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Bürgermeister a.D. Bürgermeister a.D.: Eberhard Berger will in der Politik weiter aktiv bleiben

Von Stefan Schröter 09.05.2017, 10:00

Marke - Eberhard Bergers neue E-Mail-Adresse verrät viel über dessen jetzige Lebenssituation: „eberhardb.bgm.a.D“ – Bürgermeister außer Dienst. Das CDU-Mitglied aus Marke hat 2016 die Raguhn-Jeßnitzer Bürgermeisterwahl verloren.

Jetzt sucht er nach neuen Aufgaben. Denn plötzlich entfielen für ihn wöchentlich 50 bis 70 Arbeitsstunden. Dabei wollte Berger noch eine Legislatur dranhängen, sagt er. Stattdessen viel Freizeit.

Neues Mitglied im Förderverein der Raguhner Grundschule

Jetzt ist er dem Förderverein der Raguhner Grundschule beigetreten, will sich auch dort ehrenamtlich engagieren, genau wie bei der Feuerwehr und dem Heimatverein in Marke. Die Grundschule Raguhn wird eines Tages womöglich von seiner einjährigen Enkelin besucht.

Der 56-Jährige hat nun viel Zeit für den Nachwuchs seiner Tochter: „Jetzt kann ich ein bisschen nachholen, was ich bei meiner Tochter damals versäumte.“

Kurz nachdem Berger in den 80er Jahren Vater wurde, musste er zur Armee. „Damals kam man noch nicht jedes Wochenende nach Hause. So fühlte man sich fast wie ein Fremder, wenn man mal wieder bei der Familie war.“

2010 wurde Eberhard Berger Bürgermeister von Raguhn-Jeßnitz

Seit 1973 befindet sich Bergers zu Hause in Marke. Dort war der gelernte Baumaschinist Objektleiter des Gemeindeamtes, gab dafür seinen Job im Dessauer Wohnungsbaukombinat auf.

Dadurch blieben ihm lange Arbeitswege mit Rad und Bahn erspart. 1994 ist Berger ehrenamtlicher Bürgermeister von Marke geworden. Das änderte sich erst 2010, als er zum ersten Bürgermeister von Raguhn-Jeßnitz gewählt wurde.

Disziplinarverfahren gegen ihn läuft noch

Während der letzten sieben Jahre rieb sich Berger als Stadtchef mit Stadträten auf, steckte Kritik ein. Noch immer läuft ein Disziplinarverfahren gegen ihn, das der Stadtrat anschob.

Ob Berger heute etwas anders machen würde? „Viele Leute sagen, ich bin zu gutmütig, aber wir leben in einer Demokratie, jeder kann seine Meinung sagen.“

Der Ex-Bürgermeister will weiter in der Politik arbeiten

Das will Berger auch weiterhin machen, und zwar in der Politik: „2019 sind Wahlen“, sagt er und lächelt. Dann stimmen die Menschen wieder über die Besetzung der Ehrenämter in Kreistag, Stadtrat und Ortschaftsrat ab.

Der Ex-Bürgermeister kann sich vorstellen, überall mitzumischen. Und er setzt für die Wahlen auf die Partei, die ihn im vorigen Jahr noch öffentlich in Ungnade fallen ließ: „Ich gehe davon aus, dass die Wahl über die CDU geht und bis dahin normale Verhältnisse eintreten.“

Berger trat 2016 als parteiloser Bürgermeister-Bewerber an. Die CDU lehnte seine Nominierung ab. Sie sprach sich sogar für Bergers Herausforderer Bernd Marbach aus. Deswegen will Berger aber die Partei nicht verlassen. „Ich stehe hinter der Politik. Persönliche Differenzen haben damit nichts zu tun.“

Das Leben als Bürgermeister a.D.

Ob diese Einstellung so bleibt ... Berger weiß es nicht. Er kümmert sich jetzt viel um seinen Garten, seine Kaninchen, sein Haus. Etwas konkretes schwebe ihm aktuell nicht vor. Nur soviel: Ein Vollzeitjob komme nicht mehr in Frage. Berger genießt als Bürgermeister a.D. Pensionsansprüche. „Das reicht zum Leben.“

Politisch ist er noch im Kreistag tätig. 2014 ließ er dort hineinwählen. Es war für ihn ein geglückter Stimmungstest für die Wahl 2016. Dennoch unterlag er zwei Jahre später seinem Herausforderer.

Nun kann sich der Ex-Bürgermeister von außen ansehen, wie sich sein Nachfolger um einen Haushalt für 2017 bemüht. Der steht immer noch nicht. „Wenn ich noch Bürgermeister wäre, hätte es vermutlich wieder einen Aufschrei gegeben, aber jetzt wird das irgendwie einfach hingenommen.“ (mz)