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Fremdenhass in Ostdeutschland Fremdenhass in Ostdeutschland: "Nestbeschmutzer"? - Das sagen die MZ-Leser zum Beitrag

26.02.2016, 20:25
Bautzen, 21. Februar: Nach einer Brandstiftung fackelt eine geplante Flüchtlingsunterkunft ab.
Bautzen, 21. Februar: Nach einer Brandstiftung fackelt eine geplante Flüchtlingsunterkunft ab. AP

Halle (Saale) - MZ-Kulturchef Andreas Montag hat in der MZ-Ausgabe vom Freitag nach den schlimmen Ereignissen in Clausnitz und Bautzen die Frage gestellt „Was ist los mit diesen Ostdeutschen?“. Er kommt zum Schluss, dass Politiker nach der deutschen Einheit die Chance für einen demokratischen Neustart verpasst hätten - und zwar aus Arroganz. Der Beitrag hat eine lebhafte Debatte unter unseren Lesern ausgelöst - und in unserer Redaktion.

Daniela Kreissl: Ich kann hier schon die Mimimimi-Kommentare einfliegen hören ... Sich nicht einbringen, nicht wählen, nicht mitgestalten, keine Verantwortung übernehmen, nicht versuchen selber was beizutragen, dass es besser wird - aber rumheulen, weil das Leben nun mal so ist wie es ist. Ach übrigens: wenn sich die besorgten Wutbürger, Kreisläufer und Putinfanboys/girls nun mal wie pöbelndes, geiferndes Pack aufführen, dann sollten sie auch die nicht rumheulen wenn man sie als das bezeichnet was sie sind. Ach ja: kluge Analyse im Artikel MZ!

Andreas Böckler: Die nächste Zeitung, die so grottig argumentiert. Ich möchte mich hier nicht lange aufhalten, nur so viel: In Nordrhein Westfalen gab es bisher 28 Anschläge auf Flüchtlingsheime mehr als in Sachsen! Vor ein paar Tagen erst wieder einen in Schleswig-Holstein, in Flensburg. Dort kippten Unbekannte eine Chemikalie durch das Fenster eines Duschraumes in einer Flüchtlingsunterkunft.

Mitteldeutsche Zeitung: Wo ist der Aufschrei? Beste Grüße! ...

Ich finde, man sollte gerade in der angespannten momentanen Situation genau abwägen wie man berichtet und bei dieser Schlammschlacht gegen den Osten und Sachsen nicht mitmachen. Daher mein Kommentar ...

Im Artikel ist dann auch noch die Frage zu finden, ob eventuell die Ostdeutschen schon vor der Wende braun waren, sich aufgrund staatlicher Verfolgung nur nicht getraut haben, das zur Schau zu tragen.

Ich frage Sie: Sind Sie sich bewusst, welchen Schaden sie damit anrichten? Ist Ihnen bewusst, dass Sie suggerieren, dass Menschen braunes Gedankengut haben, weil sie aus dem Osten kommen? Das ist Rassismus ...

Christian Schmidt: Der Hass kommt daher, weil vielen nach der Wende einiges genommen wurde und sie heute trotz 40 Jahre arbeiten an der Armutsgrenze leben müssen! Ich bin kein Befürworter dieses Hasses aber es sollte trotzdem mal über vieles nachgedacht werde.

Christian Kretschmar: In diesem Text sind einige gute Denkansätze vorhanden. Allerdings werden auch Probleme aufgetan, wo es keine gibt. Die Menschen, die im DDR System aufgewachsen sind und lebten, haben ganz sicher eine andere Denkweise als die Menschen im Westen der Republik. Dennoch ist das alleine ein bisschen zu einfach für mich. In den Medien wird der Osten, allen voran Sachsen als Hort braunen Gedankengutes pauschalisiert und stigmatisiert, auf eine Art und Weise, über die jeder normale Mensch nur noch den Kopf schütteln kann, die einen traurig macht. Haben wir von der Politik doch nach den Vorfällen in Köln erfahren, dass wir Migranten nicht pauschalisieren sollten. Doch wenn es um den Osten und speziell die Sachsen geht, dann dürfen wir es wieder? ... Die Menschen im Osten sind genauso gut oder schlecht, wie die im westlichen Teil Deutschlands und sehen wir auch die Relation dabei. Die Vorfälle in Köln wurden unter den Tisch gekehrt, bis das Netz voll davon war und sind auch jetzt bereits wieder weitestgehend verschwunden, wie die vielen anderen Vorfälle, die täglich im Umgang mit den Migranten passieren. Da wurden Frauen angefasst, bestohlen, vergewaltigt. Was ist in Clausnitz passiert? Es kam niemand zu Schaden und auch die Brandursache in Bautzen ist noch nicht aufgeklärt. Es wird hier eindeutig mit zweierlei Maß gemessen in der Politik, obwohl beides gleichermaßen verwerflich ist. Es ist ein Ungleichgewicht entstanden, was die Menschen spüren, was immer stärker wird und wogegen sich viele Menschen wehren. Einige verzweifeln, andere protestieren und friedlicher! Protest ist ein Teil unserer Demokratie, der von der Politik nicht angeschnitten werden darf, aber angeschnitten wird. .... Für mich sitzen die Schuldigen in Berlin und es gibt keinen Grund Menschen anzugreifen oder Eigentum zu beschädigen und da das für mich so ist, werde ich am 13. März wählen gehen auf demokratische Weise. Dennoch wehre ich mich, dass der Osten speziell ständig durch den medialen Kakao gezogen wird und viele gute Menschen hier pauschal verunglimpft und abgewertet werden. Das kann und darf so nicht weitergehen, denn ein kluger Mann hat mal gesagt. Der schlimmste Rassismus ist der Rassismus gegen das eigene Volk.

Olaf Niebhagen: Alleine die Überschrift ist schon übel!!! Die Mitteldeutsche Zeitung als Nestbeschmutzer! Wenn dieser Artikel in einer Gazette aus den alten Bundesländern erschienen wär, hätte ich noch ein gewisses Verständnis aufgebracht - weil man es dort (möglicherweise) nicht besser weiß oder wissen will. Ich frage mich ernsthaft, ob man bei der MZ an einer sauberen, konstruktiven Berichterstattung interessiert ist oder ob man mit reißerischen Überschriften auf sich aufmerksam machen will. Ich sehe es auch als Aufgabe einer Regionalpresse an, negative Meinungsbilder aus der Welt zu schaffen, anstatt sie in übler Form noch zu verstärken. Ich habe keine Wende gebraucht, um Demokratie zu erlernen, weil diese schon seit meiner Kindheit Bestandteil meines Seins war - geprägt durch Elternhaus, Schule und überhaupt durch mein ganzes Umfeld. Ich bin gern ein Ostdeutscher - ganz ohne Fremdenhass oder Abneigung gegen Menschen die in irgendeiner Form „anders“ sind! Und so geht es auch den allermeisten in meinem Freundes- und Bekanntenkreis.

Patrick Juch: Menschlichkeit und Achtung der Menschenwürde hat in meinen Augen was mit Erziehung zu tun.

Petra Pawllk: Es denken nicht alle so, die aus den Osten kommen. Aber ich kann manche Ängste verstehen. Arbeitslosigkeit zum Beispiel, was manche Politiker fordern, dass die Flüchtlinge keinen Mindestlohn bekommen sollen. Da wird es Chefs geben die dann lieber einen Flüchtling einstellen, bevor sie den Mindestlohn bezahlen. Es gibt ja Arbeitgeber die wollen keinen Mindestlohn bezahlen. Man muss mit den Leuten reden ihre Ängste ernst nehmen und Lösungen finden. Das ist meine Meinung.

Manu Friedchen: EINIGE Ostdeutsche sind eben verbittert. Nach der Wende die Arbeit verloren, weil Fremde kamen und die Leute auf die Straße setzten (alle Insolvenzverwalter kamen aus dem Westen), keine Kneipe mehr im Ort, wo man sich austauschen konnte, manch einer ist von Fremden über den Tisch gezogen worden und hat Haus, Hof oder Ersparnisse verloren. Die fremden Alteigentümer sind gekommen und haben Anspruch erhoben auf Dinge die man jahrelang nutzte und, und, und. Kultur und sportliche Aktivitäten sind für einige unerschwinglich. ... Jetzt kommen Fremde bei denen EINIGE das Gefühl haben, dass sie wieder benachteiligt und abgezockt werden, jetzt entlädt sich der Frust, man will sich das nicht mehr bieten lassen. Aber dass es die Falschen trifft, wird nicht mehr realisiert, da man sich bereits so weit in den Frust reingesteigert hat, dass die sachliche Diskussionsfähigkeit abhandengekommen ist. In allen Dingen von der Politik alleingelassen. Was aber die junge Generation dazu treibt, sich so zu verhalten, wird wohl Gruppendynamik sein, die Anerkennung in der Clique.

Eva-Maria Schulz: Liebe MZ habe den Artikel heute in meiner Zeitung gelesen. Sie haben soetwas von recht genau so sehe ich es auch. Ein sehr guter Artikel natürlich muss sollte von Anfang bis zum Ende gelesen werden, und nicht nur die Überschrift um hier mitreden zu können.