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Landtagswahl in Sachsen-Anhalt Tritt Haseloff nochmal an? Landes-CDU wird unruhig

Durch den Höhenflug der AfD steigt der Druck auf die Regierungspartei. Warum am Montag Bewegung in die Frage der Spitzenkandidatur kommen könnte.

Von Kai Gauselmann Aktualisiert: 09.05.2025, 20:03
Wer führt die Landes-CDU in den Wahlkampf: Reiner Haseloff (li.) oder Sven Schulze?
Wer führt die Landes-CDU in den Wahlkampf: Reiner Haseloff (li.) oder Sven Schulze? (Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild)

Halle/MZ. - Wenn man wissen will, wie er tickt, dieser Reiner Erich Haseloff aus Wittenberg, dann fragt man am besten: seine Frau. „Das wäre kein entspannter Ruhestand für ihn geworden, wenn diese Wahl schief gegangen wäre mit einem Erstarken der AfD. Dann hätte ich mir selbst auch Vorwürfe gemacht“, hat Gabriele Haseloff nach der Landtagswahl 2021 der MZ in einem Interview gesagt. Wie damals steht Reiner Haseloff auch jetzt vor der Frage: Ruhestand – oder nochmal in den Wahlkampf ziehen, um einen AfD-Triumph zu verhindern?

Kreisverband macht Druck

Nachdem die rechtsextreme AfD bei der Bundestagswahl stärkste politische Kraft in Sachsen-Anhalt geworden ist, wird in der Landes-CDU mit zunehmender Unruhe auf eine Entscheidung in Wittenberg gewartet. Am Montag könnte dabei eine gewisse Dynamik in Gang kommen. Wie die „Magdeburger Volksstimme“ berichtet, treffen sich dann der CDU-Landesvorstand und die Kreischefs, um den Zeitplan bis zur Wahl zu beraten. Die Aufstellung der Landesliste ist bisher für Februar vorgesehen. Der Kreisverband Jerichower Land will aber schon im Oktober „die Mannschaft inklusive des Spitzenkandidaten“ festlegen.

„Weißen Rauch“, also die Festlegung auf einen Spitzenkandidaten, erwarten Teilnehmer der Sitzung zwar nicht. Jedoch einen erhöhten Druck in der Frage. Vorgeschrieben ist es nicht, aber in der Regel werden die Direktkandidaten von den Kreisverbänden vor der Landesliste aufgestellt. Also müsste sich Haseloff zeitiger als gedacht schonmal bekennen, ob er im Wahlkreis Wittenberg nochmal antritt. Der 71-Jährige wird am Montag persönlich an dem CDU-Treffen teilnehmen, das ist nicht jedes Mal der Fall.

Interviewaussagen befeuern Debatte

Spricht man Haseloff selbst auf die Kandidatenfrage an, bekommt man seit Monaten die technische Antwort: Das werde ein Jahr vor der Landtagswahl im September entschieden. So hat er sich auch gerade in einem FAZ-Interview geäußert. Weil Haseloff sich nichts Eindeutiges und keine Tendenz entlocken lässt, beugen sich seine Parteifreunde im Stile von Sterndeutern über jede Äußerung des Regierungschefs. In dem Interview hat Haseloff darauf verwiesen, dass die CDU 2021 rund zehn Prozent über dem damaligen Bundesschnitt gelandet sei. Insbesondere dieser Satz wird ihm als Interesse an einer weiteren Kandidatur ausgelegt: „Es hängt viel von der Person an der Spitze ab.“

„Kronprinz“ Schulze wird nervös

An diese Spitze will auch CDU-Landeschef Sven Schulze. Er werde zunehmend nervös, traue sich aber nicht, Haseloff zu einer Entscheidung zu drängen, heißt es aus der CDU. Es wird spekuliert, die Initiative für den vorgezogenen Zeitplan könne auch auf den 45-jährigen Wirtschaftsminister zurückgehen. Kreischef im Jerichower Land ist Markus Kurze. Er und Schulze kennen sich seit gemeinsamen Zeiten in der Jungen Union (JU) gut. Schulzes Aufstieg in der Landespolitik begann 2006, als er Kurze als JU-Landeschef nachfolgte.

Darum hoffen Parteifreunde auf Haseloffs Kandidatur

Unabhängig von persönlicher Loyalität hoffen aber viele in der Union auf Haseloff, weil sie sich mit ihm bessere Siegchancen ausrechnen. Immerhin sei Haseloff der dienstälteste Ministerpräsident der Republik, bekanntester und mutmaßlich der beliebteste Landespolitiker, heißt es. Die CDU wird 2026 jedenfalls so herausgefordert, wie lange nicht mehr. Die AfD hat seit der Bundestagswahl mächtig Rückenwind und strotzt nur so vor Selbstbewusstsein, vermutlich wird dort Ulrich Siegmund Spitzenkandidat. Der 34-Jährige jubilierte nach der Bundestagswahl: „Wir werden 2026 in Sachsen-Anhalt allein regieren.“

Was Haseloff befürchtet

Und das fürchtet auch Haseloff. Die Entscheidung, ob die AfD erstmals eine absolute Mehrheit bekommt, falle in Sachsen-Anhalt, hat er gesagt. Was das für ihn bedeutete, wenn er zuvor den Ruhestand gewählt hätte, weiß man dank seiner Frau – siehe oben. Sie hatte auch verraten, was der Rententraum der Haseloffs war: „So wie früher in unser jetzt fast 20 Jahre altes Cabrio steigen und einfach mal durch Deutschland und Europa fahren.“