Freizeit Freizeit: In Schönebeck werden Fahrräder nach altem Vorbild gebaut

Schönebeck/dpa. - Seit wenigen Jahren gehen von der «Weltrad»-Manufaktur in derElbestadt aus wieder handgefertigte historische Fahrräder rund um denErdball auf Touren. In den USA, Brasilien und Neuseeland, sind diemittlerweile ebenso unterwegs wie in Europa. Dabei war dieWiederbelebung des Fahrradbaus in der Elbestadt südlich von Magdeburgeher ein Zufall: Der Kauf eines restaurierten Fahrrades der Marke«Weltrad», die bis 1948 zu den renommierten in Deutschland zählte,brachte Geschäftsführer René Leue auf die Idee, die Produktion derBikes nach historischem Vorbild in Schönebeck wieder anzukurbeln. «Eswar Liebe auf den ersten Blick», sagt er heute.
Deutsche Gründlichkeit erleichterte ihm den Neuanfang: Bei derAbwicklung des Traktorenwerkes Schönebeck nach der Wende fanden sichalte Skizzen und Bauanleitungen der Marke «Weltrad», die von 1890 anin Schönebeck produziert worden war. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurdedie Produktion eingestellt, weil Zulieferer für Speichen, Reifen undRohre aus dem Westen Deutschlands nicht mehr zur Verfügung standen.Mehr als 2,5 Millionen Fahrräder waren bis dahin in Schönebeck gebautworden. In den einstigen Montagehallen entstanden fortan Traktoren.
Jahrelang tüftelten Leue und sein Bruder Frank daran, diehistorischen Fahrräder aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhundertsauf den neuesten technischen Stand zu bringen. Die Vorserie mit 22Stück wurde ein Erfolg, 2004 startete die Produktion. Diese ist sehrübersichtlich, denn nahezu alle Teile werden in Handarbeit gefertigt,dazu zählen auch Sattel und Taschen, die von der englischen Firmabrooks geliefert werden. Ganz billig ist ein solches Rad nicht - 1540Euro kostet das Grundmodell - doch die Firma liegt mit ihrerNischenproduktion voll im Trend.
Nach Angaben des Zweirad Groß- und Außenhandelsverbandes ZGA (BadSoden/Taunus) sind auf dem wachsenden Fahrradmarkt in Deutschlandzunehmend teurere Modelle gefragt, während die Billigkonkurrenz anBedeutung verliert. Die Branche rechnet in diesem Jahr mit einemGesamtabsatz von 4,7 Millionen Rädern (2007: 4,6 Millionen). DerMarkt hatte 2007 ein Volumen von mehr als 3,0 Milliarden Euro.
Auch die «Weltrad»-GmbH steigerte die Produktion seit 2004ständig. In der Werkstatt mit fünf Beschäftigten wird pro Werktag einRad gebaut, das den individuellen Maßen der Kunden angepasst ist.Nicht nur «maßgeschneidert» für den Fahrer ging auch das bislangteuerste Modell auf die Reise: Ein Edelteil für rund 4900 Euro, dasvon Schönebeck aus in die Vereinigten Arabischen Emirate auf dieReise ging, wurde passend zum Luxusauto «Maibach» entworfen undgeschmiedet.