1. MZ.de
  2. >
  3. Mitteldeutschland
  4. >
  5. Kultur
  6. >
  7. Weihnachts-Album von Uschi Brüning: Warum ihre Lieder Gänsehaut machen

Weihnachts-Album von Uschi Brüning Warum ihre Lieder Gänsehaut machen

Die legendäre ostdeutsche Jazz-Sängerin legt nach mehr als 50 Berufsjahren zum ersten Mal ein Album mit Liedern zur Weihnacht vor. Das Ensemble Samtblech spielt die Musik dazu.

Von Andreas Montag Aktualisiert: 20.12.2023, 17:26
Die  Sängerin Uschi Brüning bei einem Auftritt im Rahmen des halleschen Festivals „Women in Jazz“
Die Sängerin Uschi Brüning bei einem Auftritt im Rahmen des halleschen Festivals „Women in Jazz“ (Foto: Rüdiger Schestag)

Halle/MZ. - So hat man sie noch nie gehört, die legendäre ostdeutsche Jazz-Sängerin Uschi Brüning. „Es sungen drei Engel“ heißt ihr neues Album, für das sie gemeinsam mit dem Blechbläser-Ensemble Samtblech geistliche Lieder und Traditionals aufgenommen hat. Passend zum bevorstehenden Weihnachtsfest ist der Tonträger jetzt bei Buschfunk erschienen und enthält neben „Es sungen drei Engel einen süßen Gesang“ auch das wunderschöne „Maria durch ein Dornwald ging“.

So hat man sie noch nie gehört – die Aussage stimmt, was das ausgewählte Material und die besinnliche Stimmung betrifft, die den Tonträger grundiert. Spirituals und Gospels hingegen, die vom gleichen Schlage sind wie die jetzt präsentierten Lieder, hatte die Brüning immer parat.

Hinreißend interpretiert

Besonders in ihrer jahrelangen Bühnen-Zusammenarbeit mit dem Sängerkollegen und populären Schauspieler Manfred Krug (1937-2016) hat sie solche zarten Stücke hinreißend interpretiert. Wer sie dabei live erlebt hat, wird die Gänsehaut-Momente nicht vergessen. Diese Sängerin kann eben einfach alles: Von lauten, fordernden Klängen bis zur Innigkeit, die gleichfalls ihren Platz beanspruchen darf und bekommt nach Jahren, in denen der dekonstruktivistische, befreiende, aber mitunter etwas gewöhnungsbedürftige Free Jazz den oft dissonanten Ton angab.

Mit einem der Helden des Free Jazz, dem international renommierten Saxofonisten, Klarinettisten und Komponisten Ernst-Ludwig Petrowsky, genannt Luten, war Uschi Brüning seit 1982 verheiratet. Im Sommer dieses Jahres ist Luten im Alter von 89 Jahren gestorben. Es kann gut sein, dass die Brüning ihre Weihnachts-CD besonders auch ihrem Mann gewidmet hat. Trauer verlangt nach Stille, auch religiöse Bezüge stellen sich ein – egal, ob man nun gläubig im klassischen Sinne ist oder nicht.

Die Sängerin, inzwischen 76 Jahre alt, ist aus der Szene nicht wegzudenken. Und überhaupt: Uschi Brüning war schon immer da, so scheint es zumindest. Seit 1970 ist die gebürtige Leipzigerin, die zunächst nicht zum Musikstudium zugelassen worden war und schließlich über den Schlager zum Jazz gefunden hat, als Freiberuflerin auf der Bühne zuhause.

Gemeinsam mit Manfred Krug und der Band von Günther Fischer (79) ging sie damals auf DDR-Tournee, auch mit der exzellenten Band von Klaus Lenz (83) hat man sie (und Krug) erlebt.

Es war eine Zeit, zu der Jazz (den die Kulturfunktionäre der SED nicht mochten) und Lyrik regelrechte Hochzeiten erlebten. Volle Säle, wenn Dichter und Dichterinnen lasen, volles Haus auch für die Jazz-Verrückten.

Für Letztere gibt es heute noch gute Gelegenheiten auch in der Region, man muss nur an das verdienstvolle, erfolgreiche Festival Women in Jazz erinnern, das in jedem Frühjahr in Halle stattfindet. Auch Uschi Brüning ist schon dabei gewesen und hat ihr großes Können, ihre ungebrochene Neugier auf Musik und Menschen immer wieder facettenreich unter Beweis gestellt.

Der Name ist Programm

Für „Es sungen drei Engel“, das neue Album, hat sich die Künstlerin der Mitwirkung exzellenter klassischer Musiker versichert. Samtblech nennt sich das Blechbläserensemble des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin (RSB), der Name ist Programm. Simone Gruppe (Flügelhorn), Anne Mentzen (Horn), Hannes Hölzl (Euphonium) und Georg Schwark (Tuba) bilden das einfühlsam spielende Quartett. „Uschi Brüning und Samtblech erzählen ihre Geschichten mit Empathie und Hingabe“ bescheinigt Autor Rainer Bratfisch den Musikerin im CD-Begleitheft. Damit hat er Recht.

Uschi Brüning & Samtblech: „Es sungen drei Engel“, Buschfunk

Manfred Krug und Uschi Brüning bei einem Auftritt im Jahr 2015
Manfred Krug und Uschi Brüning bei einem Auftritt im Jahr 2015
(Foto: dpa)