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Neue Spielzeit der Bühnen Halle Scheidende Geschäftsführerin: „Unser Haus steht“

Die Sparten der Bühnen Halle stellen im Opernhaus das neue Spielzeit-Programm vor. Und die Geschäftsführerin Uta van den Broek verabschiedet sich vom Publikum.

Von Anja Falgowski Aktualisiert: 11.05.2025, 12:53
Armin Petras inszeniert „Dshamilja“  von Aitmatow am neuen theater in Halle.
Armin Petras inszeniert „Dshamilja“ von Aitmatow am neuen theater in Halle. (Foto: Imago/Funke)

Halle/MZ - Weitermachen, unverzagt – den Anspruch transportierten die Bühnen Halle am Donnerstagabend bei der Vorstellung der neuen Spielzeit in der halleschen Oper. Alle Sparten stellten Highlights des Spielplanes 2025/26 vor, vor nahezu vollständig mit Abonnenten besetzten Reihen. Ganz sicher in der Hoffnung, das Schiff Theater-, Oper und Orchester GmbH (TOOH) wieder in ein ruhigeres Fahrwasser zu bekommen. Schließlich hatte das Unternehmen in der vergangenen Spielzeit einige Turbulenzen zu überstehen: zunächst das Gerangel um vermeintliches Fehlverhalten der Geschäftsführerin Uta van den Broek, worauf sie ihren Vertrag nicht verlängerte. Und kürzlich erst der riesige Wasserschaden, der die Bühnentechnik für einige Wochen lahmlegte.

Erfolgreichste Sparte

Das Puppentheater, die erfolgreichste Sparte des Hauses mit einer nahezu hundertprozentigen Auslastung in der vergangenen Spielzeit, legt bei der Zahl der Premieren noch um zwei zu, sechs werden es sein, hinzu kommen acht Wiederaufnahmen. Den Auftakt macht gleich eine Koproduktion: Mozarts „Titus“ im Goethe-Theater Bad Lauchstädt in Begleitung der Staatskapelle Halle. In „Romeo und Julia im Herbst des Lebens“ wiederum ist das Ballett mit am Start, dessen Leiter Michal Sedlácek darin Regie führt und den Romeo spielt. Spielt, nicht tanzt, wie er betont. Zu den weiteren Neuproduktionen zählen unter anderen „Baba Dunjas letzte Liebe“ nach dem Roman der russisch-deutschen Schriftstellerin Alina Bronsky und die zweite Regiearbeit der Puppenspielerin Claudia Luise Bose. Sie wird den DDR-Klassiker „Guten Morgen, du Schöne“ inszenieren.

Der Leiter des Balletts der halleschen Bühnen wird am Puppentheater Regie führen.
Der Leiter des Balletts der halleschen Bühnen wird am Puppentheater Regie führen.
(Foto: Andreas Pohlmann)

Das Ballett wartet mit zwei Premieren auf: „Unreines Blut“ in der Choreografie von Bojana Nenadovic Otrin behandelt den Roman des serbischen Autors Borisav Stankovic. „Medea“ wiederum wird zeitgenössisch inszeniert von Michal Sedlácek. Die in der Vergangenheit erfolgreichen Inszenierungen verbleiben im Repertoire, „Romeo und Julia“ zum Beispiel. Und der „Nussknacker“ wird schon im November gegeben, der Dezember allein hätte dem Zuschauerinteresse nicht standhalten können. Überhaupt zeigt sich der Direktor zufrieden mit dem Zuspruch: 7.000 Gäste in der vergangenen Spielzeit, in der neuen rechne er mit 8.500.

Die Oper erweitert ihr Repertoire um fünf Neuproduktionen, eine weniger als in der abgelaufenen Saison. Aber, sagt Intendant Walter Sutcliffe, man müsse auch nicht ständig Neues produzieren, das Bestehende sei schließlich stark genug. Ohne Premieren geht es aber natürlich auch nicht; neu aufgeführt werden unter anderem Bizets „Carmen“, Händels „Rinaldo“, „Orpheus in der Unterwelt“ von Jacques Offenbach und die Operette „Die Csárdásfürstin“.

Jazz trifft Klassik

Um die Nennung von zwei Highlights gebeten, zögert Generalmusikdirektor Fabrice Bollon ein wenig – großartig sei schließlich vieles –, nennt dann aber doch welche. Zum einen das Festkonzert anlässlich der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen des Orchesters: die Suite aus „Les Indes Galantes“ mit dem Händelfestspielorchester und Ravels Ballettmusik „Daphnis und Chloé“ mit der Staatskapelle.

Zum anderen sei ein ungewöhnliches Projekt geplant. Im Rahmen der Donnerstagsreihe „DurchEinander“ trifft Jazz auf Klassik. Der Trompeter Sebastian Studnitzky schreibt dafür ein Werk für Jazzcombo und Orchester, während Fabrice Bollon eines für Solo-Jazztrompete und Orchester beisteuert. Das klingt spannend, zumal die Lieblingsschlagzeugerin von Miles Davis zu Gast sein wird: Marilyn Mazur.

Mit einem berühmten Namen wartet auch das Schauspiel auf. Armin Petras nämlich, Regisseur, Autor und ehemaliger Theaterintendant. Er wird Tschingis Aitmatows „Dshamilja“ auf die Bühne bringen. Acht Premieren hat sich das neue theater vorgenommen, drei weniger als 2024/25. In dieser Saison wird eine neue Reihe aufgelegt: „Erinnern ist Heimat“, die zugleich mit der Komödie „Sein oder Nichtsein (To be or not to be)“ den Auftakt bildet. In Kooperation mit der „Academie voor Theater en Dans Amsterdam“ wird außerdem „Faust: On Air“ nach Johann Wolfgang Goethe und gemeinsam mit dem Staatstheater Braunschweig die Uraufführung des preisgekrönten Stückes von Kathrin Vieregg „Mutter Vater Rind“ gespielt. Mit Büchners „Woyzeck“ in der Musiktheaterversion von Tom Waits und Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“ stehen zwei weitere Klassiker auf dem Programm. Vielleicht kann das neue theater damit das Ruder herumreißen: Nach Aussagen der Geschäftsführung gegenüber der MZ gingen die Besucherzahlen zuletzt nach unten.

Spuk unterm Riesenrad

Das Thalia-Theater schließlich widmet sich mit fünf Premieren der Fantasie, dem Zauber und der Neugier. So wird mit „Der Sturm. Die magische Insel“ als Pendant zum fast gleichnamigen Stück im nt für ein junges Publikum aufgeführt. Renner könnte aber die Bühnenversion der beliebten DDR-Kinderserie „Spuk unterm Riesenrad“ werden.

Nach der Schau auf der Opernhaus-Bühne verabschiedete sich Uta van den Broek vom Publikum. Eine schöne, eine intensive Zeit seien die fünf Jahre gewesen, vergangen wie im Flug. Sie übergebe geordnete Verhältnisse mit guten wirtschaftlichen Reserven: „Unser Haus steht“. Der Wasserschaden weitgehend behoben, die Besucherzahlen weiterhin moderat ansteigend, ein neuer Geschäftsführer gefunden: toi, toi, toi!