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Hype um Star Wars bleibt aus Hype um Star Wars bleibt aus: Sachsen-Anhalt widersetzt sich der dunklen Macht

Von Julius Lukas 17.12.2015, 06:40
Star Wars-Fans in Nürnberg. In Sachsen-Anhalt hat der neue Kinofilm noch keinen Hype ausgelöst.
Star Wars-Fans in Nürnberg. In Sachsen-Anhalt hat der neue Kinofilm noch keinen Hype ausgelöst. dpa Lizenz

Halle (Saale) - Das ältere Ehepaar steht am Mittwochvormittag ratlos vor dem Spielzeugregal. Stapelweise Laserschwerte liegen darin. Rote und grüne, mit und ohne Batterie, manche machen Geräusche, andere nicht. „Wir sollen so eins für unseren Enkel zu Weihnachten kaufen“, sagen die beiden. Doch das Angebot in der Kaufhof-Filiale in Halle überfordert sie.

Nacheinander wandert jedes der Schwerter durch ihre Hände. Was es mit den Laserwaffen auf sich hat, wissen die beiden nicht genau. Nur so viel können sie sagen: „Die gehören zu diesem Star-Wars-Film, der jetzt in die Kinos kommt.“ Nach zehn Minuten gipfelt ihre Ratlosigkeit dann in einem Fluchtversuch: „Ach komm, lass uns das später kaufen“, sagt der Mann zu seiner Frau. Ist das der letzte Widerstand gegen das Marketing des Disney-Konzerns?

Die siebte Episode der Star-Wars-Saga kommt heute in die Kinos. Die jüngsten drei der insgesamt sechs Folgen gelten als die kommerziell erfolgreichste Filmreihe der Geschichte. Allein in Deutschland lockten sie zwischen 5,6 (Episode III) und 8,9 Millionen (Episode I) Zuschauer in die Kinos.

Die Reihe startet mit „Krieg der Sterne“. Der Film kommt 1978 unter der Regie von George Lucas in die deutschen Kinos. In einer weit entfernten Galaxie wehrt sich eine Gruppe von Rebellen gegen das machthungrige Imperium. An der Spitze der dunklen Streitmächte steht die Figur Darth Vader. Nach der Veröffentlichung der Fortsetzungs-Trilogie, die zeitlich vor den ersten drei Filmen spielt, wurde der Film in „Episode IV - eine neue Hoffnung“ umbenannt.

Der zweite Film kommt 1980 in die Kinos. „Das Imperium schlägt zurück“ ist die Fortsetzung des monumentalen Weltraum-Epos. Regie führte Irvin Kershner. Darth Vaders gefährlichste Waffe, der Todesstern, ist zerstört, doch seine Truppen sind nicht geschlagen. Sie stöbern die Rebellen in ihren Verstecken auf und unterwerfen sie.

Daran knüpft 1983 „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ an. Wesen aus allen Ecken der Galaxis treffen die Vorbereitungen für die entscheidende Schlacht gegen das Imperium - und gewinnen mit Hilfe der wiedererstarkten Jedi-Ritter. Die erste Trilogie ist damit abgeschlossen.

Erst 16 Jahre später folgt dann der zweite Dreiteiler. Er beginnt 1999 mit „Episode I - Die dunkle Bedrohung“. Regie führt wieder George Lucas. Er springt rund 30 Jahre vor die bekannten Ereignisse zurück und erzählt, wie das dunkle Imperium entstanden ist.

2002 folgt dann „Episode II - Angriff der Klonkrieger“. George Lucas rollt darin weiter die Geschichte seiner Charaktere auf. Die Galaktische Republik gerät mehr und mehr aus dem Gleichgewicht und das Imperium gewinnt an Macht.

Der bis heute letzte Teil erscheint 2005. „Episode III - Die Rache der Sith“ zeigt, wie aus dem jungen Jedi Anakin Skywalker der dunkle Darth Vader wird. 

Das amerikanische Film-Unternehmen überzieht die Welt nämlich seit Monaten mit einer ausgeklügelten Werbekampagne für den siebten Teil der Star-Wars-Reihe. Der Streifen mit dem Titel „Das Erwachen der Macht“ startet am Donnerstag in den deutschen Kinos. Die Marketing-Maschinerie läuft jedoch schon seit einem Jahr. Zwei Milliarden Dollar soll der Film in den Kinos einspielen. Mehr als doppelt so viel will man mit Lizenzprodukten verdienen.

Doch in Sachsen-Anhalt scheint der Hype um den neusten Sternenkrieger-Streifen noch eher ein Hypechen zu sein. Das zeigt sich nicht nur an den Großeltern im Kaufhaus. Auch vor den Kinokassen des Landes bilden sich bis jetzt noch keine langen Schlangen. „Die Hälfte der Karten für unsere Vorpremiere um 0.01 Uhr sind schon verkauft“, sagt Katja Schmidt vom Cinemaxx in Halle gestern. In Zahlen bedeutet das gut 350 vergebene Tickets.

Für eine Mitternachtspremiere sei das eine gute Zahl. An alte Erfolge kann damit allerdings nicht angeknüpft werden. Als 2005 der bisher letzte Star Wars-Film erschien, erlebten 2.600 Fans die Premiere in einem Cinemaxx-Saal. Die Kinokette hatte damals allerdings noch einen zweiten Standort in Halle-Neustadt. Der firmiert heute unter dem Namen „The Light Cinema“. Gestern Nachmittag waren dort 600 Karten vorverkauft. Auch zusammen erreichen die beiden Kinos die Marke von 2.600 Besuchern also nicht.

In anderen Filmpalästen des Landes zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Vorstellungen im UCI in Günthersdorf (Saalekreis) oder im Cinemaxx in Magdeburg sind höchstens zur Hälfte ausgebucht. Während etwa aus Leipzig schon von überfüllten Sälen berichtet wird, scheint in Sachsen-Anhalt kein Ticket-Notstand zu herrschen.

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„So wie es derzeit aussieht, wird man für jede Aufführung auch kurz vorher noch Karten bekommen“, sagt Katja Schmidt. Das liege allerdings auch daran, dass man vorsorglich bereits extrem viele Vorstellungen angesetzt habe. Am Donnenrstag kommt der neue Streifen neunmal im Cinemaxx in Halle. Morgen sind es bereits elf Vorführungen und am Samstag sogar 13. Dass man vom Ausverkauf noch weit entfernt ist, ist für Schmidt deswegen kein Grund für ein negatives Fazit: „Was den Vorverkauf angeht ist Star Wars mit Abstand unser erfolgreichster Film des Jahres.“

Für dieses Ergebnis hat der Disney-Konzern in den vergangenen Monaten auch einiges getan. Oder eher: Nicht getan. Die Strategie des Unternehmens war und ist es, so viel wie möglich im Dunklen zu belassen. Eine fast schon militärische Geheimniskrämerei umgibt die neueste Produktion. Alle Beteiligten mussten Verträge unterschreiben, in denen sie strengste Geheimhaltung zusicherten.

Was nach außen dringt, wird von Disney genauestens gesteuert. In Zeiten, in denen Filme mitunter schon vor ihrem Kinostart komplett im Internet zu sehen sind, ist das eine der größten Leistung des Konzerns, der die Star-Wars-Rechte erst 2012 dem langjährigen Inhaber Lucasfilm für vier Milliarden Dollar abgekauft hatte.

Und damit sich dieser Deal auch lohnt, hat Disney eine noch nie dagewesene Merchandising-Welle in Gang gesetzt. Das Produkt-Spektrum reicht von Laserschwerter-Weihnachtsschmuck über Todesstern-Waffeleisen bis hin zu Schuhen mit Darth- Vader-Absatz. Und dabei ist, was jetzt bereits in den Regalen steht, nur die erste Welle. Die Motive entstammen alle den vorangegangenen Teilen. „Die Produkte zum neuen Film kommen erst ab Samstag in die Regale“, erklärt Gudrun Österling, die bei Kaufhof in Halle für die Spielzeugabteilung zuständig ist. Weil alles geheimbleiben soll, wisse auch sie noch nicht, was sie erwartet. „Der Ansturm wird aber sicher noch größer werden, wenn die neuen Produkte da sind.“ Vielleicht wird dann aus dem Hypechen in Sachsen-Anhalt noch ein richtiger Hype.

Die Großeltern, die am Mittwoch ihrem Enkel ein Laserschwert besorgen sollten, wird es aber wohl nicht erneut in die Spielzeugabteilung ziehen. Nach längerem Abwägen entscheiden sie sich für ein rotes Modell ohne Batterie. 17 Euro kostet es. Viel mehr wollen die beiden auch nicht ausgeben. „Das liegt doch sowieso bald kaputt in der Ecke“, sagt der Mann und macht sich auf den Weg zur Kasse. (mz)

Die dunkle Seite der Macht - hier symbolisiert durch den in Teil VI verstorbenen Darth Vader mit schlaffem Laserschwert - hat Sachsen-Anhalt noch nicht erfasst.
Die dunkle Seite der Macht - hier symbolisiert durch den in Teil VI verstorbenen Darth Vader mit schlaffem Laserschwert - hat Sachsen-Anhalt noch nicht erfasst.
Fotomontage: DPA/FOTOLIA/BERND MARTIN Lizenz