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Gerhard Adolph Gerhard Adolph: Mach mit mach's nach mach's besser

Von Ralf Böhme 19.09.2012, 13:14

Halle (Saale)/Berlin/MZ. - Hallo, hergehört und hergesehen - das ist die Formel eins. Kinder krallen sich auf Schlafdecken. Ihre Teams ziehen die Fuhren über das Parkett. Eltern und Geschwister, Omas und Opas, Freunde und Nachbarn feuern an, was das Zeug hält. Zehntelsekunden entscheiden über den Sieg. Auf ein Neues! Immer mittendrin ein Mann mit Mikro, quirlig wie kein zweiter. Er macht nicht einfach mit. Nein, dieser Mann macht - immer noch - vielen etwas vor. „Mach mit, mach’s nach, mach’s besser“ - das Original. Gerhard Adolph, genannt Adi, ist 75. Am Donnerstag feiert der Moderator aus Halle das Jubiläum. Ganz in Familie - mit Ehefrau Christel, die seit 49 Jahren das tägliche Sportfest des Wahl-Berliners miterlebt.

Denkbar wäre natürlich auch eine Sport-Gala. Schließlich besitzt Adi nach 333 TV-Sendungen - dem legendären Kräftemessen von Schüler-Mannschaften - Kultstatus im Osten. Immer noch gilt das Format als Ideengeber, wie einst für „Spiel ohne Grenzen“ der Eurovision. Und auch im Westen ist Adi eine Größe. Seit 20 Jahren tourt er durch die alten Bundesländer - zwar meist ohne Kamerabegleitung, aber mit Erfolg.

Abschied vom Hinterhof

Als Jugendlichen hält es ihn Ende der 1940er Jahre nicht in der Wohnung. „Ich war froh, als die Hinterhof-Bruchbude in der Nähe der Moritzburg später abgerissen wurde.“ Nach dem Unterricht ist er auf dem Universitätssportplatz an der Saale - Adi, sein Spitzname, rennt, springt, wirft. Oder man findet ihn im Stadion, bei den Chemie-Fußballern. Mit Anfang 20 holt Adi Siege auf der Mittelstrecke und danach im Gehen. Schon ist die Olympiaqualifikation im Blick.

Doch alles kommt anders. 1959 macht Adi seine erste Kinder-Sendung im DDR-Fernsehen, ein Jahr später beginnt er ein Schauspielstudium. Das DDR-Fernsehen sucht Leute wie ihn. Eine Mach-mit-Sendung soll in dem Land, das so großen Wert auf sportliche Erfolge setzt, 1964 auf die Olympischen Spiele in Tokio einstimmen. Bis 1992 nehmen 390.000 Kinder an den TV-Wettbewerben teil.

Derzeit wirbt Adi für das Ablegen des Sportabzeichens. Ob aus Schleswig-Holstein oder aus Baden-Württemberg - bis zu 30 Anfragen gibt es dafür täglich. Die Folge: An die 100.000 Kilometer ist er jährlich unterwegs. Wichtig sei ihm, aktiv zu sein und andere zur Aktivität zu animieren. „Dazu bin ich da, das ziehe ich durch bis, bis....“ Adi überlegt einen Moment und sagt lachend: „Also, meine Mutter ist 96 Jahre alt geworden.“

Dazu passt auch, wie sein Geburtstag am Donnerstag beginnt. „Wie alle Tage, ich bringe mich erst einmal in Schwung - 30 Liegestütze.“ Aber ihm fällt noch mehr ein. Regnet es, bleibt er in der Wohnung an der Karl-Marx-Allee. Dann kommen vielleicht noch 50 Kniebeugen oder Rumpfheben hinzu. Scheint die Sonne, zieht es Adi in den Volkspark - joggen. „So eine halbe Stunde ungefähr macht Laune“, sagt er.

Wer rastet, der rostet - davon kann bei Adi keine Rede sein. 1,69 Meter groß und 69 Kilogramm schwer, der Check beim Arzt lässt Mediziner staunen. So viel Kondition entwickelt mancher im Alter von 30 Jahren nicht. Selbst Marathonläufe - Urkunden aus Berlin, New York und Montreal belegen dies - schrecken den Senior nicht. Fernseh-Schützlinge von einst trifft Adi oft heute noch, vor allem beim Volkssport. Freunde sind der ehemalige Zehnkämpfer Christian Schenk oder der frühere Kanute Andreas Dittmar. Beide gehören zu den zwei Dutzend Olympiasiegern, die sich als Schüler in der Mach-mit-Sendung hervorgetan haben.

Was steht heute zur Feier des Tages auf dem Tisch - Müsli, Obstsalat und Mineralwasser? Seine Antwort: „Ach, ich bin ein Genussmensch.“ Seine Frau müsse sogar die Schokolade unter Verschluss halten. Schwarzwälder Kirschtorte? Auch da langt Adi gerne zu. Und bei einer Roulade läuft ihm gleich das Wasser im Mund zusammen.

Wegen der vielen Kalorien macht er sich keine Sorgen. „Die wuselt man sich einfach wieder weg.“ Stimmt, zumindest in seinem Fall. Es gibt wohl kaum einen Tag, an dem der umtriebige Sportlehrer nicht richtig ins Schwitzen gerät. Kein Wunder, gut 250 Auftritte mit ihm stehen 2012 in seinem Kalender. Kindergärten, vor allem Schulen und Vereine laden ihn ein. Manchmal holen ihn Städte, die sich mit ihren Partnern ein sportliches Kräftemessen liefern wollen.

Fünf Übertragungen aus Halle

Allein fünf Mach-mit-Fernsehsendungen sind mit Adi in Halle über die Bühne gegangen. Mancher erinnert sich noch an seinen einarmigen Handstand sowie die bunten Kostüme, in die er schlüpfte. Die Olympischen Ringe sind bis heute immer dabei, sie gehören ebenso zum Adi-Fundus wie die zehn Paar Museumslatschen. Damit können Kinder-Staffeln wie der kleine Muck im Märchen um die Wette laufen. Märchen liebt Adi über alles. Deshalb unterstützt er auch Trickfilmer als Synchronsprecher. In einer aktuellen Produktion leiht er seine Stimme einem Elefanten. „Mein heimlicher Wunsch: Gern wäre ich auch mal eine Giraffe.“