"Es wäre viel mehr drin" "Es wäre viel mehr drin" : Oberliga: Sandersdorf empfängt RB Leipzig II

Sandersdorf - Rainer Lisiewicz saß am vergangenen Freitagabend auf der Tribüne des Bruno-Plache-Stadions und wunderte sich. Der 65-Jährige hatte mehr erwartet. „Ich war ein bisschen enttäuscht“, sagt Lisiewicz, angesprochen auf die Sandersdorfer Leistung bei der 0:2-Niederlage gegen den 1. FC Lok Leipzig. „Für mich war es vollkommen unverständlich, dass sie so zaghaft agiert haben“, erklärt Lisiewicz. Ob er einen Absteiger gesehen hat? „Wenn ich nur von dem Spiel ausgehe“, meint der Ex-Union-Trainer, „dann ja.“ Aber: „Eigentlich hat die Mannschaft viel mehr Potenzial.“
Die Derbys fehlen
Nach dem Auswärtsspiel beim traditionsreichen 1. FC Lokomotive und vor dem Freitagabend-Heimduell gegen den aufstrebenden Klassenprimus RB Leipzig II (19 Uhr, Sport- und Freizeitzentrum) lohnt sich ein Gespräch mit Rainer Lisiewicz. Eine Leipziger Fußball-Ikone, die bei Lok noch immer verehrt wird. Dort war er titelgekrönter Spieler, dort war er von 2004 bis 2009 Trainer. 2011 ging er nach Sandersdorf - und stieg mit dem Klub als Verbandsliga-Zweiter 2013 in die Oberliga auf. „Ich wäre damals gerne geblieben“, sagt Lisiewicz im Blick zurück. Nur: Der Verein entschied sich anders.
Während Union Sandersdorf bereits am Freitagabend im Einsatz ist, greift der TV Askania Bernburg am Sonnabend ins Spielgeschehen ein. Der Aufsteiger, momentan auf dem vorletzten Rang, empfängt die zweite Mannschaft von Energie Cottbus.
Das Tabellenschlusslicht Einheit Rudolstadt tritt erst am Sonntag an. Gegen die Gäste des Chemnitzer FC II, derzeit Siebenter, sollte es für Rudolstadt nicht leicht werden, den vierten Saisonsieg zu holen.
Der SV Schott Jena belegt aktuell den 14. Rang, hat einen Punkt Rückstand zu Union Sandersdorf. Am Sonnabend empfängt Schott den FC Carl Zeiss Jena II. (dg)
Seit einem Jahr engagiert sich der 65-Jährige nun als Präsident beim SV Naunhof in der Kreisoberliga Muldental. Das Geschehen in Sandersdorf verfolgt er weiterhin interessiert - und meint: „Ich kann nicht nachvollziehen, dass Union so schlecht da steht.“
Vor dem schweren Heimspiel gegen RB Leipzig II (Lisiewicz: „An denen muss man sich nicht messen lassen.“) belegt Sandersdorf den 13. Rang. Der würde nach jetzigem Kenntnisstand ohne Frage zum Klassenerhalt reichen. Wie viele und ob überhaupt eine Mannschaft aus der Oberliga absteigen muss, steht noch immer nicht endgültig fest. Ungeachtet dessen: „Mit dieser Mannschaft wäre viel mehr drin“, meint Rainer Lisiewicz, „der Anspruch müsste sein, einen Platz im oberen Drittel der Oberliga einzunehmen.“
Das gelang Union in der ersten Oberliga-Saison der Vereinsgeschichte auch. Das Team von Trainer Mike Sadlo, der den Cheftrainerposten im Sommer 2013 übernahm, belegte am Ende den achten Platz. „Ich habe eine intakte Mannschaft hinterlassen“, ist sich Lisiewicz sicher, „davon haben sie anscheinend noch ein Jahr profitiert.“
Diese zweite Spielzeit ist eine schwierige. Aufgrund der sportlichen Ergebnisse und auch mit Blick auf das Zuschauerinteresse. „Das hängt bestimmt mit den zweiten Mannschaften zusammen. Außerdem fehlen die richtigen Derbys, die Regionalkämpfe“, meint der ehemalige Sandersdorfer Lisiewicz, „als Union jahrelang in der Verbandsliga gespielt hat, waren alle zufrieden.“
Zufriedenheit - bei der Reserve von RB Leipzig in dieser Saison ein Dauergefühl. Erst zweimal musste sich der Spitzenreiter geschlagen geben, zwei Unentschieden und 18 Siege stehen außerdem auf dem Konto. Das Team drängt in die Regionalliga. Und vielleicht zieht Lok Leipzig, derzeit auf Rang vier, noch nach. „Für Leipzig wäre es gut, wenn auch Lok den Aufstieg packt“, sagt Rainer Lisiewicz, „aber dafür müssen sie im Saisonendspurt noch konstanter werden.“
Viele Spieler von damals
Rainer Lisiewicz wird die verbleibenden Partien gespannt verfolgen. Er wird beobachten, ob Lok aufsteigt oder Union absteigt. „Am Freitag waren bei Sandersdorf ja viele Spieler dabei, die auch damals unter mir schon gespielt haben“, erzählt der 65-Jährige . Allein das weckt ein gewisses Interesse.
Und ohnehin merkt man bei jedem Satz, dass in Rainer Lisiewicz noch immer ein ehrgeiziger Trainer steckt - auch wenn er nicht mehr an der Seitenlinie steht.