelnen Vertragsdetails wolle man sich nicht äußern, aber: „Wir haben bei unserem Angebot nachgebessert und nun eines vorgelegt, das für unsere Beschäftigten am Standort Thale klare Fortschritte mit sich bringt.
In einigen Punkten sind wir uns auch bereits einig. Das kann man als absolut positiv werten. Aber es gibt auch noch offene Themen. Aus Sicht der ElringKlinger AG kann es zu einem zügigen Abschluss kommen, wenn die Gewerkschaft einen Schritt auf uns zugeht.“
Osten soll tariffrei bleiben?
Die IG Metall allerdings wirft dem Unternehmen vor, „den Osten tariffrei halten“ zu wollen, wie Tomaschefski sagt. Während Beschäftigte im Westen 35 Stunden in der Woche arbeiteten, seien es im Osten 40. Hier werde kein Weihnachtsgeld gezahlt, den 30 Urlaubstagen im Westen stünden 24 bis 27 im Osten gegenüber.
„Ich fahre jeden Tag 50 Kilometer hierher zur Arbeit“, sagt einer der Beschäftigten. „Und das für 60 Prozent.“
Die Gehälter der Thalenser liegen nach Angaben der Gewerkschaft zwischen 500 und 1.000 Euro unter dem Tarifvertrag. Sie fühlen sich ungerecht behandelt, sagen die Männer, die mit roten Streikwesten vor dem Werkstor stehen.
Das Unternehmen hat viel in den Standort investiert, der eine „unglaublich hohe Kapazität“ habe, betont der Gewerkschafter, und es biete auch vernünftige Arbeitsbedingungen, aber: „Man kann nicht nur in Maschinen und Anlagen investieren und nicht in die Menschen“, so Tomaschefski.
Für Beschäftigte ist alles nicht nachvollziehbar
„Für die Beschäftigten in Thale ist es nicht nachvollziehbar, warum das Unternehmen bei ihnen keinen Flächentarifvertrag abschließen will. Insbesondere, da der Vorstandsvorsitzende der ElringKlinger AG gleichzeitig auch der Vorsitzende und der Verhandlungsführer des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall ist.
Der Arbeitgeberverband Südwestmetall hat im Bereich der Metall- und Elektroindustrie (M+E) in Baden-Württemberg etwa 1.000 tarifgebundene Betriebe mit rund 500.000 Mitarbeitern – dies sind rund 60 Prozent aller M+E-Beschäftigten im Südwesten.“
In Thale geht es um knapp 60 Beschäftigte. Und nicht allein ums Geld: „Wir sehen in dem Tarifvertrag mehr als Gehalt“, erklärt Tomaschefski, der auf weitere Gespräche mit dem Vorstand hofft: „Ich gehe davon aus, dass etwas passieren wird.“
Im Dezember hatte ein Unternehmenssprecher gegenüber der MZ erklärt, dass eine Absichtserklärung unterschrieben worden sei, nach der „das Gehalt der Beschäftigten in Thale schrittweise auf das Tarifniveau in Sachsen-Anhalt angehoben wird“. Diese Anpassung solle bis Ende 2018, Anfang 2019 abgeschlossen sein. (mz)