Hilfe für Litauen: Hilfe für Litauen: Seit zwölf Jahren kommt der Osterhase mit dem Lkw

Halle/Vilnius/MZ. - Die 103. Fahrt hätte die schnellste werden können. Wenn die EU-Erweiterung einen Monat früher oder Ostern einen Monat später wäre. So muss Christoph Gebauer am deutsch-polnischen Grenzübergang Küstrin noch einmal jene Prozedur über sich ergehen lassen, die seit zwölf Jahren zu seinem Feiertagskalender gehört wie für andere Leute Eiersuche und Küchen-Stress. Weil erst am 1. Mai die Handelsschranken gen Osten fallen, marschiert der 54-jährige Hallenser ein letztes Mal die Zoll-Stationen ab, bevor sich für seinen Hilfstransport Richtung Baltikum der rot-weiße Schlagbaum öffnet.

Christoph Gebauer ist - je nach Saison - Osterhase oder Weihnachtsmann für hunderte Litauer. Schon kurz nach der Unabhängigkeit der ehemaligen Sowjetrepublik hatte der gelernte Lokschlosser mit dem Aufbau einer Hilfsbrücke für diejenigen begonnen, die der Umbruch am empfindlichsten getroffenen hatte. Waisenkinder, mittellose Rentner und Großfamilien können sich seit 1992 darauf verlassen, dass sich vor den Feiertagen Gebauers Lkw durch die engen Gassen von Vilnius schiebt. Es waren auch schon einmal zehn Transporter, die quietschend vor der Caritas-Zentrale in Litauens Hauptstadt hielten, um von ihrer nützlichen Ladung befreit zu werden.

Kleidung, Wäsche, Fahrräder, Haushaltsgeräte und Süßigkeiten gelangen von dort aus in Schulen, Kindergärten und Sozialstationen in Vilnius und anderen Städten und Dörfern. Mittlerweile sind längst jeweils etliche Päckchen mit persönlichen Adressen an Bord, die Hallenser Ostern und Weihnachten für Patenfamilien mitschicken.

Während Gebauer und seine Helfer die Transporte bis vor einem Jahr noch unter dem Dach der Malteser organisiert haben, stellt heute die Heilig-Kreuz-Gemeinde in der halleschen Gütchenstraße ihre Räume für die Caritas-Sammlungen zur Verfügung. Dem Taxifahrer, der einen Großteil der Freizeit für das Projekt opfert, ist es egal, von wo er startet. "Hauptsache, die Hilfe geht weiter", so Gebauer.