Geschichte Geschichte: Hallesche Gedenkstätte «Roter Ochse» eröffnet nach Umbau
Halle/dpa. - «Hier wird an einem authentischen Ort die Geschichte zweierDiktaturen an konkreten Beispielen dokumentiert», sagte der Leiterdes Referates Gedenkstätten des Landesverwaltungsamtes, Lutz Miehe,am Montag vor Journalisten. Für die seit Dezember 2002 laufendenUmbauarbeiten stellten Land und Bund insgesamt 3,5 Millionen Euro zurVerfügung.
Auf über 650 Quadratmeter Fläche auf drei Etagen werden imGefängnisblock anhand von Schautafeln die Schicksale ehemaligerpolitischer Häftlinge des Nationalsozialismus, der sowjetischenMilitärverwaltung und der SED-Herrschaft dokumentiert. Die Besucherkönnen unter anderem die Todeszellen und den Hinrichtungsraumbesichtigen. Zudem gibt es für InformationsveranstaltungenSeminarräume und eine Bibliothek.
Der 1842 als königlich-preußisches Gefängnis errichteteGebäudekomplex in Halle wurde ab 1933 zur Inhaftierung Hunderter NS-Gegner genutzt. Ab 1942 fanden bis zum 10. April 1945 insgesamt 549Hinrichtungen mit dem Fallbeil, in einigen Fällen auch durchErhängen, statt. Unter den Opfern waren auch ausländische Gefangeneaus 15 Ländern. Zwischen 1945 und 1950 diente der «Rote Ochse» demsowjetischen Staatssicherheitsdienst NKWD als Gefängnis. Danach wurdeein Teil des Komplexes von der Stasi als Untersuchungshaftanstaltgenutzt. Von 1950 bis Dezember 1989 waren dort mehr als 6500 Menscheninhaftiert.
Der Ausstellungstrakt macht weniger als zehn Prozent des Arealsaus. Ansonsten wird der «Rote Ochse», im Volksmund wegen der rotenZiegelsteine und der Gebäudeform so genannt, auch heute noch alsreguläre Haft- und Untersuchungshaftanstalt für Männer und Frauengenutzt. In Sachsen-Anhalt gibt es derzeit fünf Gedenkstätten inVerantwortung des Landes.