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Hochwasser in Sachsen-Anhalt Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Hochwasserlage bleibt dramatisch

Von Hendrik Kranert-Rydzy und Alexander Schierholz 04.06.2013, 04:26
Hochwasser in Halle an der Saale
Hochwasser in Halle an der Saale Thomas Meinicke Lizenz

Halle/Bitterfeld/MZ - Die Hochwasserlage in Sachsen-Anhalt bleibt dramatisch. In Halle stehen Teile der Innenstadt unter Wasser. Im Stadtteil Neustadt wurden vorsorglich Schulen und Kindergärten evakuiert. In Bitterfeld droht wie beim Hochwasser im August 2002 eine Überflutung der Altstadt durch den Tagebausee Goitzsche, nachdem in Sachsen ein Deich gebrochen ist. Tausende Einsatzkräfte, Soldaten der Bundeswehr und freiwillige Helfer errichteten in den gefährdeten Gebieten Sandsackdämme. „Wir stehen vor der schwierigsten Situation seit der Wiedergründung des Landes 1990“, sagte Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) am Dienstag.

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Für das Wochenende wird ein neuer Höchststand der Elbe erwartet - 6,80 Meter am Sonnabend in Wittenberg, 7,20 Meter am Sonntag in Magdeburg - das wären 40 Zentimeter mehr als vor elf Jahren. „Was wir befürchtet haben, bestätigt sich“, sagte Umweltminister Hermann Onko Aeikens (CDU). Das Land sei aber besser vorbereitet als 2002. Ab heute sollen weitere 3 000 Bundeswehrsoldaten einer Panzerbrigade entlang der Elbe Stellen sichern, an denen Deichbrüche und Überflutungen drohen. Betroffen ist auch der Kreis Jerichower Land, der am Dienstagabend Katastrophenalarm auslöste.

An der Saale verharrt der Wasserstand unterdessen auf hohem Niveau. „Der Hochwasserscheitel hat Halle passiert“, sagte Burkhard Henning, Direktor des Landesbetriebes für Hochwasserschutz. Am Abend wurden am Pegel Trotha 7,74 Meter gemessen. Für die Mulde und die Weiße Elster bei Halle rechnet der Landesbetrieb für heute mit einem leichten Rückgang der Wasserstände. Im Burgenlandkreis sank der Pegel der Weißen Elster schon am Dienstag. Dennoch stehe das Wasser überall noch so hoch, dass mit einer Entspannung der Lage erst zum Ende der Woche zu rechnen sei, an der Elbe sogar erst Mitte bis Ende kommender Woche, sagte Henning.

Vielerorts hat das Hochwasser das öffentliche Leben komplett lahm gelegt. Die Händel-Festspiele in Halle, das Stadtfest „Luthers Hochzeit“ in Wittenberg sowie das Merseburger Schlossfest wurden abgesagt. Die Universität und die Kunsthochschule in Halle sowie die Hochschule Anhalt an ihrem Standort Dessau haben den Lehrbetrieb eingestellt.

Ministerpräsident Haseloff kritisierte unterdessen die zögerliche Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen infolge jahrelanger Genehmigungsverfahren. Diese Verfahren müssten beschleunigt werden, sagte Haseloff. In Sachsen-Anhalt entspricht erst rund die Hälfte der 1 300 Kilometer Deiche gültigen Normen.

Der Regierungschef kündigte an, das Land werde in den nächsten Tagen ein zentrales Spendenkonto für Hochwasser-Betroffene einrichten.

Die Mulde rückt dem Schöpfwerk an der A9 immer näher.
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