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Grundwasseranstieg an der Roitzscher Grube Grundwasseranstieg an der Roitzscher Grube: Gefahr durch Erdrutsche wird untersucht

Von Stefan Schröter 03.05.2017, 12:21
An der Roitzscher Grube untersucht der Bergbausanierer LMBV derzeit die Standsicherheit der Böschungen. Mitte des Jahres sollen Ergebnisse vorliegen.
An der Roitzscher Grube untersucht der Bergbausanierer LMBV derzeit die Standsicherheit der Böschungen. Mitte des Jahres sollen Ergebnisse vorliegen. André Kehrer

Roitzsch - Es bewegt sich viel im Naherholungsgebiet an der Roitzscher Grube. Zu viel. Das ansteigende Grundwasser bringt die Erde gefährlich ins Rutschen.

Horst Galle vom Verein Roitzscher Südufer erklärt, wie das zwischen der Kohleflöze und Ton eindringende Wasser für Probleme sorgt: „Die oben liegende Tonschicht wird schmierig, dadurch sind Rutschungen möglich.“

Am Nordufer des Sees sei das bereits beobachtet worden. Gefährdet sind zudem Bereiche am anderen Ende, nämlich an der Chausseestraße und der B100, meint der promovierte Geologe.

Grundwasserwiederanstieg wird beobachtet

Die Risiken sieht auch der Bergbausanierer LMBV. Er kümmert sich an der „Freiheit II“ den Grundwasserwiederanstieg und dessen Folgen, analysiert derzeit die Standsicherheit der Hänge.

Der Süduferverein informierte die LMBV bereits über ein sogenanntes Ausbluten der Böschungen. Ein ungewöhnliches Verhalten, das nach Regenfällen auftrat, wenn der Boden eh schon durchnässt war.

Daraufhin unternahm die LMBV in den vergangenen Jahren Baugrunderkundungen. Sie ließ neue Grundwassermessstellen setzen und realisierte sogenannte „vermessungstechnische Maßnahmen“. Ein Prozess, der dauerte.

Gutachten sollen die Risikogebeite aufdecken

Mitte des Jahres sollen nun Ergebnisse vorliegen. Dann wird klarer, wo sich Risikogebiete an der Roitzscher Grube befinden, wo Handlungsbedarf besteht. „Es wird spannend“, sagt der Wahl-Roitzscher Galle.

Derzeit wird der Wasserspiegel der Roitzscher Grube künstlich auf einem Level von circa 73 Metern über Normalnull gehalten. Dafür betreibt und bezahlt der Verein Roitzscher Südufer eine Pumpe.

Die LMBV sagt: „Bei der Projektbearbeitung wird auch das Einstellen des Pumpbetriebs als Szenario geprüft und wie sich das auf die Uferböschungen auswirken würde.“

Grundwasser gefährdet die Sicherheit der B100 bei Roitzsch

Im Blickpunkt stehe auch die Standsicherheit der Böschungen an der B100. Wie viel Wasser müsste dauerhaft abgepumpt werden, damit die Roitzscher Grube kein Risiko für die Bundesstraße wird?

Schon jetzt macht die B100 bei Roitzsch einen Schlenker in Richtung Nordwesten, ist umverlegt worden, damit sie nicht – wie die alte B100 – zu nah an der Kante des ehemaligen Tagebaus entlangführt.

Horst Galle vom Verein Roitzscher Südufer glaubt, dass aber ohne das Pumpen sogar die verlegte Straße bedroht wäre.

See könnte auf 86 Meter ansteigen

Dieses Szenario ist aber momentan am Roitzscher Südufer für die rund 170 Vereinsmitglieder undenkbar. Jede Parzelle sei aktuell belegt, das Gebiet sehr beliebt. „Es muss bis zum St. Nimmerleinstag gepumpt werden“, erklärt Horst Galle.

Er besitzt zu Hause in Leipzig eine Karte der Roitzscher Grube. Dort sind deren Hänge mit Höhenmetern eingezeichnet. Mit grün markiert sind die Bereiche, die trocken blieben, sofern die Pumpen ausgestellt werden würden.

Das sind nur kleine Bereiche des Vereinsgeländes. Alles andere wäre unter Wasser, wenn der See auf die erwarteten 86 Meter ansteigen würde, wie Galle berichtet.

Betrieb der Pumpe kostet jährlich 70.000 Euro

Die von der LMBV gesammelten Erkenntnisse werden womöglich bald zu baulichen Aktivitäten an der Roitzscher Grube führen. Damit überraschende Rutschungen vermieden werden, egal wie hoch der Wasserspiegel in der Freiheit II einmal sein wird. Die Dimension ist aktuell noch nicht abschätzbar.

Momentan entrichtet jeder Bungalow-Besitzer in Roitzsch Hunderte Euro an den Südufer-Verein, damit die Pumpe läuft. Laut Galle kostet der Betrieb jährlich 70.000 Euro Stromkosten.

Dadurch ist der Handlungsdruck für den Bergbausanierer LMBV an der Freiheit II vergleichsweise gering. „Wenn wir aufhören würden zu pumpen, würde es richtig teuer werden für den Steuerzahler“, meint Horst Galle. „Wir helfen auch, dass in Roitzsch Keller trocken bleiben.“

Auch Deponie bei Roitzsch soll dank den Pumpne trocken bleiben

Galle sagt auch, dass die Deponie an der B100 von den Pumpen profitiere. „Ansonsten würde Herr Papenburg feuchte Füße bekommen.“ In der Genehmigung zur Deponie heißt es jedoch gegenteilig, dass auch ohne die Pumpen an Freiheit II und Freiheit III vier Meter Abstand zwischen Deponiebasis und Grundwasserspiegel übrig blieben. (mz)