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Wir-Festival in Halle Großes Finale

In Halle hat sich in kurzer Zeit das Wir-Festival als Gegenbewegung zur rechten Buchmesse gegründet. Zahlreiche Akteure sind beteiligt.

Von Christian Eger 07.11.2025, 09:43
Liest im Volkspark in Halle: Buchpreisträgerin Martina Hefter
Liest im Volkspark in Halle: Buchpreisträgerin Martina Hefter (Foto: dpa)

Halle/MZ - Wir. Wir. Wir. Seit Wochen weisen in Halle Aufkleber mit den drei Buchstaben auf das Kulturfestival hin, das im September begann und an diesem Wochenende seinen Höhepunkt feiert. Entworfen als eine zivilgesellschaftliche Aktion gegen die rechte Buchmesse „SeitenWechsel“, geht das von Ehrenamtlichen organisierte Festival, das am Ende 300 Veranstaltungen geboten haben wird, in die Schlussrunde.

Im Stadtbild ist die Aktion ein Hingucker. Das in eine Sprechblase gesetzte „Wir“ ist auf vielen Schaufenstern zu sehen, ergänzt mit Hinweisen wie: Wir lesen, tanzen, singen. Zum Start malten Hallenser ein 41 Meter langes Kreide-Wir auf den Markt. Ziel sei es, sagten die Veranstalter, die „SeitenWechsel“-Messe „medial zu überstrahlen“.

Literatur zur Gegenwart

Dafür wird noch einmal einiges geboten. Und das auch – und vor allem – literarisch. Martina Hefter, Sara Klatt, Manja Präkels und Domenico Müllensiefen gehören zu den Autoren, die am Wochenende im Volkspark auftreten. Autoren, die ihren Blick auf die Gegenwart richten. Wissenschaftliche und künstlerische Formate kommen hinzu.

Ausdrücklich begreifen sich die Macher als Akteure einer „Graswurzelbewegung“, als etwas, das Raum greifen soll. Die Pressemitteilung zitiert die Mit-Akteurin Ulrike Jähnichen. Sie empfiehlt das Wir-Festival „als neues Format für zivilgesellschaftliches Engagement. Nachmachen explizit erwünscht.“

Eröffnet wird das Festival-Finale an diesem Freitag im Volkspark in Halle. Zum Start um 15.30 Uhr spricht der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Peter Kraus vom Cleff. Um 15.45 Uhr liest der ehemalige Intendant des neuen theaters, Matthias Brenner, aus dem 1929 veröffentlichten Halle-Roman „Ruhe und Ordnung“ des Schriftstellers Ernst Ottwalt (1901-1943), der seinen Weg vom rechten zum linken Rand ging, um mutmaßlich 1943 im sowjetischen Gulag zu sterben.

Brenner liest Ottwalt

„Kaum in einer zweiten deutschen Stadt stoßen die gesellschaftlichen Extreme so unmittelbar auf einem engen Raum gegeneinander“, schrieb Ottwalt in seinem Roman über Halle, in dem der Weg zu den Villenstraßen durch Arbeiterviertel führte. Und zum alten SPD-Vereinshaus Volkspark, in dem das Fest jetzt sein Hauptquartier findet.