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Hochwasser Hochwasser: Wasser will nicht weichen

Von Katrin Löwe 23.06.2013, 21:00
Ein Traktor fährt durch die abnehmende Flut der Elbe in Fischbeck.
Ein Traktor fährt durch die abnehmende Flut der Elbe in Fischbeck. dpa Lizenz

Halle/MZ - Nach den großflächigen Überflutungen durch Deichbrüche bei Fischbeck (Landkreis Stendal) und Groß Rosenburg (Salzlandkreis) wird es möglicherweise noch Monate dauern, bis das Wasser komplett aus der Fläche verschwunden ist. Das sei keine Sache von Tagen, sagte Bernd Ettmer, Professor für Wasserbau an der Fachhochschule Magdeburg-Stendal. Ein Teil des Wassers werde über natürliches Gefälle abfließen, aus Senken oder Niederungen würden aber stinkende Tümpel.

„Man kann auch nicht jede Senke leer pumpen“, sagte Burkhard Henning, Chef des Landesbetriebes für Hochwasserschutz zur MZ. Auf verschiedenen Wegen versuchen Fachleute, den natürlichen Abfluss aus überfluteten Regionen zu forcieren. So wurden im Norden an vier Stellen Landesstraßen „geschlitzt“, das heißt, es wurde auf teilweise bis zu 200 Metern Länge die Fahrbahn abgetragen.

Durch die so entstehenden Rinnen soll das Wasser in die Havelpolder, von dort in die Havel und später in die Elbe geleitet werden. „Zwei Wochen werden wir damit noch zu tun haben“, so Henning.

Deich bei Schönfeld geöffnet

Am Wochenende ist zudem nördlich von Schönfeld ein Deich geöffnet worden, um das Wasser wieder in die Elbe fließen zu lassen, die mittlerweile einen niedrigeren Pegelstand als das Wasser in der Umgebung erreicht hat. Mehr als 100 Kubikmeter pro Sekunde sollen so abfließen, sagte Edgar Kraul, Sprecher des Katastrophenstabes im Landkreis Stendal. Zum Vergleich die Zahlen vom Deichbruch bei Fischbeck: In den ersten beiden Tagen schossen aus ihm rund 1.000 Kubikmeter pro Sekunde ins Umland. Mehr als 200 Quadratkilometer Land waren in der Altmark überflutet worden, das entspricht etwa der Hälfte des Bodensees.

Mit der Sprengung eines Deiches hatten Fachleute auch im Raum Groß Rosenburg die Fließrichtung des Saalewassers wieder umgekehrt. Der Wasserstand in der Umgebung sinke langsam, hieß es nun im Stab des Salzlandkreises. Durch den Deichbruch an der Saale waren 86 Quadratkilometer Land überflutet worden. 115 Millionen Kubikmeter Wasser hatten das Flussbett verlassen. Das sei mehr als die Rappbodetalsperre im Harz fasst, hieß es im Lagebericht des Landes-Krisenstabes. Hochleistungspumpen sollen nach Angaben der Krisenstäbe vor allem dort zum Einsatz kommen, wo Wasser aus Siedlungsbereichen entfernt werden muss. Ein Problem aber bleibt: „Auf mittlere Sicht werden noch nennenswerte landwirtschaftliche Nutzflächen unter Wasser stehen“, so Edgar Kraul vom Stendaler Katastrophenstab.