Corona-Sonderregel ist ausgelaufen Kommt telefonische Krankschreibung zurück? SPD-Fraktionschefin Pähle will neue Regel prüfen lassen
In der Corona-Pandemie konnten sich Patienten einfach per Telefon krankschreiben lassen, das galt als Schutzfaktor gegen die Virusverbreitung. Medizinexperten wollen die ausgelaufene Regelung nun dauerhaft zurück - auch Sachsen-Anhalts SPD-Fraktionschefin Katja Pähle will Möglichkeiten prüfen lassen.

Magdeburg/MZ - Sachsen-Anhalts SPD-Fraktionschefin Katja Pähle hat sich für die dauerhafte Möglichkeit zur telefonischen Krankschreibung in Deutschland ausgesprochen. „Ich hoffe, dass wir diese Debatte nochmal auf anderer Ebene neu führen“, sagt die Hallenserin am Donnerstag in Magdeburg. Die Krankschreibung per Telefon – also ohne zwingenden Vor-Ort-Besuch in der Arztpraxis – war als Sonderregel in der Corona-Pandemie eingeführt worden und jüngst ausgelaufen.
Lesen Sie auch: Kritik am Ende der telefonischen Krankschreibung
Pähle will nun aber eine dauerhafte Regelung prüfen lassen. „Ich bin eher auf der Vertreterseite als auf der Gegnerseite.“ Patienten, die offensichtlich unter Grippesymptomen litten, müssten aus ihrer Sicht nicht zwingend mit anderen Kranken in vollbesetzten Warteräumen sitzen, so Pähle. Dies müsse auf bundespolitischer Ebene neu diskutiert werden. Die Hallenserin ist auch Mitglied des SPD-Präsidiums.
Kassenärztliche Vereinigung will Regelung zurück
Experten aus dem Medizinbereich fordern die Rückkehr der telefonischen Krankschreibung bereits. Sie habe sich in der Pandemie für Praxen und Patienten bewährt, urteilt die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen-Anhalt. „Warum daran nicht weiter festgehalten wird, ist unverständlich“, kritisierte Vorstandschef Jörg Böhme mit Ablaufen der Regelung Anfang April.
Für ihn ist die Telefonkrankschreibung auch ein Mittel gegen den Personalmangel im Medizinbereich. „Die Praxen sind weiterhin enorm belastet – weil es an Ärzten mangelt, weil die Menschen älter werden und deshalb mehr ärztliche Behandlungen benötigen.“ Dennoch werde den Praxen nun diese „effektive und ressourcenschonende Entlastung“ genommen, kritisierte Böhme.
Ausnahmen gelten noch für Covid-19 und Affenpocken
Seit April ist die Telefon-Krankschreibung nur noch in Ausnahmen möglich, nämlich bei einer Pflicht oder Empfehlung zur Absonderung – etwa bei Infektionskrankheiten wie Covid-19 oder Affenpocken. Pähle trat am Donnerstag dem Eindruck entgegen, die telefonische Krankschreibung diene Drückebergern zur Flucht vor Arbeit und Schule. „Wenn es der Wille eines Patienten ist, sich krankschreiben zu lassen, passiert das auch, wenn er vor dem Arzt sitzt“, sagte die Sozialdemokratin. In dieser Frage müsse man letztlich auf Ärzte vertrauen – und darauf, dass Patienten im Zweifel auch in Praxis zitiert würden.