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Jahrzehntelang vergessene Attraktion Archäologen finden Vulkan in Wörlitz

Zweiter künstlicher Feuerberg war von Blattwerk überwuchert und unbekannt.

Von Thomas Schöne Aktualisiert: 29.07.2025, 14:53
Dieses Bauwerk im Wörlitzer Park wurde erst jetzt als künstlicher Vulkan identifiziert.
Dieses Bauwerk im Wörlitzer Park wurde erst jetzt als künstlicher Vulkan identifiziert. (Foto: DPA)

Wörlitz/dpa - Landschaftsarchäologen haben im Wörlitzer Park einen zweiten künstlichen Vulkan entdeckt. „Erste Anhaltspunkte fanden sich bei einer Parkbegehung in diesem Frühjahr, das war ein glücklicher Zufall“, sagte der kommissarische Direktor des Gartenreichs Dessau-Wörlitz, Landesarchäologe Harald Meller. „Nachdem die Anlage entschlüsselt werden konnte, wurde sie nun wieder sichtbar gemacht.“

Erinnerung an Italien-Reise

In den zeitgenössischen Quellen gibt es keinen Hinweis auf das Bauwerk. „Durch Buschwerk überwuchert, geriet der erste Vesuv über die Jahrzehnte in Vergessenheit. Dabei ist es die erste gebaute Reiseerinnerung des Fürsten Franz“, sagte Meller. Im Jahr 1766 bestieg Leopold III. Friedrich Franz, Fürst von Anhalt-Dessau (1740-1817), den Vesuv und besuchte die Ausgrabungsstätten in Pompeji und Herculaneum. Unmittelbar nach seiner Rückkehr wurde 1767/68 der Vulkan am Ufer des Wörlitzer Sees erbaut.

„Das ist visionär, weil der Fürst drei Erlebnisse seiner Italienreise in einem Bauwerk nachbildete“, betonte die Archäologin Franziska Knoll vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle. „In der ersten Ansicht erhebt sich der Vulkankegel des Vesuvs über Weinhängen. Die Rückseite der mit Raseneisenstein verkleideten Vulkanspitze ist offen und zeigt das zweite Bild: dort steigt ein Bergmann aus dem Schacht.“ Die Figur aus Lindenholz symbolisiere die unterirdischen Ausgrabungen in Herculaneum, erklärte Knoll. „Das wurde damals wie in einem Bergbaubetrieb organisiert.“

Die dritte und eigentliche Hauptansicht vom Wörlitzer See aus zeigt das Nymphäum. Der unter Raseneisenstein begrabene Tempel erinnert an die Freilegung des Isis-Tempels in Pompeji, der die Wörlitzer Reisegesellschaft ebenfalls beigewohnt hat.

Ausbruch im August

Über 20 Jahre nach dem nun wiederentdeckten Vulkan entstand von 1788 bis 1794 in Wörlitz der erste künstliche, funktionstüchtige Feuerberg in Europa. Den ersten Ausbruch gab es am 10. August 1794, dem Geburtstag des Fürsten. Danach ruhte der Wörlitzer Vesuv, bis er 2005 reaktiviert wurde. Jetzt wird der Vulkan am 15. und 16. August 2025 wieder „Lava“ speien. Das Spektakel ist der Höhepunkt im Jubiläumsjahr „25 Jahre Unesco-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz“.