Bergwacht Thale Bergwacht Thale: Der direkte Draht

Schierke/Quedlinburg - Erst vor wenigen Tagen musste eine 30-jährige Mutter mit ihrem sieben Jahre alten Sohn von der Harzer Bergwacht aufwendig gesucht werden (die MZ berichtete). Die beiden hatten sich auf dem Rückweg vom Brocken zum Torfhaus in der Nähe des Scharfensteins unweit von Ilsenburg verirrt.
„Gerade dieses jüngste Beispiel zeigt, wie wichtig unsere neuen Notfall-Schilder sind“, erklärt Isabel Reuter vom Regionalverband Harz. „Die Bergwacht rettet Leben - bei jedem Wetter und in jedem Gelände“ - so sind die hellen Schilder mit einem großen Symbol der Bergwacht überschrieben. Neben der Notrufnummer 112 ist darauf der jeweilige Standort angegeben. „Vor allem Letzteres erleichtert uns die Suche nach Hilfsbedürftigen“, betont Simon George.
Der Verantwortliche für den Nachwuchs bei der Bergwacht Sachsen-Anhalts hatte sich für die Beschilderung mit Notrufpunkten im Harz eingesetzt. George: „In anderen Gebirgen haben sich diese Hinweise bewährt, nicht zuletzt im benachbarten Thüringen.“ Das sei eine gute Idee auch für den Harz und längst überfällig. Nun werden 30 solcher Hinweistafeln im gesamten Harz aufgestellt.
Viele Wanderer und Radfahrer kommen jährlich in den Harz. In den Wäldern war es bisher allerdings schwierig, verletzte oder verirrte Personen ausfindig zu machen. „Wir haben im Schnitt etwa 50 bis 60 Einsätze in jedem Jahr“, schätzt George ein. „Mit den Schildern verkürzen sich Rettungswege, Betroffenen kann damit schneller geholfen werden.“
Zusammen mit Förstern und dem Regionalverband, der die Tafeln gestaltete und produzieren ließ, hat die Bergwacht daher ihr System für die Notfallpunkte entwickelt. „Beim Aufstellen orientieren wir uns an Unfallschwerpunkten und Erreichbarkeit. Der Abstand zwischen den einzelnen Punkten richtet sich nach dem Hilfsbedarf“, erläutert George die konkrete Herangehensweise.
Deshalb würden sie demnächst nicht nur im Oberharz, sondern beispielsweise auch im Bodetal, an den Gegensteinen bei Ballenstedt oder an der Teufelsmauer bei Weddersleben, „meist an Bäumen oder vorhandenen Wegweisern“, zu finden sein. „Das erklärt auch deren Größe“, sagt Simon George beim Anbringen des ersten Notrufschildes unweit der „Schnarcherklippen“ oberhalb von Schierke.
„Dank unserer guten Kontakte dürfen wir auch Bergwacht-Notrufschilder im Nationalpark Harz anbringen“, ergänzt Klaus George, Geschäftsstellenleiter des Regionalverbandes, „auch auf niedersächsischem Gebiet“.
Einen großen Vorteil durch die Schilder sieht Isabel Reuter bei der Rettungsleitstelle: „Sie kann nun bei einem Notruf viel besser entscheiden, welcher Rettungsdienst zum Einsatz kommen soll.“ Bisher sei es nicht nur einmal passiert, dass die Bergwacht erst viel später benachrichtigt wurde, obwohl sie von Beginn an über die passendsten Einsatzkräfte verfügt hätte. Simon George von der Thalenser Gruppe erhofft sich wie sein Kollege Volker Griebel von den Wernigerödern mit den Notrufschildern zudem „eine stärkere Wahrnehmung der Bergwacht im Harz“ und „eine noch bessere Kommunikation zwischen den verschiedenen Rettungskräften“.
Ob letztlich verletzte oder verirrte Personen auch die Chance haben, den nächsten Notfallpunkt zu erreichen und gefunden zu werden, hängt letztlich auch davon ab, ob sie ein Handy und Funkempfang haben. Die Suche nach der eingangs erwähnten Mutter und ihrem Sohn wurde schon dadurch erschwert, dass der Akku ihres Handys leer war, bevor sie eine genaue Beschreibung ihres Standortes abgeben konnte.
Volker Griebel von der Bergwacht rät deshalb, „sich vorab genau zu orientieren und gerade über Wetterbedingungen zu informieren, vor allem am Brocken“. Er ergänzt: „Ohne geladenes Handy sollte sich niemand auf Wanderung begeben.“ (mz)
