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Verlag Faber & Faber meldet Insolvenz an „Aber bin ich dafür Verleger?“

Corona beschleunigte das Ende: Der Leipziger Verlag Faber & Faber, eine gute Adresse für das schöne Buch, meldet Insolvenz an.

Von Christian Eger 06.11.2023, 17:12
Macht das Licht aus: Leipziger Verleger Michael Faber
Macht das Licht aus: Leipziger Verleger Michael Faber (Foto: Imago)

LEIPZIG/MZ. - Es sollte nicht irgendein, schon gar kein nur regional sichtbarer Verlag sein, den der Ex-Chef des DDR-Renommier-Verlages Aufbau, Elmar Faber, 1990 gemeinsam mit seinem Sohn Michael in Leipzig gründete. Es sollte krachen. Und bemerkt werden. Auch mit Namen. „H bei F“, also Christoph Hein bei Faber, „das wäre ein Knaller für die deutsche Verlagslandschaft“, umwarb 1992 der Verleger den Bestsellerautor. Der sollte mit seinen Büchern ganz zu Faber ziehen. So wie Günter Grass zum Steidl Verlag in Göttingen.

Corona brachte das Aus

Daraus wurde nichts. Aber der Hinweis auf Steidl ist berechtigt: Nicht allein auf das schöne Wort, sondern auch auf das schöne Buch und immer auch auf bildende Kunst zu setzen, war das Programm des Verlages, der zweimal als Faber & Faber startete. Das erste Mal 1990. Von 1995 bis 2003 erschien die „DDR-Bibliothek“ in 24 Bänden. Dann der Rückzug 2014, weil Michael Faber für die Linke zum Leipziger Kulturbürgermeister berufen wurde. Zurück aus der Politik, startete er 2019 den Verlag neu: 20 Titel im Jahr, stark in Gehalt und Gestalt. Noch vor einem Monat war der Verlag auf der Buchmesse zu erleben. Zum letzten Mal.

Faber & Faber hat zum 1. November Insolvenz angemeldet, teilte zuerst das Börsenblatt mit. Wohl schon zum Ende des Monats wird der Verlag seine Räume im Leipziger Musikviertel geräumt haben. Warum?

Corona brach den Verlag: Der Jahresumsatz stürzte von 400.000 Euro auf unter 300.000 Euro ein, sagte Michael Faber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Gab es vor Corona 700 Vorbestellungen des Buchhandels, seien es jetzt nur noch 220. Die Buchhandelsketten ließen kaum noch Bücher aus Kleinverlagen in ihre Regale; das Online-Geschäft lohne sich nicht; ein Andocken an einen mittelgroßen Verlag war unmöglich. Also: Reißleine.

Keine Rückkehr mehr

Eine Rückkehr ins Verlagsgeschäft schließt Michael Faber aus, sagte er der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Unabhängig ernsthaft verlegen, also das, wovon man selbst überzeugt ist und was gesellschaftlich und ästhetisch wichtig ist, das ist nahezu aussichtslos geworden. Ich könnte auf Auftragsarbeiten setzen: auf Kataloge und bezuschusste Bücher. Aber bin ich dafür Verleger?“