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Gauck-Behörde Gauck-Behörde: Stasi-Akteneinsicht erst nach vier Jahren

Von Steffen Reichert 03.03.2003, 22:01
Akten im Archiv der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR (Stasi) in Berlin. (Foto: MZ-Archiv)
Akten im Archiv der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des ehemaligen Staatssicherheitsdienstes der DDR (Stasi) in Berlin. (Foto: MZ-Archiv) dpa

Halle/Magdeburg/MZ. - Die Wartezeit auf Einsicht in die eigene Stasi-Akte dauert noch immer vier Jahre. "Wir arbeiten derzeit die Anträge aus dem Jahr 1999 ab", sagte der Leiter der halleschen Außenstelle der Gauck-Behörde, Peter Tietz. Als Gründe für die lange Bearbeitungszeit nannte er einen Personalabbau um etwa 30 Prozent im Zuge der allgemeinen Sparbemühungen und eine weiterhin hohe Zahl eingehender Anträge. "Wenn es uns nicht gelingt, den Antragsberg abzubauen, müssen wir Referate der Berliner Zentrale um Unterstützung bitten."

Tietz zufolge sind im vergangenen Jahr 4430 neue Anträge und damit so viel wie im Jahr 1993 eingegangen. Seit Öffnung der Gauck-Behörde im Jahr 1992 sind damit in Halle 109200 Anträge gestellt und 100000 davon bereits abgearbeitet worden. Dazu kommen schätzungsweise 200000 Anträge aus dem öffentlichen Bereich. "In diesem Bereich arbeiten wir die Anträge tagaktuell ab", so Tietz. Das betreffe Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltungen, aber auch Rentenüberprüfungen für einstige Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit.

Dazu kämen Auskünfte für Antragsteller auf eine Waffenbesitzkarte - eine Überprüfung, die in Sachsen-Anhalt als einzigem Bundesland auch bei der Gauck-Behörde erfolge. Eine wichtige Rolle würden auch Auskünfte in Rehabilitationsverfahren für Opfer politischer Willkür in der DDR spielen.

In der Außenstelle Magdeburg der Gauck-Behörde sieht die Situation ähnlich aus. Dort sind seit Bestehen der Behörde 144000 Anträge auf private Akteneinsicht gestellt worden, wovon rund 130000 abgearbeitet worden sind. Monatlich würden 350 neue eingehen. "Wir haben im vergangenen Jahr 933 Anträge von öffentlichen Stellen, darunter auch im Rahmen von Ermittlungsverfahren, erhalten", so Außenstellenleiterin Walburga Edel.

Sie verwies auf die steigende Zahl von Personen, die aufgrund des erschlossenen Materials Wiederholungsanträge stellen würden, und auf die Zunahme der Forschungsanträge. Derzeit steht vor allem der 17. Juni 1953 im Interesse der Historiker.