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Gekündigte Lehrerin Gekündigte Lehrerin: Tränen der Erleicherung in Köthen

Von UTE HARTLING-LIEBLANG UND KATRIN LÖWE 11.02.2011, 21:35
Eine Schülerin schreibt während des Matheunterrichts in ihr Heft. (FOTO: DAPD)
Eine Schülerin schreibt während des Matheunterrichts in ihr Heft. (FOTO: DAPD) ddp/dapd

KÖTHEN/MZ. - In dessen Mittelpunkt: eine Lehrerin, der neben schlechtem Unterricht vorgeworfen wurde, einen Grundschüler geohrfeigt zu haben. Und Eltern, die das alles nicht mehr hinnehmen wollten. Jetzt wurde der Frau gekündigt.

Die Nachricht davon hat sich am Freitag in Köthen wie ein Lauffeuer verbreitet. "Ich habe bereits um 7.40 Uhr die ersten Anrufe von Eltern bekommen", sagte Schulleiterin Karin Schräpel der MZ. Einer Mutter hätten sogar die Tränen in den Augen gestanden vor Erleichterung. Deren Kind hatte gerade sieben Tage bei der Frau vertretungsweise Unterricht. "Ich freue mich darauf, am Montag wieder in einen normalen Schulalltag zurückkehren zu können", sagte Schräpel. "Es war eine Belastung für uns alle, für die Schüler, die Lehrer und die Eltern." Vor allem, dass sie sich immer wieder die Sorgen der Eltern habe anhören müssen und dennoch keine greifbare Lösung in Sicht war, habe sie sehr belastet. Sie sei aber froh, dass die Eltern die ganze Zeit über zur Schule gestanden hätten. Beim Schulverwaltungsamt habe sie immer Ansprechpartner gehabt, hebt die Schulleiterin hervor. "Aber es hat eben alles viel zu lange gedauert."

Die umstrittene Lehrerin war 2009 nach Köthen versetzt worden, weil das Vertrauensverhältnis an ihrer alten Schule zerstört war. Auch dort hatte es schwere Vorwürfe gegen sie gegeben: Die 58-Jährige sollte einem Schüler das Knie in den Bauch gestoßen haben. 2008 stellte das Landgericht Dessau-Roßlau das Verfahren jedoch ein, die zwischenzeitlich suspendierte Lehrerin durfte zurück in den Schuldienst. Bald gab es aber auch in Köthen Probleme. Die Frau wurde schließlich von der Funktion als Klassenleiterin entbunden, durfte in ersten Fächern nicht allein unterrichten. Dann kam die generelle Doppelbesetzung.

Für die Eltern war das ein Skandal. "Ich bin sehr erleichtert", sagte Silke Hösler deshalb am Freitag. Als stellvertretende Elternratsvorsitzende der Klasse 2a, die sich mit ihren Sorgen an die Öffentlichkeit gewandt hatte, freut sie sich, dass "der Druck auf die Ämter endlich Erfolg hatte". Nun könne sie ihre achtjährige Tochter wieder ohne Angst in die Schule schicken.

Einen Zusammenhang zwischen öffentlicher Berichterstattung und der nun erfolgten Kündigung bestreitet das Landesverwaltungsamt aber. Das Kündigungsverfahren laufe schon seit Monaten im Hintergrund, sagte Sprecherin Denise Vopel. Allerdings müssten formell-rechtliche Voraussetzungen erfüllt sein - von der Ermahnung über eine Abmahnung der Lehrerin bis hin zur Anhörung des Personalrates. In früheren Fällen, hieß es zuletzt, war die Behörde nach der Kündigung von Lehrern mehrfach vor Gericht gescheitert. In diesem Fall gebe es ein "Konglomerat vieler einzelner Vergehen" - unter anderem Verletzung der Aufsichtspflicht, so Vopel. Der Frau sei fristgerecht zum Sommer gekündigt worden, bis dahin sei sie suspendiert. Auf mehrfache MZ-Anfragen hat die Pädagogin bisher nicht reagiert.